Liebe Frauchen, liebe Herrchen ! Viele um mich herum haben Ostern gefeiert. Ich auch. Denn als Pfarrhausdackel bekomme ich schon mit, worum es da geht. So manche in der Bevölkerung angestellten Umfragen nach dem Sinn und Inhalt dieses Festes können mich nicht meinen. Freilich habe ich auch das mit diesem Fest verbundene Brauchtum nicht außer Acht gelassen. So ist "Ostereiersuchen" auch für mich ein Riesenspaß, wobei ich diese Aktion für die Kinder auf dem Schulhof aus irgendeinem Grund verpaßt habe. Das ist aber nicht schlimm, denn auch hier im Hause gibt es ja überall etwas zu entdecken und zu finden. Ein Pfarrhaus, in dem sich nichts entdecken oder lange Vermißtes finden läßt, ist kein ordentliches Pfarrhaus. Eine kleine Puppe aus dem Keller oder ein uralter Ball vom Dachboden, das sind dann meine neuen Ostereier, mit denen ich gern und lange spiele. Bei diesem Spiel kommt es ja auch immer darauf an, das gefundene Gut anderen zu zeigen und sie mitspielen zu lassen. Bei diesem Mitspielen freilich gibt es eigene Regeln. Meine Mitspieler, die das manchmal gar nicht ahnen oder begreifen, sollen mit mir um mein Spielzeug kämpfen. Nach alten Regeln aus grauer Vorzeit ist auch vorgesehen, daß ich jedesmal Gewinner bleibe. Sollte durch irgendeine Panne in der Schöpfung diese Regel nicht zum Zuge kommen, finde ich ganz schnell neue Spielgegenstände, meistens so schnell, daß mein Mitspieler das erst nach einer Weile merkt, in der er natürlich dann zum Verlierer geworden ist. Ohnehin ist ein Wechsel in den täglichen Abläufen, die ja zu Ritualen werden können, manchmal ganz spaßig. Waren z.B. früher mein Herrchen und ich allein im Hause und er ging weg, so saß ich gewöhnlich auf der Treppe und schaute ihm nach. Jetzt bin ich auf die gute Idee gekommen, ihn einfach nicht mehr aus dem Haus und mich allein zu lassen. Dann stehe ich quer vor der Tür, jaule und jammere so herzerweichend, daß Fremde, die zufällig vorbeigehen, den Eindruck haben müssen, hier fände eine Tierquälorgie statt. Wie geplant ist das meinem Herrchen natürlich peinlich und er läßt mich auch raus. Dann macht es mir nichts mehr aus, wenn er mich gleich ins Auto springen läßt, obwohl er gar nicht wegfährt und ich dort dann auf seine Rückkehr warten muß. Ich habe ihm jedenfalls gezeigt, nach wessen Willen es hier geht (manchmal scheint er das nämlich zu vergessen, aber darin bin ich guter und geduldiger Lehrmeister). Mit fröhlichem Gebell aus alten Klostermauern, Ihr Klostermixdackel Moses. |