Der Heilige des Monats
Hl. Lukas
(18. 0ktober)
Von kaum einem Heiligen werden Sie
je mehr "gehört" haben als von Lukas - er ist
nämlich der Verfasser des dritten Evangeliums und
der Apostelgeschichte.
Seine Bedeutung für das
Christentum steht in krassem Gegensatz zu unserem
mageren Wissen über sein Leben. Sein Geburtsjahr
wird noch vor Christi Geburt angenommen. Man kann nur
aus seinem besonderen Interesse an Antiochia in Syrien,
wie es in der Apostelgeschichte zum Vorschein kommt,
schließen, dass es sich hierbei um seine
Geburtsstadt handelt. Über seine Bekehrung zum
Christentum herrscht völlige Unkenntnis. Er
schloss sich wohl um das Jahr 50 dem Apostel Paulus an,
der in seinen Briefen einige Aufschlüsse über
ihn gibt. Er war Heide und Arzt (Kol. 4, 11 u. 14). Auf
Grund der sog. Wir-Berichte in der Apostelgeschichte
erkennt man in ihm einen Begleiter des Paulus auf
dessen Missionsreisen nach Philippi (Apg. 16, 10 - 17),
nach Jerusalem (Apg. 20, 5 - 21, 8) und nach Rom (Apg.
27, 1 - 28, 16). In unmittelbarer Nähe zu Paulus
kurz vor dessen Hinrichtung zeigt ihn auch der zweite
Brief an Timotheus (4, 11). Insgesamt errechnet sich
daraus, dass er Paulus 17 Jahre lang begleitet hat.
Die einzige glaubwürdige Quelle
außerhalb der Bibel berichtet, Lukas habe nach
Paulus' Tod in Achaia (Griechenland) missioniert - in
dieser Phase wird er wohl auch seine Schriften verfasst
haben - und sei im Alter von 84 Jahren unverheiratet im
griechischen Böotien eines natürlichen Todes
gestorben. Mehr an Legenden orientierte Berichte weisen
ihm den Märtyrertod in Kleinasien oder auch in
Ägypten zu.
Gesichert scheint, dass seine
Gebeine im Jahr 357 durch Kaiser Konstantius II. nach
Konstantinopel überführt und in der bald
darauf errichteten Apostelkirche bestattet worden sind.
Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im
Jahr 1453 verliert sich seine Spur, einzelne Reliquien
werden in Padua in der Kirche Santa Giustina in einem
kostbaren Alabastersarkophag aufbewahrt.
"Ohne Lukas kein Weihnachten und
kein Pfingsten" - so lapidar lässt sich die
Bedeutung des Evangelisten auf einen Nenner bringen. Er
entwickelt in seinen Werken ganz deutlich die
Grundidee, dass Gottes Heilstat universal zu verstehen
ist und nicht nationalen, rassischen oder
religiösen Barrieren unterliegt. Die "Tür des
Glaubens" steht auch den Heiden offen (Vgl. Apg. 14,
27). So war sein Evangelium auf die Unterweisung von
Nichtchristen angelegt und stellt das Wirken und die
Person Jesu in einen weltgeschichtlichen Rahmen. Die
nur bei Lukas so ausführlich geschilderte
Vorgeschichte und Geschichte der Geburt Jesu geht auf
diesen Ansatz zurück. Seine Apostelgeschichte
erläutert, wie das Evangelium unaufhaltsam in die
Welthauptstadt Rom vorstieß und somit die
Voraussetzung für eine umfassende Weltreligion
schuf.
Der Gedanke einer universalen
Heilsverkündigung war jedoch im frühen
Christentum nicht unumstritten und führte unter
den Aposteln zu heftigen Auseinandersetzungen, wie sie
im 15. Kapitel der Apostelgeschichte geschildert
werden. Schließlich setzte sich auch die von Lukas
vertretene Auffassung durch, die nicht nur den Juden
das Heil zuerkannte.
Natürlich füllt die
Phantasie der Jahrhunderte die Lücken auf, die die
Überlieferung lässt. So wird Lukas auf Grund
der besonderen Beachtung Mariens als Freund der
Gottesmutter betrachtet, der sogar ihr erstes Bild
gemalt haben soll - so kam ihm das Patronat über
die Maler zu. Zum Patron der Metzger wurde er auf Grund
der Zuteilung des Stiers als einer der vier
cherubinischen Tiergestalten (Ez. 1, 10), die auf die
Evangelisten übertragen wurden. Daneben sieht man
ihn häufig mit einer Schriftrolle, dem Symbol
seines literarischen Schaffens. Somit ist er
natürlich auch der Schutzherr der Schriftsteller.
Dass ihn auch die Ärzte anrufen, leuchtet ein,
dazu auch die Kranken, Künstler, Goldschmiede und
Notare. Die Städte Bologna, Padua und Reutlingen
stellten sich unter seinen Schutz. Die Lukasverehrung
setzte früh ein und hielt sich im Volksglauben das
ganze Mittelalter hindurch. So gaben z.B. die Bauern an
seinem Namenstag geweihte Zettel mit Versen aus seinem
Evangelium dem Vieh ins Futter, um es vor Ungemach zu
schützen. Im Bauernkalender nimmt er eine wichtige
Stelle ein: "St. Lukas mild und warm -
Winterkält', dass Gott erbarm!"
Die Festlegung seines Festtages auf
den 18. Oktober beruht auf dem - nicht gesicherten -
Datum der Überführung seiner Gebeine nach
Padua.
J. Schweier
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