Chorreise Spreewald, Verabschiedung Gördes, PGR/KV-Wahl, Musical ÖKT, Trödelmarkt

Liebe Gemeinde,

in einer Zeit, in der man nur mit Entsetzen und Abscheu auf das Verhalten der Berliner Kirchenverwaltung schauen kann, möchte ich - nun gerade - mit einem sehr schönen, erfreulichen Ereignis beginnen: Am Sonntag, 14. September, feierten wir nach dem 10.15 Uhr-Gottesdienst bis in die Abendstunden hinein unser "Erntedank- und Trödelfest". Die Zahl der Besucher, es war ein beständiges Kommen und Gehen, die Stimmung aller Mitfeiernden, der Spaß am Trödelsuchen und kaufen, die köstlich zubereiteten Suppen, der dauernd dampfende Grill (es mußte zweimal Fleisch und Wurst nachgekauft werden - wußten Sie, daß im Bahnhof Innsbrucker Platz sonntags dazu die Möglichkeit besteht? Offensichtlich gehören auch Grillwurst und -fleisch zum Reiseproviant), kurz: die fidele, fröhliche Stimmung bestimmte diesen Nachmittag. Natürlich fällt so etwas nicht vom Himmel, es bedarf der Vorbereitung und ebenso des persönlichen Einsatzes beim Geschehen selbst. Darum möchte ich hier allen aus ganzem Herzen danken, die durch ihre Bereitschaft und Ideen den Tag so schön werden ließen. Namentlich - auch wenn es ihnen peinlich ist - Frau Lux, von der die Idee kam und die selbst den ganzen Tag hier so fleißig war, daß sie abends bestimmt kein Einschlafmittel brauchte, den "Kolpingern" am Grill, der Mädchenband mit ihren musikalischen Einlagen (die ja nicht nur schön anzuhören sondern auch schön anzusehen sind - ich hoffe, das bringt mir wieder Pluspunkte), den Frauen, die langer Tradititon folgend, die Suppen kochten und lecker würzten, den vielen an den Ständen, die für Umsätze sorgten. Ich gebe zu, ich war überrascht, daß der Zuspruch zu diesem Fest so groß war (manchmal ist es gar nicht schlecht, doch auf andere zu hören, die sagen: "Probieren wir es halt!" - das würde ich freilich danach nicht zugeben). Der Umsatz für die Gemeinde lag bei 2.000 Euro, ein sehr schönes Ergebnis, das mit der Stimmung des Tages korrespondiert.

Über viele Jahre hat Frau Gördes in unserer Gemeinde an vielen Stellen mitgeholfen. Sei es bei der Vorbereitung unserer Erstkommunionkinder, sei es beim "Stichelkreis", bei der Vorbereitung der Missions-Basare, bei vielen anderen Gelegenheiten, oftmals im Stillen und wie beiläufig. Sie war hier in der Gemeinde Katechetin an der Alfred-Adler-Schule. Nun hat sie einen Auftrag erhalten, der sehr reizvoll ist: Auf dem Land, in der Magdeburger Gegend, soll sie eine Schule aufbauen. Wenn ihr Fehlen hier sich gewiß bemerkbar macht, so freue ich mich mit ihr und gönne ihr dieses spannende neue Arbeitsfeld von ganzem Herzen. Wir alle hoffen und wünschen ihr, daß sie viel Freude und Erfolg erfahren kann, die die Pannen, die gewiß auch eintreten werden bei einem solchen Unterfangen, leicht vergessen lassen.

Die für November angesagten Wahlen für Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat stehen unter dem für die Berliner Kirche makabren Motto "Gemeinsam Zukunft gestalten". Ich frage: Mit wem gemeinsam? Dennoch bin ich allen sehr dankbar, die sich als Kandidaten zur Mitarbeit bereit erklärt haben. Das gilt sowohl für den Pfarrgemeinderat als auch für die Kirchenvorsteher, die ja in besonderer Weise davon bedroht sind, die Drecksarbeit für die Erzpleitenverursacher zu leisten. Gerade kam wieder ein dicker Umschlag aus der Erzpleitenverwaltung. Als ich ihn aufmachte und den Inhalt sah, schien mir, als flösse Blut aus dem Umschlag. Wir erhalten vorgefertigte Drucke "Betriebsbedingte Änderungskündigung", "Kündigung", "Aufhebungsvertrag". Das Anschreiben zu diesen Vorlagen endet mit dem Satz: "Sollten Sie Fragen bei der Anwendung der Verträge oder Kündigungserklärungen haben, steht Ihnen die Rechtsabteilung des Erzbischöflichen Ordinariates zur Klärung selbstverständlich gern zur Verfügung." Gibt es jemanden, der noch zynischer ist? In dem Film "Leipzig-Nicolaikirche" sagt der Stasi-General, nachdem er sich mit seiner Bande zur Eigensicherung in die Kaserne zurückgezogen hat: "Wir hatten alles geplant, wir waren auf alles vorbereitet - aber nicht auf Kerzen und Gebete." Vielleicht gibt dieser Satz - wenn auch aus falschem Mund - der geschundenen Berliner Kirche den Mut, den vor vierzehn Jahren geschundene Menschen hatten.

Lassen wir unsere Gedanken noch einmal zurückschauen auf den Kirchentag. Der Abend der Begegnung hier war ein sehr schönes Ereignis, vielen noch in guter Erinnerung. Auch die Aufführung des Musicals auf der Bühne am Werderschen Markt durch die Musicalgruppe um Herrn Geese hat viele beeindruckt und ihnen Freude gemacht - Sie haben in früheren Monatsheften darüber gelesen. Hier fällt nun ein rabenschwarzer Schatten auf die Kirchentagsverwaltung. Im Vorfeld, bei den Vorbereitungen für die Aufführung, wurden Herrn Geese für einen Teil der Ausgaben 200 bis 300 Euro Erstattung in Aussicht gestellt. Nun, nach Abrechnung und Einreichen der Unterlagen erhält er einen Brief: Der in der Kirchentagsverwaltung die Zusage gegeben hat, war dazu gar nicht berechtigt - also keine Erstattung. Wieso läßt man Leute ans Telefon, die gar nicht sprechen dürften? So bleibt zum Schluß - bei allem Schönen, was war - ein bitterer Nachgeschmack. Die Kirchentagsverwaltung veralbert die Musicalgruppe.

Aber noch etwas Erfreuliches vor dem Seitenende: Unser Kirchenchor mit Dr. Jas singt ja nicht nur, er macht auch alljährlich einen Ausflug, manchmal mit Übernachtung und dann mit musikalischer Gestaltung des Gottesdienstes am Gastort, manchmal für einen Tag. Diesmal war der Spreewald das Ziel, also schnell erreichbar. Der Reiz dieser Gegend - auch wenn sie touristisch schon quirlig ist, was man den Menschen dort nur gönnen kann - liegt in der erzwungenen Langsamkeit des Fortbewegungsmittels. Ich glaube, daß Hektiker und Menschen, die am liebsten vier Dinge gleichzeitig machen, dort eine gute Stunde in Lebensschule gewinnbringend genießen können. Es war ein sehr schöner Ausflug.

Mit herzlichem Gruß aus dem Pfarrhaus, Ihr Pfr. Lutz Gottschalk.

Jesus sagte zu Petrus: "Weide meine Lämmer!" - er sagte nicht:
"Schere und schlachte sie!"

 

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