Der Heilige des Monats: Hl. Mathilde (Mechthild) (14. März) Was verbindet uns heute noch mit einer Heiligen, die vor 1100 Jahren lebte, Königin und Mutter eines Kaisers und eines Heiligen, als Spross des Hochadels dem einfachen Volk weit entrückt? Mathilde wurde um 895 in Engern als Tochter des sächsischen Grafen Dietrich geboren und von ihrer Großmutter, einer Äbtissin, in Herford erzogen. Sie betrat die politische Bühne, als Herzog Heinrich, später der erste deutsche König, sie als Vierzehnjährige zur Frau nahm. Aus der harmonischen Ehe gingen zwei Töchter und drei Söhne hervor: Otto, "der Große" und erster deutscher Kaiser, Heinrich, Herzog von Bayern, und Bruno, Erzbischof von Köln und Heiliger. Als ihr Gemahl Heinrich 936 unerwartet im Sterben lag, soll er von ihr mit folgenden Worten Abschied genommen haben: "Dir aber danke ich, dass du meinen Zorn gar oft besänftigt, mir guten Rat gegeben, mich von Ungerechtigkeit abgehalten und zur Gerechtigkeit geführt und mich eifrig ermahnt hast, den Unterdrückten Barmherzigkeit zu erweisen. Dem Allmächtigen und der Fürbitte aller Heiligen empfehle ich dich, unsere Kinder und meine scheidende Seele." Mathilde wurde dann in die damals nicht unüblichen Kämpfe um die Herrschernachfolge hineingezogen. Sie neigte ihrem Sohn Heinrich zu, der sich mit Otto, dem älteren, erbitterte Auseinandersetzungen lieferte. Da sie mit ihrem Witwengut großzügig Bedürftige unterstützte und Klöster gründete, warfen ihr Otto und Heinrich gemeinsam die Verschwendung des königlichen Gutes vor und entzogen ihr dieses. Mathilde verließ den königlichen Hof und betete in der Zurückgezogenheit unablässig für ihre Söhne. Auf Vermittlung von Editha, der Gemahlin Ottos, versöhnten sich diese wieder mit ihrer Mutter, vor der sie knieend Tränen der Reue vergossen. In der Folgezeit widmete sich Mathilde mit allen Kräften und Mitteln der Sorge um die Geringen in der Gesellschaft und der Pflege der klösterlichen Kultur. Widukind von Korvey, ein Chronist der damaligen Zeit , nannte sie "eine Frau von wundersamer Heiligkeit", die überdies durch ihre Klugheit und Weltoffenheit beeindruckte. Sie starb am 14. März 968 in Quedlinburg im Harz und wurde dort in der von ihr gegründeten Stiftskirche St. Servatius beigesetzt, der großartigen romanischen Basilika auf dem Schlossberg. Ihr Steinsarkophag mit dem herausgemeißelten Kreuz auf dem Deckel steht heute noch exakt an der Stelle in der Krypta, wo er zum Begräbnis aufgestellt wurde, neben dem Grab ihres Ehemanns Heinrich, dessen Leichnam jedoch einem Brand im 11. Jahrhundert zum Opfer fiel. Ein seltsames Schicksal durchlebte diese Kirche, heute in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen, während der Zeit des Nationalsozialismus. Die SS missbrauchte sie von 1938-45 als Weihestätte, da sie König Heinrich als Ahnherrn des "Tausendjährigen Reiches" betrachtete. Für die alljährlichen protzigen Feierlichkeiten wurde die sakrale Innenausstattung beseitigt, ein riesiges Hakenkreuz aufgehängt und eine neue Wand verdeckte die gotischen Fenster im Hohen Chor. Die Kirche beherbergt heute wieder einen der wertvollsten mittelalterlichen Kirchenschätze, der in den Wirren der Nachkriegstage nach Texas verschwunden war. Die kostbaren Reliquienbehälter und Evangeliare sind zum größten Teil Geschenke der deutschen Herrscherhäuser - eine Tradition, die Mathilde mitbegründet hat. Die erste deutsche Königin - eine Heilige, deren Glaube uns eine noch heute gültige Botschaft übermittelt: die Nächstenliebe jenseits aller Regeln und Konventionen. In bildlichen Darstellungen ist sie leicht zu identifizieren: im königlichen Ornat, Almosen verteilend und ein Kirchenmodell haltend. J. Schweier
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