Liebe Frauchen, liebe Herrchen, den Oktober hatte ich mir als total bodenständigen Monat vorgestellt. Jedenfalls sah das meine Planung so vor. Aber wie das mit Plänen so ist – es gab ja auf deutschem Boden mal ein ganzes Land, das sich von Plan zu Plan hangelte – bisweilen ist die Wirklichkeit anders und erfreulich. Da sollte in Krimml eine Taufe gefeiert werden. Also packte ich Freßnapf und Spielsachen zusammen und mein Herrchen am Schlafittchen, machte mich auf den Weg und kam munter zwischen den hohen Bergen an. Ich fand genügend Zeit zum Herumtoben. Die Kühe waren von den Almen schon ins Tal getrieben worden, Touristen gab es oben am Berg kaum noch, Schnee lag noch nicht, so konnte ich stundenlang und nach Herzenslust über Wiesen und durch Bäche Steine schleppen. Eigentlich müßten die Kartographen nach meinen Besuchen dort die Landkarten neu zeichnen. Hier zu Hause bekomme ich jetzt mit, daß die Kirche noch vor Weihnachten innen gestrichen werden soll, daß sie das Weihnachtsfest sauber und schön, zur Freude aller begrüßen kann. Na, hoffentlich reicht da das Geld. Wenn Sie also einmal ein fremdes Gesicht hier herumschleichen sehen, dann wird das wahrscheinlich der Gerichtsvollzieher sein, der die Kirche abholen und verhökern will. Ich werde ihn beißen oder sogar fressen, aber höherer Einsatz kann von mir nicht erwartet werden. Vielleicht wird auch alles gar nicht so dramatisch. Vor mir liegen jetzt wieder die erfreulichen Eisbeintage. Wenn es nach mir ginge – geht es aber nicht – ich würde die Regel abschaffen, daß Eisbein nur in Monaten mit einem "r" gegessen werden darf. Das ist doch gewiß bloß ein Überbleibsel alten germanischen Heidentums, das wir jedenfalls in einigen kleinen Teilen überwunden haben sollten. Mit fröhlichem Gebell aus dem Pfarrhaus, Ihr Klostermixdackel Moses. |