Nicht jedes Leben besteht aus einer dauernden Aneinanderreihung wilder Abenteuer. Das würde auch für das Seelenleben eines kleinen Hundes zuviel. Ruhigere Zeiten bedeuten nun keineswegs Langeweile. So war ich z.B. im April sehr bodenständig, habe also - bis auf einige Ausnahmen natürlich - das Pfarrhaus und seine Umgebung nicht verlassen. Die ruhige Zeit zu Hause nutzte ich, um die Nervenstärke aller im Pfarrhaus aufzubauen, ich nutzte sie auch, um Tests durchzuführen, wie lange man mir widerstehen kann. Da kann ich jetzt erhebliche Erfolge verbuchen (Erfolge machen deutlich, daß ich nicht in der Politik tätig bin). Klingelt etwa das Telefon, so fange ich sofort an, in hohen, schrillen Klängen zu bellen. Das schult und entwickelt natürlich den Gehörsinn beim Telefonieren; es macht Nachfragen erforderlich und vertieft damit die Kommunikation; es läßt manche genervt den Hörer auflegen und von Neuem anrufen, das fördert den Umsatz der Telekom. Andere Beispiele: beim Mittagsläuten schließt gewöhnlich das Pfarrbüro. Beim ersten Glockenklang sitze ich also an der Tür, um höflich und zuvorkommend zu verabschieden. Dieses "Verabschieden" wird gültig durch die Hergabe einiger Leckereien für mich (gibt es keine Leckereien, lasse ich einfach niemanden aus dem Haus. Da ich ahne, daß bei diesem Vorgehen kleine Mängel erkennbar sind, erwähne ich es auch nicht weiter). Der wichtigste Test aber besteht darin, auszuloten, ob ich zwei oder drei Tausendstelsekunden brauche, um die Widerstandsfähigkeit meines Herrchens auszukundschaften. Von den drei Tausendstelsekunden bin ich schon weiter entfernt, an den zwei Tausendstelsekunden ganz nahe dran. Aber die drücke ich auch noch nach unten. So bin ich sehr froh, daß mein unermüdlicher Einsatz gerade in ruhigen Zeiten fruchtbar wird zur Lebensqualität aller, die mit mir zu tun haben. Meine nächste Aufgabe besteht jetzt darin, diese Lebensqualität ihnen auch einsichtig zu machen, denn es scheint welche zu geben, denen diese Erkenntnis noch nicht ganz nahe und verinnerlicht ist. Ich ahne das manchmal aus dem mir unverständlichen Satz: "Moses, du nervst!" Also habe ich doch noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten.
Mit fröhlichem Gebell aus alten Klostermauern,
Ihr Klostermixdackel Moses.
Liebe Frauchen, liebe Herrchen ! |