Bibeltheologisches
Wochende mit Prof. Hubert Ritt 24/25. März
2000.
Die Bibeltheologischen Tagungen in der
österlichen Bußzeit haben in unserer Gemeinde MATER
DOLOROSA in Lankwitz schon eine Tradition.
Sie werden zusammen mit dem Katholischen Bibelwerk und dem
Lehrerbildungswerk veranstaltet.
Das Thema lautete in diesem Jahr: "Von der Einsetzung der
Eucharistie zur Feier der Heiligen Messe". An beiden Tagen
waren 80 Teilnehmer erschienen.
Wie auch schon an den früheren Bibeltheologischen
Wochenenden, die wir mit Professor DDr. Hubert Ritt erleben
durften, war es seine mitreißende und lebendige
Vortragsweise, die die zahlreichen Zuhörer begeisterte.
Die von Professor Ritt vorbereiteten Informationsblätter,
zum Inhalt der Vorträge können Sie, wenn Sie
möchten, per Mouseclick aufrufen.
Im Einführungsvortrag am Freitagabend: "Wie hat Jesus
das Abendmahl gehalten? Die biblischen Einsetzungsberichte in
heutiger Sicht " legte der Referent anhand der
nebeneinander gestellten Einsetzungsworte in den verschiedenen
Evangelien dar, daß der Text im Brief des Apostels Paulus an
die Korinther ( Kor 11, 23 b - 26) der älteste erhaltene ist.
Die Texte in den anderen Evangelien sind jünger.
Paulus wendet sich in diesem Text gegen eine magische
Sakramentenauffassung. Prof. Ritt gab den Hörern dazu ein
eigenes Arbeitsblatt mit.
Die Verbindung von Diakonie und Abendmahlsfeier in den
frühen Jahren des Christentums, kam der Kirche in den
späteren Jahrhunderten leider häufig abhanden. Die Sorge
um den Menschen muß mit dem Gottesdienst Hand in Hand gehen.
Jemand, der sich nicht um seine Mitmenschen kümmert, ist auch
nicht würdig, Gottesdienst zu feiern.
Bei den Urchristen war der Diakon ein "Tischdiener". Aber auch
die Diakone verkündigten: Stephanus und Philippus waren auch
Verkündiger des Wortes.
Prof. Ritt zeigte die Parallelen auf, die nach den Berichten in
den Evangelien zwischen dem Ablauf eines traditionellen
jüdischen Festmahls und dem Letzten Abendmahl bestehen, das
Jesus mit seinen 12 Jüngern vor der Kreuzigung in Jerusalem
abhielt.
Am Samstag stellte der erste Vortrag:
"Die Messfeier im Verlauf der
zweitausendjährigen Kirchengeschichte"
den Zuhörern die historische und theologische Entwicklung vor
Augen.
Vom Letzten Abendmahl am Gründonnerstag , über die
urchristliche Eucharistiefeier, zur Feier des Sonntags mit dem
Herrenmahl, (weil Jesus an einem Sonntag von den Toten auferstand)
, über die vielen Mißverständnisse, die der
Gebrauch des der Mehrzahl der Gläubigen unverständlichen
Lateins mit sich brachte, zur Herabwürdigung der Heiligen
Messe zu einem magischen Ritual und der Rückbesinnung auf die
urchristlichen Anfänge nach dem II. Vatikanischen Konzil,
spannte sich der Bogen..
Im Lauf von 2000 Jahren hatte die äußere Gestalt der
Feier der Heiligen Messe sich sehr gewandelt.
In der westlichen Hemisphäre ist die Meßfeier auf
eine Zeit von ca. 60 Minuten geschrumpft Während in der
Ostkirche viele Rituale erhalten blieben, sind sie bei uns nur noch
in rudimentärer Form erhalten, wie z. B. das Kyrie, das einmal
ein feierliches Bittgebet war.
In der Ostkirche bringen die Menschen viel Zeit mit, wenn sie
ihre Gottesdienste begehen. In der westlichen Kirche wird der
Zeitaufwand nüchterner betrachtet und auf ca. 60 Minuten
eingegrenzt.
Als immer weniger Menschen Latein verstanden, war die
Lateinische Messe in ihrem Ablauf fast nur noch den Theologen
verständlich. Das Volk, also die Gemeinde, blieb von der
Mitfeier eigentlich ausgeschlossen. Mißbräuche schlichen
sich sein. Die Wandlung wurde zu einem magischen Ritual, das, so
der Glaube des einfachen Volkes, je öfter man daran teilnahm,
desto mehr Gnaden vermitteln sollte. Der einleitende
Wortgottesdienst wurde zu Unrecht geringer bewertet als die
eigentliche Eucharistiefeier. Das zweite Vatikanische Konzil
rückte die Gemeinde endlich wieder in das Blickfeld
Aus dem "Hoc est enim", dem Anfang der Wandlungsworte, die der
einfache Gläubige, der oft nicht einmal lesen und schreiben
konnte, ja nicht verstand, wurde irgendwann im Mittelalter
"Hokuspokus": bis heute ein Symbol für Zauberei und Magie.
Das II. Vatikanische Konzil, das Papst Johannes XXIII.
einberief, nahm sich der Mißstände an.
Die jeweilige Landessprache wurde für die Eucharistiefeier
wieder eingeführt.
Die Gläubigen sollen die Worte verstehen und mitfeiern. Der
Priester steht nicht mehr mit dem Rücken zum Volk während
des Gottesdienstes, sondern wendet sich dem Volk zu.
Die Kirchen wurden mit Altären ausgerüstet, die frei
im Altarraum stehen und endlich wieder wie ein Tisch aussehen und
so eher daran erinnern, daß wir das "Letzte Abendmahl" in
unserer Eucharistiefeier gegenwärtig setzen.
Im dritten Vortrag : ""Eucharistie-Ökumene"! Wann
wird es am Tisch des Herrn keine Trennung mehr geben?""
behandelte Prof. Ritt die Entwicklung seit der Reformation.
Auch innerhalb der katholischen Kirche wird heute anerkannt,
daß Luthers Kampf gegen die angeprangerten
Mißstände durchaus berechtigt war, z. B. die Auffassung
der Eucharistiefeier als magisches Ritual, die
Unverständlichkeit des Lateins für die meisten
Gläubigen, die sie letztlich ausschloß.
Wurden seit dem 16. Jahrhundert die Unterschiede zwischen den
Konfessionen betont und aufgelistet, bemüht man sich heute
eher, Gemeinsamkeiten zu finden.
Es gibt nunmehr einerseits die Tendenz, die Unterschiede zu
relativieren , und im Sinne von Lessings "Ringparabel
"eucharistische Gastfreundschaft zu pflegen, wie sie einer
multikulturellen Gesellschaft angemessen sei. Die andere Tendenz
vertritt eine "Rückkehrökumene", die die anderen
Konfessionen quasi "heimholen" möchte, zum einzig wahren
Glauben.
Aussichtsreich erscheinen beide Positionen nicht.
Wir, die katholischen Christen, können nicht sicher sein,
daß unsere katholische Gottesdienstform die einzig richtige
ist. Die frühchristliche Tradition war sehr vielfältig,
die Entwicklung kann sich künftig nicht nur auf die Bibel
berufen.
Ausgangspunkt für uns muß sein, daß der Christ
der anderen Konfession schließlich auch das glaubt, was er
sagt.
Es geht darum, die Christen in ihrem jeweils anderen Glauben
anzunehmen, ohne die eigene Position deshalb aufzugeben. Die
Grundhaltung des anderen muß integriert werden, nur dann
können wir auf eine echte Ökumene hoffen: es geht um
Komplementarität: das eine schließt das
andere nicht aus. Die Entwicklung muß zur charismatischen
Kirche gehen.
Dieses Ökumene-Verständnis fand auch den begeisterten
Beifall der Zuhörer.
Arbeitsblätter zur letzten
Tagung (23.3.2000): Von der Einsetzung der Eucharistie zur Feier
der Hl. Messe
.U. St.
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