Liebe Gemeinde,

"nach Peter und Paul werden die Pfarrer faul" - alter Spruch aus katholischen Gegenden - orientiert sich daran, daß die großen Feste zur Heilsgeschichte im Kirchenjahr gefeiert sind. Bis zum Ende des Kirchenjahres am Christkönigsfest heißt die Zeit "im Jahreskreis". Da wir oft und gern katalogisieren, mag das so aussehen, als böten diese Wochen nur eine Art kirchliches Allerlei. Andrerseits aber ist jeder neue Tag etwas Einzigartiges, eben auch Neues, so daß ein bedeutungsloses "Allerlei" eigentlich keinen Platz hat. Jeder Sonntag bringt uns die Auferstehung Christi in unsere Gegenwart, und damit ja auch die immer neue Verheißung für unsere Zukunft. Die meisten Wochentage sind gekennzeichnet durch das Gedenken an Heilige, Menschen und Vorbilder, die in ihrer Einzigartigkeit das Evangelium verwirklicht haben. Schließlich sollen diese Tage nicht nur Erinnerung an Vergangenes bedeuten; die Erinnerung an Vergangenes kann auch zur Hilfestellung werden, jeden Tag als einzigartiges Gut zu gestalten und zu erleben. Vertändelte Zeit wird dann zum Fremdwort.

Viele unter uns können die kommenden Wochen als Erholungszeit gestalten. Ohne Termine, keine Verpflichtungen, nichts, was man vergessen könnte, es gibt eine Reihe von Ausdrücken, die hilfsweise solche Zeit beschreiben: die Seele baumeln lassen, tun, wofür man gerade Lust hat ohne das schlechte Gewissen dabei, anderes liegengelassen zu haben. Ich wünsche allen, die jetzt Urlaub genießen können, daß sie bei viel Freude schöne Erlebnisse haben, offene Augen und ein bereites Herz, Neues oder Fremdes zu sehen und zu genießen, daß Unheil oder Krankheit, unerfreuliche Vorfälle oder Kummer erspart bleiben.

Alle, die hier in der Stadt bleiben, können noch einmal den schönen Anblick Berlins genießen, denn nach den Ferien - dann ist die Wahl nicht mehr weit - wird die Stadt wieder verschandelt werden durch tausende Stelltafeln oder Plakaten, die wahrscheinlich nur wenigen gefallen aber von allen bezahlt werden. Irgendwelche Gesichter, hauptsächlich die Werke der Maskenbildner, werden uns belästigen; und die in der Regel dazugefügten Sprüche geben - Erfahrung aus Vergangenheit - nur eine Sicherheit: was dort versprochen wird, wird nicht gehalten.

Aber zurück zum vorhergehenden Absatz: Ihnen allen frohe und erholsame Ferienwochen, jenen, die ihren Urlaub schon hatten oder noch haben werden, die Freude und Vorzüge einer etwas "ruhigeren" Stadt,

mit herzlichem Gruß aus dem Pfarrhaus, Ihr Pfarrer Lutz Gottschalk.

 

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