Liebe Gemeinde, zehn Tage im Mai waren 29 Reisende aus unserer und anderen Gemeinden unterwegs "auf den Spuren des hl. Paulus" in der Süd- und Westtürkei. Um es vorweg zu sagen, es waren anstrengende Tage, wir begannen jeden Tag recht früh und kehrten erst zum Abendbrot in die Hotels zurück. Die Eindrücke für Auge und Ohr - und damit auch für die Seele - sind zahlreich. Natürlich bringt man schon im Laufe eines Tages manches durcheinander, aber später dann beim Nachlesen kommen die Bilder wieder und es läßt sich alles noch einmal genießen. Wir hatten auf unserer Reise einen sehr tüchtigen türkischen Führer, sein deutsch klang schwäbisch. Geduldig und manchmal auch durch Nachfragen hielt er unser Interesse wach. Sein Bemühen um unsere Gruppe war äußerst wohltuend. Er ist Mohammedaner, die Hl. Schrift, und in der von uns besuchten Gegend natürlich die Johannes-Offenbarung und die entsprechenden Paulus-Briefe sind im geläufig und gehörten zu seinem ständigen Repertoire. Auch mühte er sich täglich, einen ansprechenden Ort ausfindig zu machen, an dem wir einen kurzen Wortgottesdienst miteinander halten konnten. Am Ende unserer Reise, in Istanbul, organisierte er noch die Möglichkeit, in der katholischen St. Georgs-Schule, die von österreichischen Vinzentinern geführt wird, eine hl. Messe zu feiern. Es fiel wohltuend auf, daß er bei allen Gottesdiensten anwesend war. Ich erwähne das ausdrücklich, weil seit geraumer Zeit durch die Islamisten ein Zerrbild in die Welt gebracht wird. Fanatiker und Engstirnige machen aus jeder Religion ein Schreckensbild. Die täglichen Wortgottesdienste waren von vier Teilnehmern aus der Gemeinde Judas Thaddäus vorbereitet worden, jeweils angepaßt an den Ort, den wir gerade besuchten. Mir erschien das sehr eindrucksvoll; ich möchte mich dafür auch ganz herzlich bedanken. Bei allen Reisen an biblische Orte ist es für mich beeindruckend, das Bild jener Gegenden aufzunehmen. Es ist dabei die historische Genauigkeit zweitrangig. Ereignisse in der Hl. Schrift erhalten aber durch das Festmachen an bestimmten Plätzen Lebendigkeit in unserer Vorstellung. Wir standen am Grab des Evangelisten und Apostels Johannes, im Evangelium der Lieblingsjünger Jesu. Ob es nun das Grab tatsächlich ist, ob also beim Graben etwas gefunden werden könnte, scheint mir dabei nicht von großer Wichtigkeit. Wichtig und wahrscheinlich nicht beschreibbar erfreulich ist für mich, daß an jenem Ort, Ephesus, einer gewirkt hat, der Jesus von Nazareth besonders nahe stand. Ich glaube und hoffe, daß alle Teilnehmer an diesem Unterfangen viele gute Eindrücke in der Seele mitnehmen konnten. Ich glaube auch, daß wir uns noch lange an diese zwar anstrengenden, aber sehr schönen Tage erinnern können. Jetzt, beim Schreiben dieser Zeilen, geht draußen auf dem Schulhof der St. Hildegard-Schule gerade der "religiöse Kindertag" vom Fronleichnamsfest zu Ende. Unsere Organistin und eine gute Zahl junger Eltern haben diese Stunden - wie schon im Vorjahr - vorbereitet und auch wieder zum gelungenen Ereignis für die Kinder werden lassen. Ich danke ihnen für diesen Einsatz, für die Ideen und auch für den Mut aus ganzem Herzen. Unsere Fronleichnamsprozession erfolgt erst nach dem Drucken dieses Heftes. Ich freue mich bereits auf diese festliche Prozession, die keine Demonstration ist oder sein muß. Hier können wir vielleicht vielmehr deutlich machen oder selbst begreifen, daß Christus in der eucharistischen Gestalt sich mit uns öffentlich zeigen kann, daß er sich unser nicht schämen muß. Und das scheint mir ein gutes, uns aufbauendes und auszeichnendes Ereignis zu sein. Am 1. Juni fahren mehr als zwanzig unserer Senioren nach Günne am Möhnesee zur Erholung. Frau Zwolenski hat diese Zeit vorbereitet und betreut sie. Ich wünsche allen erholsame, glückliche Tage und zwei Wochen später gesunde und frohe Rückkehr mit vielen guten Erinnerungen. Mit herzlichem Gruß aus dem Pfarrhaus, Ihr Pfarrer Lutz Gottschalk. |