„Eine Wärme und Herzlichkeit spürt man hier” 

Tagesstätte für alkoholkranke Menschen der Caritas in Pasewalk offiziell eingeweiht  

Pasewalk - Die Tagesstätte für alkolholkranke Menschen der Caritas in Pasewalk hatte bereits im Oktober ihre Arbeit aufgenommen. Ende 1998 erfolgte die feierliche Weihe dieser Einrichtung. In wenigen Monaten hatten Mitarbeiter mit den regelmäßigen Besuchern der Tagesstätte Erstaunliches geleistet: Waren in dem Haus vor einiger Zeit noch deutliche Spuren einer Baustelle zu erkennen, so fand die Einweihung in liebevoll eingerichteten Räumen statt. Es schien, als ob sich das Engagement der Angestellten bereits herumgesprochen hatte: Trotz zusätzlich herangeschaffter Stühle mußten sich einige der zahlreichen Gäste mit einem Stehplatz begnügen. Zunächst sprach der Vorsitzende des Caritasverbandes, Herr Kasperski. „Not sehen und handeln. Die Worte hat sich die Caritas mit auf den Weg gegeben,“ begann er und leitete so zu der Entstehungsgeschichte dieser Tagesstätte über. Bevor man sich für Pasewalk als Standort der Einrichtung entschieden hatte, war die Stadt Torgelow in Erwägung gezogen worden. Da dort durch das „Blaukreuz“ jedoch schon eine ähnliche Anlaufstelle für Alkoholkranke vorhanden war, entschied man sich für Pasewalk. Hier begann die Arbeit der Caritas mit einer sozialen Beratungsstelle im katholischen Pfarrhaus. Diese sei ebenfalls durch die engagierte ehrenamtliche Mitarbeit Pia von Lünincks, heute Leiterin der Tagesstätte für Alkoholkranke, entstanden. Dabei würdigte Herr Kasperski eindrücklich die Verdienste der resoluten Frau für die Caritas. Kurz darauf ergriff Frau von Lüninck selbst das Wort. Sie verlas zunächst einen Brief von dem schwer erkrankten Geschäftsführer der Caritas, Herrn Siperko. In seinem Grußwort an alle Anwesenden überbrachte er herzliche Glück- und Segenswünsche anläßlich der Einweihung der Tagsstätte. Es sei eine große Seltenheit, daß sich ein solches Projekt in so kurzer Zeit verwirklichen läßt, äußerte sich Herr Siperko weiter. Die Einrichtung habe sich bereits etabliert und nehme nun einen festen Platz in der kirchlichen Sozialarbeit der Region ein. Anschließend sprach Frau Lüninck noch einige persönliche Worte. Dabei hob sie besonders die Situation der Menschen hervor, denen zu helfen sie und ihre Mitarbeiter sich zur Aufgabe gemacht haben. Gerade in dieser Region gibt es viele Menschen, die alkoholkrank sind. Für sie sei die Entgiftung im Krankenhaus jedoch erst ein kleiner Schritt auf dem Weg in ein Leben ohne diese Droge. Die Teilnahme an therapeutischen Maßnahmen in sozialen Einrichtungen gebe den alkoholkranken Leuten mehr Halt. „Wie schwer es ist, nach der Entlassung aus der Therapie nicht rückfällig zu werden, erfahren wir durch die Betroffenen immer wieder,“ meint Pia von Lüninck. Deshalb werde in dieser Tagesstätte der Caritas gerade Wert auf einen festen Tagesablauf und eine sinnvolle Freizeitgestaltung für die Besucher gelegt. So gebe es beispielsweise die Möglichkeit, sich handwerklich bei der weiteren Ausgestaltung der Räume zu beteiligen oder die gemeinsamen Mahlzeiten vorzubereiten. Außerdem versuche man jederzeit, den Betroffenen in Gruppen- oder Einzelgesprächen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Besonders dankbar zeige sich die Leiterin der Einrichtung dabei für das Engagement ihrer vier Mitarbeiter. Um die Menschen und das Haus in die Obhut Gottes zu stellen, weihte Pfarrer Duschinski aus der örtlichen St. Otto-Gemeinde die Tagesstätte. Nach den Feierlichkeiten luden Mitarbeiter und Besucher des Hauses alle Gäste ein, bei einem kleinen Imbiß miteinander ins Gespräch zu kommen. „Ich denke, daß unsere Einrichtung sehr gut angenommen wird“, äußert sich anschließend Frau Glöde, eine Mitarbeiterin, zufrieden. Natürlich gebe es bei den alkoholkranken Menschen viele Schwellenängste, die vor einem solchen Besuch überwunden werden müßten. Daß sich das Einlassen auf die Tagesstätte lohnt, kann ein regelmäßiger Gast nur bestätigen. „Es hilft mir sehr, daß ich hier bin. Die Mitarbeiter sind immer für mich da ...“ Dann fügt der junge Mann noch begeistert hinzu: „Und eine Wärme und Herzlichkeit spürt man hier - einfach toll!“ - ein schöneres Kompliment könnte es wohl nicht geben. 

© by Christina Gentz 
Nr. 2/99 vom 17. Januar 1999