Der Heilige des Monats: Benno
von Meißen (16. Juni)
Wissenschaftlich belegte Fakten
über Bennos Leben stehen uns nur wenige zur
Verfügung. Hieronymus Emser geht in seiner
1512 verfassten Lebensbeschreibung dieses Heiligen
wohl recht freizügig mit den alten Dokumenten
um, und Bennos Zeitgenossen berichten nicht gerade
ausführlich über ihn. Weder Geburts- noch
Sterbetag sind historisch belegt.
Der um 1010 geborene Hl. Benno
entstammt einer sächsischen Grafenfamilie.
Erzogen wurde er von den Mönchen des Klosters
St. Michael in Hildesheim. Zunächst war er
Kanoniker in Goslar, 1066 wurde er von Bischof
Werner von Magdeburg zum Bischof von Meißen
geweiht.
Im
Hochmittelalter war er als Bischof einerseits
Reichsfürst mit den entsprechenden
Verpflichtungen dem König bzw. Kaiser
gegenüber, andererseits war er als Geistlicher
natürlich dem Papst zu Gehorsam verpflichtet.
Als im sog. Investiturstreit der Konflikt zwischen
Papsttum und Kaisertum um die Vorherrschaft im
Abendland ausbrach, gerieten die deutschen
Bischöfe in einen schweren
Loyalitätskonflikt. Benno stellte sich
zunächst gegen Kaiser Heinrich IV. und nahm
als Anhänger des Papstes Gregor VII. die
Einladung des Kaisers zur Synode nach Worms nicht
an; so wurde er 1085 abgesetzt. Diese Absetzung
traf ihn offensichtlich sehr hart, denn er machte
sich im folgenden Jahr auf den Weg nach Italien, um
den kaiserlichen Gegenpapst Clemens III.
anzuerkennen. Daraufhin setzte Kaiser Heinrich IV.
ihn wieder als Bischof ein, schien er doch jetzt
ein "reichstreuer" Bischof zu sein. 1089 jedoch
unterstützte Benno zusammen mit anderen
Bischöfen den rechtmäßigen Papst
Urban II.
In
seinen letzten Lebensjahren widmete sich Benno der
Wendenmission, daher heißt er auch "Apostel
der Wenden", die noch heute unter dem Namen
"Sorben" in der Diaspora Sachsens katholische
Einheiten bilden.
Am
16. Juni 1106 soll der Hl. Benno hochbetagt in
Naumburg gestorben sein. Er wurde im Dom zu
Meißen beigesetzt. Als Martin Luther von der
geplanten Heiligsprechung Bennos hörte,
verfasste er 1524 eine Streitschrift, er vermutete
wohl in der Heiligsprechung unter anderem einen
Pro-test gegen seine Lehre. Als der spätere
Meißner Bischof Johann von Haugwitz
befürchtete, die Gebeine des Hl. Benno
könnten ein ähnliches Schicksal erleiden
wie so viele Reliquien, ließ er sie 1576 aus
der Diaspora ins katholische München in die
Frauenkirche in Sicherheit bringen. Darum ist der
Hl. Benno nicht nur Patron von Meißen, sondern
auch von Oberbayern und München. Er ist
insbesondere der Schutzheilige der Fischer und
Tuchmacher.
Was ist nun das besondere am Hl.
Benno, das schließlich zu seiner
Heiligsprechung führte? Ausdruck seiner
besonderen geistlichen Begabung und seiner
außergewöhnlichen Anziehungskraft auf die
Menschen ist gewiss folgende Legende. Benno zog von
Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf, um den
Gläubigen das Wort Gottes zu verkünden
und die Ungläubigen zu bekehren. Er wusste mit
seinen Worten die Herzen der Menschen so sehr zu
ergreifen, dass diese scharenweise herbeieilten und
Hunger und Durst ertrugen, um Bischof Benno
zuzuhören. Als er einst in großer Hitze
zu einer Schar von Ungläubigen predigte,
litten alle großen Durst, und es war kein
Wasser in der Nähe. Da soll Benno mit seinem
Bischofsstab in die Erde gestoßen haben.
Sogleich strömte eine Quelle frischen Wassers
hervor. Noch zur Zeit des Hieronymus Emser wird
diese Quelle und das Tal, in dem dies Wunder
geschehen sein soll, "heiliges Tal"
genannt.
Dafür, dass Benno als
Verwalter äußerst tatkräftig war und
trotzdem ein tiefgläubiger Verkünder des
Wortes Gottes, spricht folgende Legende:
Besondere Freude hatte Benno an
vier Dingen: Priester zu weihen, Kirchen zu bauen,
durch das Kreuz dem Volk Frieden zu bringen –
dabei auch den unterdrückten Sorben zu helfen
– und das Land urbar zu machen. Seine
Güter und Weinberge galten weit und breit als
Musterwirtschaften. Seine Ackerwirtschaft hatte aus
der Lommartzschen Pflege den Obstgarten des ganzen
Landes gemacht. Noch aber gab es viel zu tun bei
der Trockenlegung der durch Hochwasser entstandenen
Sümpfe an der Elbe. Die Menschen dieser Gegend
waren nicht ohne weiteres bereit zu dieser Arbeit,
sie fürchteten Gespenster, Irrlichter und
unheimliche Gestalten. "Sie unken wie Frösche
im Unkenpfuhl" dachte der Hl. Benno. Bevor die
sumpfigen Auwiesen in harter Arbeit kolonisiert
werden konnten, musste Benno erst segnend und
betend das weite Sumpfland umschreiten. Mit seinem
Psalterium wandelte er über die Pfade zwischen
den Sümpfen. Als er ganz in seine Psalmen
vertieft am Unkenteich vorbeikam, quakten die
Frösche so laut und aufdringlich, dass sich
Benno in seinem Gebet gestört fühlte. Da
schalt er die Frösche: "Schweigt, verstummt!"
Sogleich war Stille. Benno wollte in seinem Gebet
fortfahren, aber er konnte nicht. Hatte er diesen
Tieren, denen Gott nun einmal keine schönere
Stimme gegeben hatte, nicht Unrecht getan? War das
Unken der Frösche nicht besser als das der
Menschen mit all ihren Gehässigkeiten,
vielleicht war es Gott sogar angenehmer als sein
armseliges Gebet? Er erhob seine Stimme und rief
den Fröschen zu: "Unket und quakt zur Ehre
Gottes, denn so hat Gott euch erschaffen." Nun
quakte es von allen Seiten wie zuvor, und Benno
lobte gemeinsam mit den Tieren den Schöpfer.
Jetzt konnte er wieder beten, wieder segnen. Er
machte, wie es dem Bischof zukam, drei Kreuze
über die sumpfigen Wiesen und sah in seinem
Herzen, dass aus Sumpfland allmählich Wiesen-
und Ackerland entstehen würde.
Am
nächsten Tag teilte er den Familien ihr Land
zu und lieh ihnen Pferdegespanne und
Arbeitsgeräte vom Bischofsgut.
Weil die Menschen wussten, wie
gut Benno es mit ihnen meinte, verloren sie bei der
mühsamen Arbeit nie den Mut.
S.
Schweier
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