AUFRUF
ZUM VOLKSBEGEHREN
Religion
als ordentliches Lehrfach an Berliner Schulen
Moralisch
begründetes Verhalten ist wichtig, nicht nur für den
einzelnen, auch für die Gesellschaft insgesamt. Wir bewundern zu
Recht diejenigen Menschen, die aufgrund ihrer tiefsten Überzeugungen
und Wertvorstellungen den beiden Diktaturen auf deutschem Boden
entschiedenen Widerstand geleistet haben – zum Teil bis in den Tod.
Andererseits haben wir auch in der jüngsten Vergangenheit immer
wieder erschreckende Beispiele dafür erlebt, wozu fehlgeleitete
Moralvorstellungen auch führen können.
Vor diesem
Hintergrund ist es wichtig, dass gerade auch Kindern und Jugendlichen
die Gelegenheit geboten wird, sich mit Ethik, also der Lehre des
Sittlichen und Moralischen, auseinanderzusetzen. Wir begrüßen
es daher ausdrücklich, dass an Berliner Schulen Ethik zu einem
ordentlichen Lehrfach geworden ist.
Freilich ist Ethik kein
Lehrfach wie jedes andere. Moralische Bewertungen hängen vom
jeweiligen Menschenbild und davon ab, was der Betrachter als den Sinn
des Lebens ansieht. So mag zwar der atheistische Humanist in
einzelnen moralischen Wertungen zum selben Ergebnis kommen wie der
überzeugte Katholik. Wichtig ist für beide aber, dass er
seine eigene Moral in Übereinklang mit seinen Vorstellungen vom
Sinn des Lebens entwickeln kann. Daher muss ein auf die ethische und
moralische Bildung junger Menschen ausgerichteter Unterricht nach
deren Grundüberzeugungen differenzieren. Christliche,
muslimische, jüdische oder atheistische Schülerinnen und
Schüler werden unterschiedliche Fundamente für ihre
moralischen Vorstellungen entdecken. Es ist Sache des Staates, diese
Vielfältigkeit zu respektieren. Nur wer seine moralischen und
ethischen Vorstellungen mit seiner Vorstellung von Leben in
Übereinklang zu bringen vermag, wird in seiner Haltung gefestigt
sein und gleichzeitig Verständnis und Toleranz gegenüber
denjenigen wahren können, die andere Grundvorstellungen
haben.
Daher fordern wir die Einführung von Religion als
ordentlichem Lehrfach auch an den Berliner Schulen im Rahmen eines
Wahlpflichtbereichs Ethik/Religion - übrigens ebenso, wie dies
in fast allen anderen Bundesländern bereits heute der Fall ist.
Gleich ob evangelische oder katholische Christen, Moslems, Juden oder
überzeugte Atheisten, sie alle sollen und müssen die
Möglichkeit erhalten, die Grundlagen ihrer eigenen Überzeugung
kennen zu lernen und damit das eigentliche Fundament ihrer ethischen
und moralischen Vorstellungen zu legen.
(Pro
Reli ist eine Initiative engagierter Berlinerinnen und Berliner. Sie
setzen sich dafür ein, jungen Menschen Perspektiven für ein
friedliches und tolerantes Miteinander in unserer multikulturellen
und multireligiösen Weltstadt anzubieten.)
Die
Volksgesetzgebung ist in Berlin dreistufig. Zunächst muss ein
Antrag auf Durchführung eines Volksbegehrens mit 20.000
Unterstützern eingereicht werden. Diese Hürde ist längst
genommen. Dann müssen für das Volksbegehren selbst noch
einmal rund 170.000 Unterschriften gesammelt werden. Anders als
bislang können diese Unterschriften künftig auch auf der
Straße und in den Kirchen, also frei gesammelt werden. Diese
Sammlung wird für ProReli von Mitte September bis Mitte Januar
stattfinden. Ist dies erfolgreich, so findet ein Volksentscheid
statt. Übrigens ist die Entscheidung des Volkes im Fall von
ProReli bindend, der Senat muss also den Wahlpflichtbereich
einführen, wenn das Volk dies so entscheidet.
Weitere
Informationen sind unter www.pro-reli.de
abzurufen.
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