Zu den Werken werden - wie üblich – zusammen mit dem Programmblatt Erklärungen zu finden sein. Den folgenden kürzeren Hinweis hat Dr. Simonett schon vorweg gegeben: Das Programm kann unter dem indirekten Titel stehen: Bach und die Folgen. Vor einigen Jahrzehnten hat es in der Musikwissenschaft einen fruchtbaren Streit gegeben, in wie weit Bach „Wegbereiter" für spätere Stile, oder ob er „Endpunkt" einer Entwicklung gewesen sei. Inzwischen sind uns beide Aspekte viel deutlicher. Bei diesem Konzert wird natürlich der erste Aspekt betont, wie das schon aus der Programmfolge ersichtlich ist. Obwohl drei gewichtige Werke von Bach erklingen, ist damit nur ein kleiner Teil aus seinem reichen sogenanntem „freien Orgelwerk" repräsentativ erfaßt und der gleichgewichtige Teil der an den Choral gebundenen Kompositionen ist gar nicht vertreten. Gleichwohl stehen schon diese drei gewichtigen Werke für sehr unterschiedliche Bereiche. Die beiden Präludien und Fugen sind nicht nur in der Tonart, sondern im gesamten Charakter und in der Faktur recht gegensätzlich; das Werk in C-Dur ist klangprächtig und dabei unauffällig äußerst dicht ausgearbeitet, in der Komposition in a-moll ist auch äußerlich die Virtuosität erkennbar – bei einer sehr originellen Thematik. Die 6. Triosonate zeigt in Heiterkeit ein für die Entstehungszeit exzeptionelles kompositorisches Handwerk und stellt eine damals ganz ungewöhnliche spieltechnische Anforderung. Von den reichen „Folgen", die Bachs Schaffen gehabt hat, sind im Bereich der Orgelmusik hier zwei exemplarische Kompositionen ausgewählt. Unter Mendelssohns drei Präludien und Fugen aus den Jahren 1836/37 ist das Präludium in G-Dur mit seiner schwelgerischen Melodie das lyrischste; es ist von den erkennbaren barocken Vorbildern der Gattung am weitesten entfernt. Der romantische Komponist findet hier zu einer Tonsprache, die den starren Orgelklang aufhebt, ohne daß es einer Registeränderung bedarf, die Fuge verwirklicht eine romantische Vorstellung von barockem Pathos. Als Reger vor hundert Jahren seine große Huldigung für Bach schrieb, stand sein eigener Stil gefestigt dar, der siebenundzwanzigjährige Komponist war bereits zu seinem opus 46 gelangt. Reger stellt sich mit diesem Werk deutlich sichtbar in die Tradition entsprechender Werke über B-A-C-H von Schumann und Liszt. Die Tonfolge B-A-C-H gehört aufgrund ihrer Chromatik (a-b-h-c) keiner Tonart an, sie läßt sich aber in vielfältige harmonische Verbindungen bringen. Insofern war sie für Regers harmonisch weit ausgreifenden Stil auch kompositionstechnisch anregend. Diese Tonfolge durchzieht auf verschiedenartige Weise das ganze Werk. Die erste Hälfte, also die Phantasie, ist in jeder Weise für die damalige Zeit modern. Die Fuge greift zwar durch ihr Technik deutlich erkennbar auf Bachs Kompositionsart zurück, aber sie gibt die Einheit des Tempos auf und ist ganz auf Steigerung angelegt und zeigt schon damit eine ganz unbarocke moderne Haltung. |