„Säkularer Glaube“

 

Liebe Gemeinde,

in meiner Tageszeitung fand ich vor kurzem einen Leserbrief mit der Überschrift: „Ein säkularer Glaube“.

Ausgangspunkt für diesen Artikel war wohl die heftige Diskussion über die Anordnung der hessischen Kultusministerin, bei der Behandlung der Evolutionslehre seien die Schüler auch mit dem christlichen Schöpfungs-glauben bekannt zu machen. Darauf war vielfach der Vorwurf zu hören, wie kann man Wissenschaft mit „Ideologie“ vermengen! Christlicher Glaube eine „Ideologie“? Der Verfasser des Leserbriefes wehrt sich heftig gegen die Tatsache, dass die modernen Naturwissenschaften heimlich eine Weltan-schauung transportieren. Er fordert als Gegengewicht das zusätzliche Angebot der religiösen Naturdeutung zu bringen, die erst die Freiheit der Wahl ermöglicht und vermeidet, dass die Naturwissenschaften dazu missbraucht werden, eine geistige Diktatur auszuüben.

Eine rein materialistisch-naturalistische Erklärung, die ausschließlich Faktoren wie vor allem Zufall, Mutation und Selektion gelten lässt, ist ein „säkularer Glaube“, der von religiös Gläubigen nicht akzeptiert werden kann. Gegen diesen säkularen Glauben steht der religiöse Glaube, dass die Welt und alles Leben von einem Gott erschaffen worden sind und andauernd erschaffen werden. Ein Gott, dessen Geist in der Schöpfung gegenwärtig ist und sie lenkt.

 

Nach diesem Glauben widersprechen sich Evolution und Schöpfung nicht, sondern gehören zusammen, sind eine Einheit. Man könnte von einer Schöpfungsevolution sprechen, die auf jeden einzelner Menschen zielt, wenn man von einem Gott ausgeht, der die Liebe ist. Die materialistisch-naturalistische Evolutionslehre enthält dagegen eine ganz andere Botschaft, sie lautet: Du bist nur in deinem Wesen Materie, Verwesung, ein Nichts, von keinem Gott geliebt, bejaht.

Soweit der Leserbrief.

Bei uns sollen Kruzifixe als christliche Symbole aus öffentlichen Räumen verschwinden, denn die Gesellschaft soll ja „tolerant“ sein, „multikulturell“, dafür werden aber Moscheen gebaut und Kopftücher in öffentlichen Gebäuden getragen und Scientology baut seinen Wirtschafttempel als „Kirche“ mitten in Berlin. Der bei uns weit verbreitete lasche, miese Zeitgeist wird weiter die Dekadenz des „Christliches Abendlandes“ und den Abbau seiner Werte beschleunigen.

Toleranz bedeutet Identität mit der eigenen Glaubensüberzeugung und zugleich Offenheit gegenüber Anderen. Unsere Aufgabe ist nicht, eine große schale Salzhalde zu sein, sondern Salz der Erde und Licht der Welt.

 

Liebe Gemeinde, nutzen wir die vor uns liegende österliche Bußzeit, um uns neu auf die Taufe, unseren Glauben, unsere Sendung und Berufung zu besinnen. Gott schenke uns die Gnade, dass wir nicht nur Christen heißen, sondern als Christen leben und unseren Glauben bekunden.

 

Eine gesegnete Zeit!

Ihr Pfarrer M. Schlede

 

 



 

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