Die Heilige des Monats:

Hl. Karl Borromäus (4. November)

Liebe Leserinnen und Leser,

vielleicht haben Sie schon von der bevorstehenden Eröffnung unseres "Lesecafés" im Pfarrhaus erfahren, einer Bibliothek mit besonderen Angeboten. Es ist schön, dass unsere Kirche auch für dieses Anliegen die "Zuständigkeit" eines Heiligen kennt, den wir um seine Fürsprache anrufen können. Es ist dies Karl Borromäus. Zu seinem Patronat kam er auf folgende Weise:

Carlo BorromeoCarlo Borromeo, so sein italienischer Name, wurde am 2.10.1538 in Arona am Ufer des Lago Maggiore geboren. Er war Spross einer reichen und vornehmen Familie, die mit mächtigen Adelsgeschlechtern Italiens in verwandtschaftlicher Verbindung stand. Aus familienpolitischen Gründen wurde Karl bereits als Kind für den geistlichen Stand bestimmt, was damals nichts anderes bedeutete, als dass er sich mit Hilfe kirchlicher Ämter Macht und Reichtum sichern sollte. So wurde er bereits im Alter von 12 Jahren Abt eines Klosters, was der Familie ein zusätzliches Einkommen sicherte. Mit 21 wurde er in Padua zum Doktor der Rechte promoviert und verwaltete das umfangreiche Familienvermögen, zu dem weitere Abteien beitrugen.

Aber bereits in Karls jungen Jahren wurde deutlich, dass er fromm und vorbildlich pflichtbewusst war und keineswegs Geld und Einfluss nachjagte. Dies änderte sich auch nicht, als ihn sein Onkel, Papst Pius IV., 1560 zum Kardinalstaatssekretär und zum Administrator des Erzbistums Mailand berief und den 22jährigen damit zu einem der mächtigsten Männer der Kirche machte. Der überraschende Tod seines Bruders erschütterte Karl tief und führte ihn noch näher zu Gott. Fortan lebte er asketisch und ordnete sich völlig seinen Aufgaben unter. Er empfing im Jahr 1563 die Priester- und Bischofsweihe.

Die Kirche durchlebte damals - wann eigentlich nicht? - stürmische Zeiten. Die Reformation war über Europa hinweggezogen, ein Konzil sollte der katholischen Kirche wieder die nötige Standfestigkeit und Glaubwürdigkeit zurückgeben, in Frankreich flammten Glaubenskämpfe auf, in England beendete Königin Elisabeth I. die katholische Restauration, in den spanisch beherrschten Niederlanden traten politisch-religiöse Spaltungen von großer Tragweite ein und in der Neuen Welt stand die Kirche vor einer grundlegenden Aufbausituation.

Karl leistete als Sekretär des Papstes besonders im Zuge des Konzils von Trient (1545-63) wesentliche Vorarbeiten zur Reform der Kirche, die sich vor allem mit Glaubensdekreten über Sakramente, Tradition, Eucharistiefeier, Priestertum und mit Reformdekreten über Ausbildung, Lebensweise, Pflichten und Zölibat der Priester und gegen Pfründen- und Ablassmissbrauch grundlegend erneuerte. Mit den Legaten des Konzils führte er die Korrespondenz, die heute noch rund 100 Bände umfasst. Den Papst, seinen Onkel, bestärkte er in seinen Reformabsichten, so dass das Konzil nach drei Anläufen erfolgreich beendet werden konnte. Ein Gesandter meinte, Karl bewirke durch sein persönliches Vorbild mehr als alle Konzilsbeschlüsse.

Nach dem Konzil begab sich Karl in seine Mailänder Diözese und setzte in den restlichen 19 Lebensjahren konsequent dessen Beschlüsse um. Er berief insgesamt 20 Synoden ein, denen zahlreiche Instruktionen über das Predigtamt, die Spendung der Sakramente, die Ausstattung der Kirchen und die Vermögensverwaltung der 800 Pfarreien folgten. Die Sammlung seiner Anweisungen wurden später gedruckt und diente in ganz Europa als Vorbild für die Leitung eines Bistums. Nicht minder eifrig kontrollierte er die Durchführung seiner Vorgaben und ließ in Rechenschaftsberichten niederschreiben, was an Missständen, Ermahnungen und Gegenmaßnahmen einschließlich der verhängten Strafen festzustellen war. Unermüdlich kümmerte sich der Heilige selbst auf seinen Visitationen um die Erneuerung des Glaubenslebens. Zu seinem Amtsbereich gehörten auch Schweizer Bergtäler, die den Einflüssen des Reformators Zwingli besonders ausgesetzt waren, in denen sich Praktiken der Magie und Totenbeschwörung erhalten hatten und das Konkubinat der Geistlichen und die Priesterkinder in den Pfarrhäusern üblich waren. Karl scheute sich nicht, auch dort zu erscheinen und Reisestrapazen, Kälte und Ablehnung zu ertragen, nur um für den rechten Glauben zu sorgen. Er wohnte dabei in den Pfarrhäusern, so schlecht sie auch sein mochten, ließ sich zum Mittagessen eine Suppe, ein weiteres Gericht und ein paar Früchte reichen, in späteren Jahren gar nur noch Wasser und Brot. so dass er gar nicht mehr bei Tisch erschien.

Er erkannte rasch, dass das Glaubensleben stark von der Bildung und Ausbildung der Geistlichen abhing, und gründete deshalb mehrere vorbildliche Einrichtungen für die Priesterausbildung. Auch die Unterrichtung von Laien förderte er in der Erkenntnis, dass Glauben und Wissen einer gottgewollten Einheit entsprachen.

Glaubenseifer, Menschenliebe und Organisationstalent Karls kamen vor allem in der Ausnahmesituation des Pestjahres 1576 zur Entfaltung. Jeder, der konnte, verließ das verpestete Mailand, vor allem Regierungsmitglieder, die eine hilflose Bevölkerung ihrem Schicksal überließen. In dieser Situation nahm der Erzbischof selbst die Zügel in die Hand, organisierte, auch aus eigenen Mitteln, Kleidung, Lebensmittel, Medikamente, die ambulante Fürsorge der in den Häusern Verbliebenen und die Betreuung der Kranken und Sterbenden in den Hospitälern. Sein Wirken war so beeindruckend, dass man von "der Pest des hl. Karl" sprach.

Wie andere Heilige der katholischen Reform hatte Karl den Entschluss gefasst, in seiner Lebensführung den Kreuzweg des Herrn nachzuvollziehen. Nach einer Generalbeichte bei einem Jesuiten und strengem Fasten starb Karl völlig ausgezehrt am 3. November 1584, also im Alter von 46 Jahren, in Mailand und wurde in der Krypta des Doms bestattet. "Sieh Herr, ich komme", waren seine letzten Worte. Sein Lebensbeispiel war so überzeugend, dass er bereits 1610 heilig gesprochen wurde.

Karl Borromäus wird im Bischofs- oder Kardinalsornat dargestellt, oft mit einem Kreuz in der Hand, mitunter mit einem Strick um den Hals oder eine Geißel haltend, zum Zeichen der Buße, vor allem im Zusammenhang mit der Pest, gegen die er angerufen wurde. Er ist Patron der Universtität von Salzburg sowie der katholischen Bibliotheksbewegung. Dieses Patronat verdankt er dem Borromäusverein, gegründet 1844 in Bonn, der den karitativen Orden der Borromäerinnen nach Deutschland holen wollte, sich dann aber der Volksbildung zuwandte.

J. Schweier

 

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