Liebe Gemeinde,

fromme und weise Menschen haben ihre Erfahrung mit ihrem Gott und der Welt, in der sie lebten, niedergeschrieben. Sie haben sich um Zuordnung von Schöpfung und Schöpfer bemüht. Als offenbartes Gut lesen wir das dann im Buch Genesis in der Schöpfungsgeschichte. Die Verfasser dieser Texte lebten keineswegs auf einer Insel der Glückseligkeit. Ihre Zeit war - wie viele andere Zeiten ja auch - gekennzeichnet von Hass und Krieg, Mord und Verfolgung. Aber sie war eben auch gekennzeichnet vom Miteinander der Menschen und der Gegenwart eines menschenzugewandten Gottes. So konnten sie bei ihrer Darstellung der Schöpfung nach jedem Tag schreiben: "Gott sah, dass es gut war." Und das gilt ja auch für den Menschen. Das Bemühen jener alten Texte gilt dem Hinweis, dass uns Menschen eine großartige Schöpfung anvertraut worden ist, anvertraut, nicht übereignet, das heißt also auch, dass uns der Mitmensch anvertraut ist. In den Bildern der Hl. Schrift sind so ja auch Adam und Eva, Kain und Abel einander anvertraut. Und dann, mit Entsetzen, wird erkannt, dass dieses Anvertrauen umschlägt in Verfügen. Dann ist der Mitmensch nicht mehr anvertrautes Gut, er wird zum Opfer. Welch fruchtbare Verwandlung im Hirn und Herz eines Menschen sich vollzieht, der andere zum Opfer macht, lässt sich wohl niemals begreifen. Um so wichtiger ist es, dass alle, die sich unter dem Angesicht Gottes ahnen, ihre Wertschätzung des Mitmenschen deutlich leben und zum Zeugnis in der Welt machen. Furchtbar sind Menschen, die andere betrügen und ihnen einreden, dass sie Märtyrer sind, wenn sie andere zum Opfer machen. Märtyrer sind Opfer, sie machen keine.

Es wurde in den letzten Wochen sehr viel gebetet, in Kirchen, auf Plätzen, in Stadien, allein im Zimmer. Gewiss war dabei auch manches Schaubeten ("schaut her, ihr Leute, wie fromm ich bin, und du, lieber Gott, kannst froh sein, dass du mich hast"), manches Beten wird in einigen Wochen auch wieder vergessen sein. Viele aber haben sich daran erinnert - oder sie brauchten nicht erinnert zu werden -, dass bei entsetzlichen, mutwilligen und bösartigen Schicksalsschlägen es zu wenig ist, wenn wir uns nur auf uns allein verwiesen wissen. In der Trostlosigkeit und Verzweiflung ist es mehr als Erinnerung, wenn uns einfällt, dass Gott selbst sich dieser Welt nicht entzogen hat, vielmehr im menschgewordenen Gottessohn Teil - lebensspendender und tröstender Teil - unserer Geschichte geworden ist.

In den Gottesdiensten in unserer Kirche, ob wochentags oder sonntags, finden sich immer so viele Gläubige ein, die miteinander beten, dass es froh und glücklich macht, Menschen zu erleben, für die das Gebet mehr geworden ist als der verzweifelte Hilfeschrei aus der Katastrophe heraus. Ich bin dafür sehr dankbar, denn ich glaube schon, dass solche Beter auch Hoffnungszeichen für jene sind, die das Beten verlernt oder vergessen haben.

Menschen können ihre Herzen vor Gott, vor Menschenfreundlichkeit und vor Güte verschließen. Sie zerstören damit ihr eigenes Antlitz, das Gott ihnen in seiner Schöpfung gegeben hat - er sah, dass es gut war - und machen daraus die Fratze des bösartigen Menschen.

Vor einem Jahr haben die Eltern, die auch die Kinderkirche vorbereiten, einen Gottesdienst zum Rosenkranz für Kinder gestaltet. Es war ein sehr schöner, ansprechender Gottesdienst, der den Kindern viel Freude gemacht hat. Auch in diesem Jahr haben sie sich Ähnliches vorgenommen. Ich bin ihnen dafür sehr dankbar und freue mich auch schon auf diesen Gottesdienst. Es ist doch wichtig, dass alte traditionelle Gebetsformen nicht in Vergessenheit geraten, zumal dieses Gebet uns die großen Heilsereignisse im Leben Jesu vor Augen führt.

Ebenfalls Tradition ist in der Kirche der Oktober Missionsmonat. Am letzten Oktobersonntag begehen wir den Missio-Sonntag. Auch hierzu ganz herzliche Einladung an alle, die aus der Freude über unseren Glauben ihn auch möglichst vielen Menschen nahebringen möchten.

Mit herzlichem Gruß aus dem Pfarrhaus, Ihr Pfarrer Lutz Gottschalk.

 

 

  

Diese Inhalte werden nicht mehr aktualisiert und enthalten ggf. veraltete Informationen