Gebetsketten oder –schnüre sind in außerchristlichen Religionen, besonders im Hinduismus oder Buddhismus, weiter und früher verbreitet als es der Rosenkranz in der Kath. Kirche ist. Im Islam entwickelte sich die Gebetsschnur bereits im 9. Jhdt. und half dem Beter, bei Anrufungen Allahs keinen seiner 99 Namen zu übergehen. Eine christliche Vorform des Rosenkranzes, die Paternoster-Schnur, fand im Mittelalter weite Verbreitung, sogar den Beruf des "Paternostermachers" brachte sie hervor. Auch sie entsprang dem praktischen Bedürfnis der Gläubigen, durch häufige Wiederholung von Gebeten die Innigkeit der Gedanken und Anliegen auszudrücken.
Die erste Form des Rosenkranzes entstand im Spätmittelalter und umfasste ursprünglich 15 Vaterunser, 15 mal 10 Ave Maria und 15 Ehre sei dem Vater, womit die Betrachtung der 15 Geheimnisse der Erlösung verbunden war ("großer Rosenkranz"). Im 15. Jhdt. gab der Kölner Dominikanermönch Jakob Sprenger dem Rosenkranz die "moderne" Fünfziger-Form und gründete 1475 die Rosenkranzbruderschaft. Danach setzte sich langsam die Ansicht durch, der Hl. Dominikus sei Urheber des Rosenkranzes, was nicht gesichert ist.
Die heute übliche Form des Rosenkranzes bzw. des Rosenkranzgebetes umfasst das Glaubensbekenntnis, das Ehre sei dem Vater sowie fünf Gesätze (nicht Gesetze), die je ein Vaterunser und zehn Ave Maria enthalten, wobei beim Namen Jesu jeweils eines der vier Geheimnisse – des freudenreichen, des schmerzhaften, des glorreichen, des trostreichen oder anderer – eingefügt wird (vgl. Gotteslob Nr. 33 und 590). Die Rosenkranzschnur umfasst deshalb in der Regel 6 große und 53 kleinere Perlen, Steine o.ä.
Der Begriff "Rosenkranz" geht auf die mystische Vorstellung zurück, die Gebetsreihe sei ein Kranz geistlicher Rosen zu Ehren der Gottesmutter.
Bereits seit dem Spätmittelalter entwickeln sich Rosenkranzbilder, die Maria häufig im Schutzmantel von Rosenkronen oder von einem Kranz aus Rosen umgeben zeigen. Zu den bekanntesten Kunstwerken dieser Art gehören Tilman Riemenschneiders Madonna von Volkach und der Englische Gruß von Veit Stoß in St. Lorenz / Nürnberg.
Wie wurde nun der Oktober zum Rosenkranzmonat?
Das islamische Reich der Osmanen hatte in der ersten Hälfte des 16. Jhdts. seine Macht bis auf den Balkan entfaltet und setzte zum Angriff auf Wien an, das gerade noch verteidigt werden konnte. Später bewegte sich eine gewaltige osmanische Flotte auf das südliche Europa zu, um es von See her in die Knie zu zwingen. In dieser kritischen Situation setzten die christlichen Seefahrer die vereinte spanisch-venezianisch-päpstliche Flotte unter das Zeichen des Rosenkranzes und errangen am 7.Oktober 1571 bei Lepanto vor der Küste Griechenlands einen überwältigenden Erfolg gegen "die Türken".
Der damalige Papst Pius V. ordnete zum Jahrestag des Sieges ein Marienfest an, das in der Folgezeit regelmäßig, auch zu anderen Terminen, begangen wurde. Pius X. (1903-14) legte das Ro-senkranzfest endgültig auf den 7. Oktober.
Eine Reihe von Päpsten förderte das Rosenkranzgebet mit Lehrschreiben und Enzykliken, darunter Johannes XXIII. und Paul VI., demzufolge jeder Christ nicht durch äußeren Druck, sondern durch freie Entscheidung diese Gebetsform pflegen soll.
J. Schweier