Pfingstgottesdienst 1999 in MATER
DOLOROSA
Es ist seit vielen Jahren Brauch in Mater
Dolorosa, daß der Gottesdienst am 2. Pfingstfeiertag
besonders den alten und kranken Gemeindemitgliedern gewidmet
wird.
Sie werden einige Wochen zuvor schriftlich dazu eingeladen und es
wird ihnen angeboten, in diesem besonderen Pfingstgottesdienst das
Sakrament der Krankensalbung zu empfangen. In diesem Jahr waren 18
ältere und kranke Menschen dieser Einladung gefolgt.
Der Chor sang eine melodische Messe von Charles Gounod für
vier Stimmen und Orgel und aus dem Oratorium "Elias" von
Mendelssohn das Engel-Terzett: "Hebe Deine Augen auf".
Den alt und gebrechlich gewordenen Gemeindemitgliedern und den
Kranken gilt, neben seiner Freude an den Kindern in der Gemeinde,
die ganz besondere Sorge von Pfarrer Schlede.
Die Spendung der Krankenkommunion hat daher im "Dienstplan" unseres
Pfarrers und des Diakons Schönfeld ihren festen Platz.
Wer nicht mehr in der Lage ist, am Gemeindegottesdienst
regelmäßig teil zu nehmen, kann sich melden und
darum bitten, daß der Pfarrer oder Diakon ihn einmal
monatlich aufsuchen, um ihm die Heilige Kommunion zu bringen: wer
nicht mehr selbst gehen kann, zu dem k o m m t die Kirche, mit dem
Sakrament, das uns alle in Christus v e r b i n d e t , der
Heiligen KOMMUNION. Gesunde und Kranke, Starke und Schwache,
Große und Kleine: wir sind alle eine Familie, in der einer
die Last des anderen mittragen soll.
Und wer jemals Gelegenheit hatte, eine solche häusliche
Kommunionfeier mitzuerleben, wird bestätigen
können, daß Pfarrer und Diakon in diesen
wichtigen Zweig der Seelsorge sehr viel Liebe investieren.
Die Kranken sollen sich nicht ausgegrenzt fühlen durch
ihre Krankheit und Gebrechlichkeit, die sie daran hindert, sich
zusammen m i t der Gemeinde zum Gottesdienst zu versammeln. Es ist
das Anliegen unseres Pfarrers, diesen Menschen, die eine
große Bürde zu tragen haben und sich oft genug
nutzlos fühlen, weil sie körperlich nichts mehr
leisten können, ihren ganz besonderen Wert für
die Gemeinde bewußt zu machen:
sie können all ihre Beschwerlichkeiten als
"Schatz" betrachten, und für die vielfältigen
Anliegen der Kirche einbringen; sie haben viel mehr Zeit als
früher zum Gebet. Und gerade die B e t e r sind
für eine Gemeinde sehr wichtig .
In seiner Ansprache wies der Pfarrer darauf hin, daß das
Sakrament der Krankensalbung im Lateinischen unctio
(Salbung) infirmorum heißt und nicht etwa, wie man
nach dem deutschen Titel vermuten könnte: unctio
aegrotorum.
I n f i r m u s heißt : s c h w a
c h, a e g r o t u s heißt: k r a n k , leidend,
siech. Es ist das Sakrament der Stärkung durch den
Heiligen Geist für die zweite Lebenshälfte, so
wie die Firmung das Sakrament der Stärkung durch den
Heiligen Geist für die jungen Menschen ist, die erwachsen
werden und ihren Platz im Leben finden wollen. Für den
Empfang der Krankensalbung ist deshalb auch die Firmung die
notwendige Voraussetzung.
Die Krankensalbung will ein Zeichen des Trostes sein , ein Zeichen
der Zuwendung Gottes in leiblichem und seelischem Leid, das den
Schwachen leiblich , geistig und seelisch stärkt.
Das Sakrament ist vor einiger Zeit neu gedeutet worden. . Es ist
noch gar nicht so lange her, daß man von diesem Sakrament
als der "Letzten Ölung" sprach und sie
zusammen mit der Heiligen Kommunion dem Sterbenden als Wegzehrung
für seinen letzten Weg gab. So sträubten sich
viele Kranke mit Recht, das Sakrament zu empfangen, weil sie
eigentlich noch ganz gern weiterleben wollten. Und statt Zeichen
der Zuwendung Gottes zum Menschen zu sein, war es in seiner
damaligen Praxis eher geeignet, vermeidbare Ängste zu
erzeugen.
Das Sakrament der Krankensalbung kann mehrmals im Leben empfangen
werden, es soll allerdings auch nicht durch zu häufigen
Empfang abgewertet werden.
Den Schluß der Ansprache bildete der
Segen eines alten Menschen , ein Text, der nachdenklich
macht. Leider ist der Fundort ( noch ) unbekannt:
Segen eines alten
Menschen
Gesegnet seien, die verstehen,
daß meine Füße langsam geworden sind
und daß meine Hände zittern.
Gesegnet seien, die daran denken,
daß meine Ohren schwer hören
und daß ich nicht alles gleich verstehe.
Gesegnet seien, die wissen,
daß meine Augen nicht mehr gut sehen.
Gesegnet seien, die nicht schimpfen,
wenn ich etwas fallen lasse,
und die mir helfen, meine Sachen zu finden.
Gesegnet seien, die mich anlachen,
die ein Schwätzchen mit mir halten.
Gesegnet seien, die Rücksicht nehmen
auf meine Beschwerden
und die meine Schmerzen lindern.
Gesegnet seien, die mich fühlen lassen,
daß ich geliebt werde,
und die zärtlich mit mir umgehen.
Gesegnet seien, die bei mir bleiben,
wenn ich den Weg in die Ewigkeit gehe.
Gesegnet seien alle, die gut zu mir sind.
Sie lassen mich an den guten Gott denken.
Und ich werde sie bestimmt nicht vergessen,
wenn ich einmal bei ihm bin.
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