BÜCHERKISTE
Eric-Emmanuel
Schmitt: ”Monsieur Ibrahim et les Fleurs du Coran”
Heute
soll es mal wieder um ein französisches Buch gehen, das es aber
sowohl in deutscher Übersetzung, als auch als Film gibt, und
dessen Inhalt vielleicht einigen schon bekannt ist.
Momo,
eigentlich Moïse, elf Jahre alt, lebt allein mit seinem Vater in
Paris. Die Mutter hat die Familie verlassen, als er noch klein war,
und der Vater ist vergrämt und schwer zugänglich,
unzufrieden mit der Situation und seinem Sohn, unfähig, ihm
Liebe entgegenzubringen. Momo lernt Monsieur Ibrahim kennen,
Ladenbesitzer, der einzige Araber der Straße, der eigentlich
nur für einen Araber gehalten wird, weil er jeden Tag von 8 Uhr
früh bis 24 Uhr geöffnet hat. Dieser uralte Mann nimmt sich
seiner an, es entsteht eine Beziehung, die Momo zu seinem Vater nie
aufbauen konnte und nach dessen unerwartetem Verschwinden adoptiert
ihn Monsieur Ibrahim. Sie machen eine lange Reise mit einem Ziel, das
hier nicht verraten werden soll.
Es
geht um eine außergewöhnliche Beziehung, es ist eine
wunderbare Geschichte über Kindheit und Erwachsenwerden, über
das Leben, den Ernst, aber auch die Freude des Lebens, und über
das Sterben.
Dieses
wunderbare, zarte, schöne, aber auch derbe und traurige,
fesselnde, unheimlich witzige und irgendwie weise Buch macht Spaß
und begeistert. Ich kann nur sagen, dass das ein Büchlein ist
(nicht lang und in der kommentierten französischen Ausgabe mit
Vokabeln versehen, also recht gut zu verstehen, auch wenn man ein
wenig aus der Übung ist), das mich noch lange begleiten wird,
weil es unheimlich viel Freude bringt und immer wieder Vergnügen
bereitet, darin herumzublättern, Passagen wiederholt zu lesen
und in die süße Geschichte einzutauchen. Es ist nur
wärmstens jedem zu empfehlen, der Lust hat, für einige
Stunde dem Alltagstrott zu entfliehen in eine wundersame,
tiefsinnige, aber nicht kitschige Welt! Viel Spaß beim Lesen
und wie immer eine Leseprobe,
Cosima
Kießling
”Le
lendemain, je me comporte vraiment comme un malade qu’aurait
été piqué pendant la nuit: je souris à
tout le monde.
-
Non, madame, j’m’excuse, je n’ai pas compris mon
exercice de maths.
Vlan
[Anm.: dt. Übersetzung: Peng! Zack!]: sourire!
-
J’ai pas pu le faire!
-
Eh bien, Moïse, je vais te réexpliquer.
Du
jamais-vu. Pas d’engueulade, pas d’avertissement. Rien.
A
la cantine…
J’pourrais
en avoir encore un peu, d’la crème de marron?
Vlan:
sourire!
-
Oui, avec du fromage blanc…
Et
je l’obtiens.
A
la gym, je reconnais que j’ai oublié mes chaussures de
tennis.
Vlan:
sourire!
-
Mais elles étaient en train de sécher,
m’sieur…
Le
prof, il rit et me tapote l’épaule.
C’est
l’ivresse. Plus rien ne me résiste. Monsieur Ibrahim
m’a
donné l’arme absolue. Je mitraille le monde entier avec
mon sourire. On ne me traite plus comme un cafard.
En
rentrant du collège, je file rue de Paradis. Je demande à
la plus belle des putes, une grande Noire qui m’a toujours
refusé:
-
Hé!
Vlan:
sourire!
-
On monte?
-
Tu as seize ans?
-
Bien sûr que j’ai seize ans depuis le temps!
Vlan:
sourire!
On
monte.
Et
après, je lui raconte en me rhabillant que je suis
journaliste, que je fais un grand livre sur les
prostituées…
Vlan:
sourire!
…
que
j’ai besoin qu’elle me raconte un peu sa vie, si elle
veut bien.
-
C’est bien vrai, ça, que tu es journaliste?
Vlan:
sourire!
-
Oui, enfin, étudiant en journalisme…
Elle
me parle. Je regarde ses seins palpiter doucement lorsqu’elle
s’anime. Je n’ose pas y croire. Une femme me parle,
à
moi. Une femme. Sourire. Elle parle. Sourire. Elle parle.”
(Schmitt,
Eric-Emmanuel: Monsieur Ibrahim et les fleurs du Coran. Philipp
Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 2003. S. 22-25.)
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