"Ich bin der Weg,
die Wahrheit und das Leben." (Joh. 14,6)

Woche für die Einheit der Christen / Ökumenisches Seminar im Januar

An zwei Abenden im Januar fand das diesjährige ökumenische Seminar mit dem Thema "Neue Ansätze für die Ökumene in Marienfelde" statt.

Lag es an dem trocken formulierten Thema oder am nassen Wetter, dass am ersten Abend nur etwa 15 Personen teilnahmen?

Zu Beginn dieser zwei Stunden stellte Herr Klemens Duda, der Vorsitzende des Dekanatsrats Tempelhof, die Ökumene – Vorlage des Diözesanen Pastoralforums vor.

Dieses Pastoralforum war von 1998 bis 2000 zusammengekommen, um zu sammeln, was die Basis des Erzbistums Berlin an der Schwelle zum dritten Jahrtausend bewegt, und um ein Zusammenwachsen des Ostens und Westens des Bistums zu erreichen.

Voten aus den Pfarrgemeinden wurden zusammengetragen und in 14 verschiedenen Arbeitsgruppen behandelt. Am Schluss entstanden dann Beschlussvorlagen, die Kardinal Ster-zinsky mit der Bitte übergeben wurden, sich für deren Realisierung einzusetzen. Eine dieser Vorlagen ist das Ökumenepapier. Schön und erwähnenswert finde ich, dass der evangelische Landesbischof Huber bei den Tagungen des Ökumeneausschusses durchgehend anwesend war.

Liebe(r) LeserIn, wussten Sie, dass das Zweite Vatikanische Konzil (1962 – 65) die katholischen Christen zur Teilnahme an der ökumenischen Einheitsbewegung mahnt? ("Die Bemühungen der getrennten, aber durch das Sakrament der Taufe verbundenen Kirchen um sichtbare Einheit entsprechen dem Hohepriesterlichen Gebet Jesu, dass alle eins seien".)

In einer Zeit, in der im Bereich des Erzbistums Berlin von 100 Neugeborenen nur fünf getauft werden (drei davon evangelisch, zwei katholisch), 95 % aber gar nicht, dürfte die Dringlichkeit für einen verstärkten Zusammenhalt und ein Zusammenwachsen der christlichen Konfessionen offensichtlich sein.

Die Ökumene in Berlin hat eine lange Tradition. Heute wird das Drängen nach Überwindung der Kirchenspaltung vor allem durch zwei Erfahrungen der "Basis" verstärkt: Zum einen erfahren wir im täglichen Leben, dass wir Christen uns zunehmend in einer Minderheitssituation befinden. Zum anderen gibt es eine große Zahl an konfessionsverbindenden Ehen und Familien, die an der Abgrenzung der Kirchen voneinander besonders leiden.

Das Ökumenepapier stellt Kirchenrecht konkreten pastoralen Anliegen im ökumenischen Bereich gegenüber. So hat ein katholischer Christ, der am Sonn- oder Feiertag einen ökumenischen Gottesdienst besucht, seiner Pflicht, die Sonntagsmesse zu besuchen, nicht entsprochen. Des weiteren wird die restriktive Haltung bezüglich der "eucharistischen Gastfreundschaft" von Seiten der katholischen Kirche angesprochen.

Zu den aufgeführten Problemen werden im Abschnitt "Handeln" Anregungen gegeben, wie das praktische Aufeinander–Zugehen denkbar wäre. Nur als Stichworte seien hier ge-nannt: Gemeinsame Teilnahme von konfessionsverbindenden Ehepaaren an der Eucharistie, der Ökumenische Kirchentag 2003, Angleichung des Wortlautes gemeinsamer liturgischer Texte (Glaubensbekenntnis).

Des weiteren finden sich zahlreiche Beispiele dafür, wie "ökumenische Spiritualität" gelebt werden kann. Viele werden inmitten unserer Marienfelder Gemeinden bereits praktiziert, zum Beispiel der Weltgebetstag, ökumenische Bibelkreise, die gemeinsame Hospizgruppe oder der Obdachlosen–Besuchsdienst.

Die Papiere zu den einzelnen Themenbereichen des Pastoralforums liegen übrigens den Gemeinden vor bzw. können über die Pfarrbüros bezogen werden.

Der zweite Abschnitt von Herrn Dudas Ausführungen umfasste einen Kommentar zum umstrittenen Papier "Dominus Iesus". Autor dieser Interpretation des Vatikanpapiers ist der Paderborner Ökumeniker Professor Schütte, dessen Absicht war, den entsetzten Lesern von Ausschnitten aus "Dominus Iesus" zu zeigen, dass das Schreiben keine Herabwürdigung der evangelischen Kirche sei. Ich wage zu behaupten, dass dieses Vorhaben im Blick auf unsere Seminarteilnehmer nicht ganz erfolgreich war.

Die folgende Diskussion war lebhaft, aber sachlich.

Fragen tauchten auf, z.B. ob die Ökumene wirklich ein Anliegen Roms sei. Es gebe offensichtlich eine Diskrepanz zwischen der Weltkirche "Katholische Kirche" und der Basiskirche. Hier wurde entgegen gehalten, dass unser Berliner Kardinal Sterzinsky, der seiner Position entsprechend sicherlich "Rom" sehr nahe steht, ein nachdrücklicher und glaubwürdiger Vertreter der Ökumene ist.

Von Kirchen anderer Länder werde uns vorgeworfen, dass wir uns in Deutschland krampfhaft auf das Trennende konzentrieren, statt Ökumene einfach zu praktizieren, war eine weitere diskutierte Eingabe an diesem Abend.

Vor dem Hintergrund dieses interessanten ersten Abends fragten wir uns am darauf folgenden Seminartag bei nunmehr zwanzig Teilnehmern, wie wir den gemeinsamen Weg vor Ort, in Marienfelde, weiter gehen können. Ich habe an diesem Abend 28 (!) neue (!) Stichpunkte mitgeschrieben, die – auf großen Papierbögen notiert – durch ein Gremium aus dem Ökumene Arbeitskreis in Zusammenarbeit mit dem Gemeinde–Kirchenrat der evangelischen Gemeinde und den Pfarrgemeinderäten der katholischen Nachbarn diskutiert und mit Leben erfüllt werden sollen. Ideen sind zum Beispiel: Ökumenische Gemeindebriefe zu besonderen Festen, ökumenische Kindergottesdienste, ökumenische Gesprächskreise oder aber auch gemeinsames Handeln im Bereich Umwelt- und Sozialpolitik.

Vieles wurde in der Ökumene bereits auf die Beine gestellt und noch immer gehen die Ideen nicht aus. Sollte der Heilige Geist wohl besonders gern in der "Einheitsbewegung der versöhnten Verschiedenheit" (Zitat Pastoralforum) wehen?! E. Kroll

 

 

  

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