Chachapoyas

Tief bewegt von anrührenden Erlebnissen ist unser Pfarrer Michael Schlede am 27. Februar 2001 von seiner anstrengenden Reise zurückgekehrt: in vier Wochen hat er 2000 km löcherige, holperige Straßen durch die Anden-Diözese Chachapoyas im Norden Perus bewältigt. Die Gemeinde MATER DOLOROSA hat ihn in Gedanken begleitet und der Pfarrer hat seine Verbundenheit mit seiner Gemeinde in vielen, vielen Kartengrüßen an Gemeindemitglieder kundgetan.

Beim Abflug in Lima 30° C, bei der Ankunft in Berlin -5°: nicht nur die Temperatur ist anders in Peru!

Kein Mensch regt sich dort auf, wenn versehentlich ein Straßenköter unter die Autoräder gerät.

Es stört allerdings auch niemanden, wenn in Lima nachts ein Kind weinend auf der Straße herumirrt , weil die Eltern es verstoßen haben oder ein anderes um 22.00 Uhr noch Flöte spielend auf der Straße angetroffen wird, um seinen Lebensunterhalt zu erbetteln : zu viele Mäuler sind es, die zu stopfen sind und lieber trennen sich die Eltern von den Kindern statt selbst zu verhungern.

Und das sind nur zwei Schicksale von ungezählten anderen in den Elendsquartieren von Lima.

Als Gottesdienstort in den Slums dient eine Blechhütte: den Menschen, die sich dort versammeln wird ebenso wie in MATER DOLOROSA verkündet, daß Gott sie liebt, daß er an ihrem Geschick anteil nimmt.

Die Indios leben in für uns Europäer unvorstellbarer Armut. Nur ganz wenige bekommen eine Ausbildung oder können gar studieren.

In unserer Partnerdiözese Chachapoyas leben die Indios z. T. 2.300 m hoch in den Anden, in Dörfern, die oft nur zu Fuß zu erreichen sind. Viele "Straßen" verdienen diesen Namen eigentlich gar nicht; sie sind bei Trockenheit staubige Pisten voller Schlaglöcher. Ein heftiger Regenguß, wie im Winter durchaus üblich, verwandelt ihre lehmige Oberfläche in eine schmierige Schicht, die glatt wie Schmierseife ist

Der erste Kontakt der Gemeinde MATER DOLOROSA zu der Diözese Chachapoyas wurde etwa 1975 durch den Jesuitenpater Hansen geknüpft, der sich hingebungsvoll um die Indios kümmert.

Im Laufe der vielen Jahre, hat MATER DOLOROSA, stets in Zusammenarbeit mit dem bischöflichen Hilfswerk Adveniat, zu helfen versucht. Die Kontrolle des bischöflichen Hilfswerks Adveniat in Peru gewährleistet, daß die Spendengelder aus Deutschland im Sinne der Spender auch tatsächlich den wirklich Bedürftigen, für die sie gedacht sind, zugute kommen und nicht etwa in dunklen Kanälen versickern.

Hoyos G., Peru - Indiobauern, Öl auf Holz 10 * 10 cmWir haben z. B. dem jungen Arzt Heribert Weinrich für ein Jahr die Sozialabgaben finanziert, und er hat in dieser Zeit Chachapoyas beim Aufbau eines funktionierenden Gesundheitsdienstes tatkräftig unterstützt.

Die Gemeinde hat sich auch bereit erklärt, ein Heim für alte Menschen mitzufinanzieren, die keine Angehörigen mehr haben, die sich um sie kümmern könnten. Normalerweise werden alte Menschen in der Familie versorgt. Ist keine Familie mehr da, gibt es kein Soziales Netz wie in Deutschland, das sie auffangen könnte. Sie sind dem Elend eines Lebens auf der Straße preisgegeben.

Es reicht nicht, den Menschen im Gottesdienst zu verkünden, daß Gott sie liebt, wenn ihre besser verdienenden Brüder und Schwestern in Europa sie heute im Stich lassen.

Es ist auch keine besondere Heldentat, wenn wir hier von unserem Überfluß ein wenig abgeben oder unsere Freizeit opfern, um einmal im Jahr durch einen Basar Geld für sie zu sammeln. Bild: Indiobauern. Öl auf Holz, Peru.

Mit ihrem Engagement will die Gemeinde MATER DOLOROSA ausdrücken, daß wir alle miteinander Kinder des einen Vaters sind. In der Familie steht man füreinander ein und hilft sich - so gut man eben kann!

Spenden für Chachapoyas sind jederzeit willkommen, gilt es doch auch, die finanzierten Einrichtungen funktionsfähig zu erhalten: auch das kostet viel Geld.

Die Gemeinde hat ein Spendenkonto eingerichtet:

Kath. Kirchengemeinde MATER DOLOROSA e.V. -Sonderpfarrkasse Mission Südamerika- 12249 Berlin bei der Postbank Berlin, BLZ 10010010, Kontonr. 2521 73-105.

Wir können so ein wenig dazu beitragen, den Menschen, die gezwungen sind im materiellen Elend ihr Dasein zu fristen, Hoffnung zu vermitteln. Damit sie sich nicht aufgeben, sondern weiterkämpfen und ihre eigenen Kräfte entdecken und nützen.

Es ist heute nicht mehr so, daß die Kirche bestrebt wäre, die kulturelle Identität der Indios zu zerstören - ein Vorwurf, der die Missionsarbeit früherer Jahrhunderte keineswegs schuldlos trifft .

Solche Praktiken gehören längst der Vergangenheit an. Die indianische Urbevölkerung ist mit Recht stolz auf die kulturellen Leistungen der Vorfahren. Und man muß ihnen helfen, die Kenntnisse zu erwerben, daß sie überhaupt davon erfahren: Zunächst einmal müssen sie also Lesen und Schreiben lernen!

Um die Kindersterblichkeit dauerhaft zu verringern, ist die praktische Unterweisung in Grundlagen der Hygiene nötig.

Der Unternährung in diesen kargen Lebensräumen kann man mit dem Anbau von einheimischen Gemüse und Getreidearten entgegenwirken: man muß sie nur erst einmal kennen. Auf diesem Gebiet ist die Caritas aus Deutschland tätig.

Mission beschränkt sich heute beileibe nicht nur auf die Verkündigung der christlichen Glaubenslehre. Sie ist vielmehr zunächst tatkräftige Hilfe zur Selbsthilfe. Sie will nicht nur das Heil der Seele, damit sie im "Himmel" glücklich werden kann. Das Heil der Seele will sie selbstverständlich!

Würde sie nicht auch für ihr leibliches Wohl Sorge tragen, wäre sie wirklich nur wie "Opium" für die Armen und Entrechteten, wie Karl Marx behauptete. Sie würden nur auf ein ungewisses Jenseits vertröstet. Beschwichtigt und gefügig gemacht durch die Religion, damit sie nicht auflehnen und die Tristesse des Lebens im Hinblick auf die künftigen Freuden besser ertragen.

Aus Achtung vor der Menschenwürde, aus dem Wissen, daß wir alle Kinder eines Vaters sind, wollen wir den Benachteiligten helfen, ihre Würde angemessen zu bewahren. Das können sie nur, wenn wir uns auch um ihr leibliches Wohl kümmern: keinen Luxus, nur dabei helfen, ein menschenwürdiges Dasein zu erreichen.

Erst dann können wir ihnen glaubwürdig den liebenden Vater verkünden, der seinen Sohn geschickt hat, um uns zu erlösen und der uns nach dem Ende unseres mühsamen Erdenweges in seine Herrlichkeit aufnehmen wird.

Ursula Storck, 2.3.2001.

 

Nachricht an unsZurück zur Inhaltsseite