Liebe Frauchen, liebe
Herrchen !
Sie
kennen sich gewiß in Berlin aus. Ein kleiner Test
kann Sie darin sofort bestätigen. Können Sie
sagen, wo in dieser schönen Stadt die
"Frühstücksstraße" ist? Nun, wenn es
Ihnen nicht auf Anhieb und auch nach langem Martern des
Hirns nicht gelingt, können Sie ja zur Stadtkarte
greifen. Als dritte Möglichkeit gäbe es noch
die Frage an einen Taxifahrer, denn die richtigen
Taxifahrer kennen sich ja aus. Sollte auch dies
ergebnislos bleiben, so fragen Sie einfach mich, denn
ich kenne die "Frühstücksstraße",
schließlich gehe ich sie fast jeden Morgen
entlang. Auch gibt es hier auf dem Grundstück zwei
oder drei Bewohner, die Ihnen hätten die Frage
beantworten können. Des Rätsels Lösung
(wenn es ein Rätsel war): Meine morgendliche Runde
führt mich in der Regel unter einigen Balkonen
entlang. Und wie es der (gesteuerte) Zufall will,
schaue ich dann aus hungrigen Augen, der Wind
bläst mir durchs Skelett, nach oben. Und irgendwie
scheint dann diese Haltung einer bestimmten Erwartung
durchaus die richtigen Ideen und Reaktionen
hervorzurufen. Jedenfalls hat es sich sehr gut
eingebürgert, daß plötzlich etwas
durchaus Schmackhaftes vom Himmel (vielleicht auch aus
näherer Quelle) direkt vor meine Schnauze
fällt. Das schnappe ich mir dann, verstecke es
schnell im Gebüsch und laufe weiter zum
nächsten Balkon. Hier wiederholt sich die Szenerie
vom ersten Balkon, dann trage ich mein Hab und Gut
zusammen und laß es mir als Frühstück
sehr gut schmecken. Es ist ein sehr schönes
Gefühl, etwas zu erhalten ohne die Erwartung einer
Gegenleistung. Ich muß die mir zugedachten Gaben
nicht auf einem Parkplatz in der Schweiz
entgegennehmen, ich brauche keine Spendenquittungen zu
fälschen. Offen und vor aller Augen kann ich guten
Gewissens das mir zugedachte Gut
verfrühstücken. Und mein Gewissen - Hunde
haben so etwas - klagt mich nicht an, aus diesem
schönen Land eine Bananenrepublik gemacht zu
haben. Wie ehrenvoll und gut ist es, ein Hund zu
sein.
Um mich herum wird jetzt Ostern
gefeiert. Für viele ist es ein Fest voller Freude,
weil es ein Fest vom Leben ist, für manch andere
bedeutet es freie Tage. Die Freude, die viele bewegt,
spüre ich als Sensibelchen natürlich; und
wenn Menschen sich freuen können, freue ich mich
mit.
Nun wünsche ich Ihnen allen
viel Freude und eine frohe Osterzeit, mit
fröhlichem Gebell aus alten Klostermauern, Ihr
Klostermixdackel Moses.
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