Nazi-Urteil gegen katholischen Priester aufgehoben 

Greifswald - Der am 4. Dezember 1943 zum Tode verurteilte katholische Pfarrer Alfons Maria Wachsmann ist nun auch juristisch rehabilitiert. Wie das katholische Pfarramt in Greifswald mitteilte, sei ein entsprechendes Schreiben des Landesgerichtes Berlin eingegangen. Demnach wurde im November 1998 das Urteil gegen Pfarrer Wachmann gemäß §§ 1,2 Ziff. 1 und 3 des NS-Aufhebungsgesetzes aufgehoben. 
Nach Angaben des katholischen Pfarramtes ist damit ein langer Prozeß abgeschlossen. Das Erzbischöfliche Ordinariat Berlin hatte sich seit Jahren bemüht, das Urteil aufheben zu lassen. Nach der Rechtslage gelten alle während des Nationalsozialismus Verurteilten als vorbestraft. Durch das NS-Aufhebungsgesetz kann eine Aufhebung im Einzelfall erfolgen. 
Der 1896 in Berlin geborene Wachsmann wurde nach dem Abitur 1914 Kriegsfreiwilliger. Die Erlebnisse des Ersten Weltkrieges führten ihn zum „Friedensbund Deutscher Katholiken“. Nach dem Studium war er zunächst Kaplan in Görlitz und Berlin, bevor er 33jährig als Pfarrer nach Greifswald kam. Hier erwarb er sich an der Universität neben seiner umfangreichen pastoralen Arbeit den Doktorgrad. 
Wachsmann war nicht nur in seiner Gemeinde längst bekannt als Gegner des Nationalsozialismus. Weder auf der Kanzel noch im Umgang mit Freunden nahm der Katholik ein Blatt vor den Mund, erinnert sich ein Greifswalder aus Wachsmanns Gemeinde. Offen forderte er dazu auf, in seine Wohnung zu kommen und den britischen Sender BBC zu hören. Nach Denunziationen wurde Wachsmann im Sommer 1943 von der Gestapo verhaftet. „Im Namen des deutschen Volkes“ wurde er „als Propagandist unserer Kriegsfeinde“ verurteilt. „Er ist für immer ehrlos und wird mit dem Tode bestraft“, hieß es in der Urteilsverkündung. Die Hauptverhandlung gegen den katholischen Theologen leitete der Volksgerichtshofpräsident Roland Freisler. Gnadengesuche und Vermittlungsbemühungen blieben erfolglos. Das Urteil wurde am 1. Februar 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden vollstreckt.