"Wo geht’s denn hier zur Kirchenführung?"

Die Nacht der offenen Kirchen

"Wo geht’s denn hier zur Kirchenführung?"

"Wann ist denn das mir dem Weihrauch?"

"Nur dasitzen und die Ruhe in der Kirche auskosten - was anderes will ich gar nicht!"

Mir sind die Fragen und Eindrücke der Nacht der offenen Kirchen noch gut im Ohr.

Die Nacht von Pfingstsonntag auf Pfingstmontag war auch in unserer Gemeinde die Nacht der offenen Kirche.

Aber von vorne:

Unser Pfarrgemeinderat hat die Idee aufgegriffen. Alle christlichen Kirchen waren eingeladen, in der Pfingstnacht ihre Türen zu öffnen: für Neugierige, Suchende, Müde, Kunstbegeisterte, Vorbeigehende, für Menschen, die den Kirchenraum einfach mal anders erleben wollten.

Denn - da brauchen wir uns nichts vorzumachen - in unseren Kirchen gibt es Öffnungs- und Schließzeiten, und die sind meist verbunden mit der Einladung zum Gottesdienst. Einfach mal so schauen, die Kühle des Kirchenraums genießen, sich in eine Bank setzen und die Gedanken kommen und gehen lassen, still werden dürfen, vielleicht auch beten - das ist nicht vorgesehen.

Der Pfarrgemeinderat hat weise entschieden: wir öffnen die Türen.

Aus unserer evangelischen Nachbargemeinde, aus der Gemeinde St. Alfons und aus unserer Gemeinde haben sich Frauen und Männer zusammengesetzt und überlegt, welches Profil wir dieser Nacht geben wollen.

Auf den Punkt gebracht hieß das Motto: weniger ist mehr.

Konkret: die Pausen zwischen den Angeboten sind genauso wichtig, wie die "Programmpunkte". Also: Auftakt auf dem Kirchenvorplatz mit der Band aus St. Alfons - Stille - Pfingstandacht - Stille - Kirchenführung - Stille - Spaziergang rund um die Kirche - Stille - Pfingstmeditation - Stille - Drehorgelmusik - Stille - Komplet in der Kirche - Stille.

Eine einladende Kirche wollten wir zeigen. Und so war "Kommt und seht" die heimliche Überschrift für diese Nacht. Und tatsächlich - sie kamen: Männer und Frauen, Junge und Alte, bekannte und unbekannte Gesichter, manche zufällig, manche mit der Zeitung in der Hand, in der die Nacht der offenen Kirchen angekündigt war.

So weit die Kirchentür geöffnet war, so weit war auch die Tür zum Gemeindesaal geöffnet. Hier war für Essen und Trinken bestens gesorgt mit dem wunderbaren Effekt, dass man leicht miteinander ins Gespräch kam. Viele Kleinigkeiten waren es, die zur Atmosphäre beitrugen: die frischen Blumen, Bilder rund um das Geschehen unserer Gemeinde, sicher auch die Würstchen und Brote - aber ausschlaggebend war wohl die Zusammensetzung dieser zufälligen Gemeinschaft. Denn alle, die da waren, haben etwas sehr kostbares mitgebracht: nämlich den Wunsch, die Kirche anders - und das heißt: neu - zu erleben. Was könnte besser zu Pfingsten passen?

Dabei ist es so einfach: die Türen aufmachen und einladen.

Natürlich war dieses "einfache" auch "Arbeit": die Vorbereitung, die technischen Dienste, der Einsatz des Küsters und unserer Kirchenmusikerin, die vielen, vielen, die mitgeholfen haben zum Gelingen, ...Aber die Begeisterung für die Idee, die Kirchentüren in dieser Nacht weit aufzumachen, stand einfach im Vordergrund.

Weit über hundert christliche Kirchen in unserer Stadt und darüber hinaus haben ihre Türen in der Pfingstnacht geöffnet. Und eine Freundin von mir, die extra wegen des Karnevals der Kulturen, der ja auch an Pfingsten stattfindet, nach Berlin gekommen ist, sagte mir: "Und Du wirst es nicht glauben, mitten in der Nacht, da war ich noch in einer Kirche - einfach so."

Ute Eberl

 

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