Liebe Frauchen, liebe Herrchen !
Nach
Weihnachten bin ich meiner alten Tradition gefolgt (als Hund im
Pfarrhaus weiß ich, was Tradition ist), habe Saufnapf,
Herrchen und Freßnapf gegriffen und mich aufgemacht, um
möglichst schnell und staufrei die Alpen zu erreichen.
Staufrei war es nicht, alles andere aber paßte - fast.
Während ich in den Vorjahren heftig im Schnee herumspringen,
mich hineinsielen und wälzen konnte, während
früher bestenfalls meine Schwanzspitze wie eine Antenne aus
den Schneemassen ragte, wurde ich diesmal vor eine völlig neue
Situation gestellt. Früher habe ich mich begeistert mit
Schneebällen bewerfen lassen, diese gefangen und zerbissen,
bisweilen auch aufgefressen. Wenn ich jetzt etwas Schnee geleckt habe
oder tatsächlich einen Schneeball fing, der die
Größe einer kleingeratenen Erbse vorwies, so wurde
ich von den Skifahrern und Liftleuten böse angeschaut und ich
hörte sie murmeln, wobei ich Worte wie "Schneedieb" oder
"jetzt klaut der uns den Schnee" vernahm. Man brauchte schon ein
bißchen Phantasie, um sich vorzustellen, daß Dezember
oder Januar war. Aber Phantasie habe ich glücklicherweise. Die
Skipisten waren nicht breiter als die Grashalme, die aus dem Boden
lugten in der Hoffnung, ein bißchen zugeschneit zu werden. So
habe ich diesmal halt weniger im Schnee getobt, ich bin meine Wege
abgetrabt wie sonst im Frühjahr oder Herbst.
Jetzt gibt es Winterferien und ich weiß, daß mein
Herrchen sich wieder auf den Weg zum nämlichen Ziel macht. Er
ist davon überzeugt: jetzt liegt der Schnee, wenn auch noch
nicht meterhoch, so doch zumindest millimeterhoch. Und alles
fängt klein an.
Ich werde ihn allein fahren lassen, groß genug ist er wohl,
und meine Winterferien hier im bevorzugten 10-Sterne-Urlaubsdomizil bei
Frau Halama genießen. Soviel ich weiß, hat sie auch
schon reichlich nach schlesischer Küche vorgekocht, was
natürlich ein guter Beweggrund für das Bleiben und
die Tugend der Bodenständigkeit ist. Freilich wünsche
ich allen, die in die Berge fahren und Schnee erleben wollen,
daß sie ihn tatsächlich in der Natur
genießen können und nicht in irgendeinem Museum
hinter Glas anschauen müssen.
Nun wünsche ich Ihnen allen viel Freude mit fröhlichem Gebell aus hundert Jahre alten Klostermauern, Ihr Klostermixdackel Moses.