Das nächste neugeborene Mädchen - bedeutend für die Zukunft Berlins 

Benefiz-Fest zugunsten des neugegründeten „Nothilfefonds für Migranten“ fand in der Neuköllner Werkstatt der Kulturen statt. Prominenz hatte sich angesagt

Berlin - Die Ehrentafel der Sponsoren nahm kein Ende. Von einem großen Kaufhauskonzern bis hin zu Verlagen und Weinhandlungen reichten die auf gelbes Papier gedruckten Namenszüge. In der ersten Etage der Werkstatt der Kulturen im Berliner Bezirk Neukölln waren sie an Stellwänden befestigt worden, als Dankeschön für die tatkräftige Förderung eines für Berlin bislang einzigartigen Projekts. Mit Unterstützung zahlreicher Helferinnen und Helfern war es der Erzbischöflich Beauftragten für Migrationsfragen, Schwester Cornelia Bührle, gelungen, das beeindruckende Benefiz-Fest für jedermann auf die Beine zu bringen. 
Wer das reichhaltige Buffet mit ausländischen Spezialitäten im Erdgeschoß der Werkstatt der Kulturen passiert hatte, wo für eine Spende von zehn Mark kulinarische Genüsse aus der halben Welt zur Verkostung bereitstanden, konnte sich ins Getümmel der zahlreichen weiteren Angebote stürzen. So gab es einen liebevoll präsentierten Trödelmarkt mit Büchern, CDs, Spielen und Kunstgewerbe. Neben der „Paßstelle“ von Pax Christi Berlin wurden beeindruckende Schnitzarbeiten der Wamakonde zum Kauf angeboten. Wie Mitglieder der Berliner Gemeinde St. Laurentius erklärten, handelte es sich um Produkte aus dem Süden von Tanzania. Hier fördern die Missionsbenediktiner das traditionelle Handwerk der Afrikaner.
Die Galerie des Hauses war mit anderen Kunstwerken geschmückt. Von Graphiken über Ölgemälde bis zu Plastiken und Skulpturen reichte die Palette. Ebenfalls für den guten Zweck konnten Werke von Künstlern der Künstlergruppe „Der Bruch“, von Roberto Lueges Martinez, Bernard Mayo Nke, Maksim Skibin sowie Alexander und Elena Vitzon erworben werden. Die Preise begannen hier bei rund 300 Mark.
Der größte Teil der Angebote während des zweitägigen Festes war kostenlos. Lediglich zu einigen Musikveranstaltungen am Abend hatten die Organisatoren ein bescheidenes Eintrittsgeld von 15 Mark erhoben.
Einer der Höhepunkte während des Benefiz-Festes war sicherlich das von SFB-Intendant Horst Schättle locker und spritzig moderierte Ratespiel mit prominenten Gästen. Frauen contra Männer hieß hier die Devise, und die Herren hatten es wirklich nicht leicht gegen „geballtes weibliches Brain“, wie Schättle sich ausdrückte. Hanna-Renate Laurien, Christa Nickels, Cornelia Schmalz-Jacobsen und Marieluise Beck waren gegen Richard von Weizsäcker, Kardinal Georg Sterzinsky, Eckhart Barthel und einen jungen Saalkandidaten - einen Studenten der Betriebswirtschaft - angetreten. Welche Persönlichkeiten für die Zukunft Berlins von entscheidender Bedeutung sein werden, lautete eine Frage. Die Finanzsenatorin, darin waren sich beide Parteien einig, werde eine wichtige Rolle spielen. Aber auch das nächste neugeborene Mädchen und die Fußballmannschaft von Hertha BSC konnte die Notarin des Spiels, Schwester Cornelia Bührle, auf einer Tafel notieren. Die Damen brachten auch die vielleicht in Zukunft amtierende erste evangelische Bischöfin in die öffentliche Überlegung ein. Mit dieser Vision ernteten sie stürmischen Beifall aus dem Publikum und konnten diese Runde für sich entscheiden.
„Es war die Sache wert“, sagte Schwester Cornelia Bührle gegenüber der KirchenZeitung. Über die genaue Höhe der eingegangenen Spenden und Erlöse konnte sie bis zum Redaktionsschluß noch keine konkreten Angaben machen. „Beim Benefiz-Fest ging es ja auch nicht nur ums Geld, sondern ums Feiern und ums Kennenlernen“, betonte die Ordensfrau. Nach groben Schätzungen gehe sie jedoch davon aus, daß der Reinerlös bei rund 10.000 Mark liegen werde. Das Geld wird ausschließlich für Migranten im ganzen Erzbistum Berlin verwandt. 
Wer den Nothilfefonds mit Spenden unterstützen möchte, kann das jederzeit tun. Hier noch einmal die Bankverbindung: 

#Erzbistum Berlin,
Berliner Bank AG, 
BLZ 100 200 00, 
Konto-Nr.: 0356461400, 
Stichwort: „Migrantenhilfe“ 

Thomas Steierhoffer 
Nr. 48/98 vom 29. November 1998