Der Heilige des Monats
Hl. Matthäus
Evangelist
21. September
Ist es eine, sind es zwei oder gar
drei Personen, die in der Gestalt des Matthäus
zusammenfließen - ein Apostel, ein Zöllner,
ein Evangelist? Die Forschung, die sich an
nüchterne, gesicherte Erkenntnisse hält, hat
diese Frage aufgeworfen, kann sie aber wegen der
dürftigen Faktenlage nicht schlüssig
beantworten. Folgende Elemente liegen zur Person des
Heiligen vor:
Ein Matthäus gehört sicher
zu den zwölf Jüngern Jesu, wie die
Apostellisten der Evangelien berichten, z.B. Mt 10,3.
Die christliche Tradition hat ihn frühzeitig mit
Levi, dem Zöllner gleichgesetzt, den Jesus von der
Zollstation weg in seine Nachfolge beruft: "Folge mir
nach! Da stand Levi auf und folgte ihm.", berichtet
lapidar der Evangelist Markus (2,14). Hinter diesen
Zeilen verbirgt sich ein Wunder. Ein Wort Jesu an den
sozial geächteten und verhassten Zöllner, der
im Auftrag der römischen Besatzungsmacht oder der
jüdischen Machthaber den Menschen das Geld abjagt
und sich selbst dabei bereichert, genügt, um Levi
vollständig zu verwandeln, nämlich in einen
verarmten Wandergesellen des Herrn. Da jedoch die
Evangelien des Markus und des Lukas die Identität
des Levi mit dem Apostel nicht einmal andeuten und
nichts von seinem Leben berichten, wird diese
Gleichsetzung von manchen Forschern bezweifelt.
Ebenso fraglich erscheint die
Identifizierung des Apostels mit dem Evangelisten, da
sie von einem frühchristlichen Kirchenhistoriker
stammt, der sich selbst wiederum nur auf spärliche
Notizen eines anderen stützt. Andererseits kann
die Forschung auch keine Gegenbeweise liefern, so dass
das Vertrauen in die Tradition nicht ungerechtfertigt
ist.
Stark legendäre Züge
tragen freilich die Berichte über sein Leben nach
dem Pfingstereignis. Er soll um 42 n. Chr. seine Heimat
Palästina verlassen haben, um als Missionar zu
wirken. Äthiopien, aber auch Persien und
angrenzende Länder werden von verschiedenen
Autoren als seine Missionsgebiete genannt. Auch
über seinen Tod existieren widersprüchliche
Angaben. Vom friedlichen Einschlafen bis zum Martertod
durch Steinigen, Enthaupten, Durchbohren oder
Verbrennen wird berichtet. Die katholische und die
griechisch-orthodoxe Kirche verehren ihn als
Märtyrer.
Das Wunder seiner Berufung klingt in
seinem Namen nach, den Jesus selbst ihm gab. Der
gräzisierte Name Matthias stammt aus dem
Hebräischen und bedeutet "Geschenk Gottes".
Als solches predigte er wohl seinem
Volk, bevor er sein Evangelium niederschrieb in der
deutlichen Zielrichtung, "seine" Juden für die
Botschaft Christi zu gewinnen. Sein Evangelium ist
geprägt von der umfangreichen Sammlung der
Herrenworte, die zu Reden zusammengestellt werden, z.B.
zur Bergpredigt und zu Gleichnissen. Im Übrigen
wird in keinem anderen Evangelium so oft von Geld
gesprochen, das in seiner Sortierung penibel
unterschieden wird - ein deutlicher Hinweis auf die
Gleichsetzung des Evangelisten mit dem geldkundigen
Zöllner.
Der Zöllner kehrt auch in dem
reichen Brauchtum wieder, das sich um den Heiligen
entwickelt hat. Die Redensart "Bei ihm ist Mattäi
am letzten.", nimmt Bezug auf seine Geldgeschäfte.
Der Patronatstag, der 21. September, galt früher
als Winterbeginn und spielte bei den Bauern eine
wichtige Rolle als Wetterbestimmtag:
"Matthäuswetter hell und klar,
bringt guten Wein im nächsten Jahr."
"Wenn Matthäus weint statt
lacht, er aus dem Wein oft Essig macht."
"Tritt Matthäus stürmisch
ein, wird`s bis Ostern Winter sein."
Auch der Gebrauch des Weihwassers
soll auf ihn zurückgehen. Mit dieser Legende
wurden offensichtlich heidnische Wassergebräuche
zum Jahreszeitenwechsel bekämpft.
Im Mittelalter gelangten die
Reliquien des Heiligen nach Salerno/Süditalien, wo
sie seit dem 10. Jahrhundert in der Krypta des Domes
verehrt werden.
Dem Evangelisten wird der Engel bzw.
der Mensch als Symbol zugeteilt. In der Kunst
überwiegen die Darstellungen eines alten weisen
Mannes, der sein Evangelium niederschreibt. Daneben
tauchen als Attribute der Geldbeutel, das
Zählbrett des Zöllners oder das Schwert als
Hinweis auf seinen Tod auf.
Neben der Stadt Salerno
beschützt er als Patron die Finanz-, Steuer- und
Zollbeamten. Sicherlich vermag er diese auch milde zu
stimmen, wenn man ihn nur inbrünstig anruft!
J. Schweier
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