Der Heilige des Monats
Hl. Wolfgang - 31.
Oktober
Wolfgang ( = "der, der den Wolf
angreift") wurde um 924 in Pfullingen (Schwaben) in
stürmische Zeiten hineingeboren. Das Deutsche
Reich war noch im Entstehen begriffen, eine ordnende
Zentralgewalt gab es noch nicht und die Hunnen
stießen immer wieder plündernd und mordend
nach Süddeutschland vor.
Obwohl seine Eltern nicht
begütert waren, leisteten sie sich einen
Privatlehrer für Wolfgang, der sich bald als so
lerneifrig und wissbegierig herausstellte, dass seine
Eltern den Zehnjährigen in das Benediktinerkloster
auf die Bodenseeinsel Reichenau schickten, dem
damaligen Zentrum für Kultur und Bildung. Dort
schließt er mit einem adligen Mitschüler
Freundschaft, Heinrich von Babenberg, dessen Bruder
Bischof von Würzburg ist. Heinrich zieht zu diesem
in die Domschule und Wolfgang darf mit. Dort fällt
er auf, weil er oft seinen Mitschülern die
Zusammenhänge besser erklären kann als die
Lehrer.
Im Jahr 956 - ein Jahr nach dem
grandiosen Sieg über die Hunnen - ernennt Otto der
Große Heinrich zum Erzbischof von Trier und dieser
macht seinen Freund Wolfgang sogleich zum Leiter der
Domschule. Als solcher bildet er künftige Priester
aus, obwohl er selbst nicht geweiht ist. Aber seine
Gelehrsamkeit, seine Frömmigkeit und seine
Freundlichkeit waren die besten Voraussetzungen
für dieses Amt. Freund Heinrich schätzt ihn
so sehr, dass er ihn zum Chef des Domkapitels ernennt.
Nun freilich gibt es Ärger: Wolfgang führt
eine strenge gemeinsame Lebensordnung für die
geistlichen Herren ein und schafft sogar deren
Privateigentum ab! Wie so oft, waren auch damals
weltliche Verwilderungen in der Kirche eingerissen und
riefen einen großen Reformbedarf hervor. Wolfgang
setzte dabei auf die Ordensregeln des hl. Benedikt.
Heinrich empfiehlt ihn Kaiser Otto, der ihn an seine
Kanzlei nach Köln holt.
Der überraschende Tod Heinrichs
auf einem Romzug des Kaisers erschüttert Wolfgang
heftig und macht ihn zum Aussteiger: Er besucht seine
hochbetagten Eltern, verteilt sein Erbe und begibt sich
zu einem asketischen Leben in das strenge Kloster
Einsiedeln (Schweiz). Dort wird Bischof Ulrich aus
Augsburg auf ihn aufmerksam und bringt ihn dazu, sich
zum Priester weihen zu lassen - im Alter von 43 Jahren.
Schon wieder wird er Leiter der Klosterschule, aber
nicht lange, denn er bedrängt seinen Abt, als
Missionar zu den heidnischen Ungarn reisen zu
dürfen. Deren Gebiet untersteht dem Bischof von
Passau, der den unbekannten Mönch zur
Überprüfung zu sich ruft und verwundert
feststellt, welch fähiger Mann vor ihm steht. Er
empfiehlt Wolfgang dem Kaiser sogar als Bischof von
Regensburg und das Unglaubliche geschieht: Otto II.
entscheidet sich 972 für den einfachen Mönch
gegen viele einflussreiche und adlige Bewerber um das
einträgliche Bischofsamt. Auch der Klerus und das
Volk von Regensburg stimmen dieser Entscheidung zu,
nachdem sie Wolfgang kennen gelernt hatten.
In den folgenden 22 Jahren
entwickelte der Heilige eine überaus segensreiche
Tätigkeit in seinem Bistum. Kaum Bischof,
verschafft er sich allerdings schon wieder Ärger.
Er beschließt, vom Bistum Regensburg das
große Gebiet Böhmens abzutrennen, damit es
besser missioniert werden kann. Das Domkapitel
protestiert gegen diese gewaltige finanzielle
Einbuße - vergeblich - und muss sich obendrein
noch Wolfgangs strenger Lebensordnung fügen.
Dieser reformiert die bestehenden Klöster,
gründet neue Stifte, fördert die Bildung der
Nonnen und Mönche und kümmert sich um die
Armen und Kranken. So öffnet er in einem
Hungerjahr die bischöflichen Kornspeicher den
Bedürftigen, lässt in seiner Küche stets
für die Hungrigen mitkochen und wollte selbst
keine bessere Kleidung, keine feineren Speisen und kein
weicheres Bett haben als zu seinen asketischen Zeiten.
Sein Beispiel wirkte so überzeugend, dass er schon
zu Lebzeiten wie ein Heiliger verehrt wurde. Er starb
am 31. Oktober 994 in Pupping / Österreich auf
einer Visitationsreise in einer Kirche, die er offen
halten ließ, damit jeder sein Sterben beobachten
und Erfahrungen für seine eigene Todesstunde
sammeln konnte. Sterben war für ihn keine Schande,
sondern ein würdevoller Schritt zu Gott. Seine
Reliquien ruhen in der Klosterkirche St Emeram in
Regensburg. Rasch verbreitete sich die Verehrung vor
allem von Regensburg und von dem nach ihm benannten St.
Wolfgang am Wolfgangsee aus, wo er eine Zeit lang als
Eremit gelebt haben soll. Gemäß seiner
Beliebtheit im Volk entstehen Legenden, verbreiten sich
Wunderberichte und erstreckt sich sein Schutz in viele
Bereiche: Er ist der Patron Bayerns und Regensburgs,
der Hirten, Schiffer, Holzarbeiter, Köhler,
Zimmerleute, unschuldig Gefangenen, des Viehs, hilft
gegen Schlaganfälle, Gicht, Lähmungen,
Fußleiden, Ruhr, Hauterkrankungen,
Hautentzündungen ("Wolf"), Blutfluss,
Augenkrankheiten, Unfruchtbarkeit und Missgeburten.
Auch für eine Bauernregel reichte es: "An St.
Wolfgang Regen, verspricht eine Jahr voll Segen."
Der Heilige wird meist als Bischof,
mitunter als Benediktinermönch dargestellt. Seine
Attribute sind der Wolf, der Teufel oder ein Beil, das
er angeblich warf, um den richtigen Ort für einen
Kirchenbau zu bestimmen. J. Schweier
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