Der
Heilige des Monats:
Der
Hl. Vinzenz von Paul (27. September)
Dargestellt ist Vinzenz von Paul meist im
Priestergewand, oft inmitten von Kindern und
Gefangenen, manchmal mit einem Kind auf dem Arm.
Auch mit einem flammenden Herzen in der Hand wurde
er abgebildet. – Das Wichtigste im Leben
dieses Mannes, dessen Wahlsprüche "Sich
leermachen von sich selbst", "Christus anziehen",
"Instrument Jesu Christi sein" und ähnlich
lauteten, war die ganz praktisch gesehene
Gottesliebe und daraus folgend die Liebe zum
Nächsten. "Lieben wir Gott, aber es sei auf
Kosten unserer Arme und im Schweiße unseres
Angesichts!" So versuchte der Hl. Vinzenz den von
ihm klar erkannten Übeln seiner Zeit
entgegenzuwirken: Unwissenheit, Verarmung, geistige
Trägheit selbst bei vielen
Geistlichen.
Vinzenz von
Paul wurde am 24. April 1581 als drittes Kind armer
Bauern in Pouy in der Gascogne geboren. Von
früher Jugend an wurde Vinzenz wie seine
fünf Geschwister zur Arbeit angehalten, vor
allem hütete er das Vieh seiner Eltern. "Ich
bin nur ein Schweinehirt und der Sohn eines armen
Dörflers!" sagte Vinzenz häufig. Der
Opferbereitschaft seiner Eltern – es
heißt, sie hätten dafür zwei Ochsen
verkauft – verdankte er es, dass er bereits
mit 15 Jahren Student der Theologie war. Mit 19
Jahren empfing er dann – was in dieser Zeit
nicht ungewöhnlich war, aber doch eigentlich
gegen die Regeln verstieß – die
Priesterweihe.
Zunächst
strebte er wohl eine kirchliche Laufbahn an, die
sich dann allerdings ganz anders als geplant
entwickelte.
1604 war er
Doktor der Theologie und bemühte sich dann
– erst einmal erfolglos – um eine
eigene Pfarrei. Erst 1612 konnte er die Pfarrei
Clichy in Paris übernehmen. Die damals
baufällige und unter Vinzenz von Pauls
Leistung erneuerte Kirche steht heute noch, und die
Erinnerung an ihn ist dort lebendig
geblieben.
Von 1613
– 1626 wirkte er als Geistlicher und Erzieher
im Haus des Galeerengenerals de Condi. Er bekam
Einblick in das unerträgliche Los der
Galeerensträflinge, die fast nackt und vor
Schmutz strotzend bei dürftiger Ernährung
an den Ruderbänken saßen. Ohne Zweifel
war es dem Einfluss des Hl. Vinzenz zu verdanken,
dass der General de Condi in Marseille ein Spital
für kranke Galeerensträflinge errichten
ließ. Auch erbat er Almosen für die
Gefangenen und besuchte und tröstete sie
persönlich.
Den Gedanken
an eine kirchliche Laufbahn hat Vinzenz wohl in
dieser Zeit aufgegeben; er wandte sich ganz der
Seelsorge zu und gelobte 1617 lebenslangen Dienst
für die Armen. Im selben Jahr gründete er
zusammen mit der Witwe Le Gras, geb. Louise
Marillac die "Confrérie de la Charité",
eine Gemeinschaft von Laienschwestern, das erste
seiner Caritaswerke. Es sollte die Betreuung armer
und alleinstehender Kranker sichern. 1620 folgte
die Gründung einer entsprechenden Gemeinschaft
für männ-liche Laienkräfte, die
"Serviteurs des pauvres". Neben seinem sozialen
Engagement widmete sich der Hl. Vinzenz auch der
Missionierung der armen Landbevölkerung,
sammelte Priester um sich und gründete mit
ihnen 1625 die "Congregatio Missionis". Zur
Unterweisung und Weiterbildung des Landklerus
richtete er sog. Ordonandenexerzitien ein, die von
seinen Priestern geleitet wurden. Neben der
Beteiligung an der Errichtung von neuen
Priesterseminaren nahm er in seinen Häusern
auch Priester und Laien zu Einzelexerzitien auf. So
wurde Vinzenz von Paul neben seiner caritativen
Tätigkeit auch zum Erneuerer des
religiösen Lebens bei Klerus und
Laien.
Aus der 1617
gegründeten "Confrérie de la
Charité" wurde 1633 der größte
Frauenorden der Kirche, die Vinzentinerinnen oder
"Filles de la Charité". Dieser Orden war etwas
völlig Neues: Die Schwestern lebten ohne
Klausur; ohne Ordenstracht – sie trugen die
Tracht bretonischer Landfrauen, die in Paris als
Hausangestellte tätig waren – gingen sie
von Haus zu Haus, um kranke und alte Menschen zu
pflegen und um zu unterrichten. Ihre erste Oberin
war die Hl. Louise de Marillac, die gemeinsam mit
dem Hl. Vinzenz Mädchen vom Lande im
geistlichen Leben und in der Krankenpflege
unterwies. Der Aufgabenbereich der Vinzentinerinnen
erweiterte sich von Jahr zu Jahr. Schon zu Vinzenz`
Zeiten betreuten sie schließlich Kranke sowohl
zu Hause als auch in Hospitälern,
Galeerensträflinge, Waisen, Schulkinder,
Findelkinder, Hilfsbedürftige alte Menschen
und Geisteskranke. Als sog. "Barmherzige
Schwestern" pflegten sie auch Verwundete auf den
Schlachtfeldern. Im Lauf der Jahre wurde Vinzenz
immer mehr zum caritativen Vater Frankreichs. Als
es Mitte des 17. Jh. in Paris zu blutigen
Aufständen gegen die absolutistische
Königsherrschaft kam, richtete er
Riesenvolksküchen ein und rettete vom Krieg
verwüstete Provinzen wie Lothringen vor
Hungersnöten und war an ihrem Wiederaufbau
maßgeblich beteiligt.
In dieser
Zeit war der Hl. Vinzenz, der Vater und
Begründer der Caritas, schon nicht mehr
gesund. Heftige, immer wiederkehrende
Fieberanfälle plagten ihn, von 1631 an fiel
ihm das Gehen schwer, er konnte zunächst noch
reiten, später aber nur noch im Wagen fahren.
Dennoch zog er sich von seinen Aufgaben nicht
zurück. Zu Anfang des Jahres 1660 – er
litt unter Geschwüren und Wassersucht und war
häufig nicht mehr bei Bewusstsein –
musste er auf das Lesen der hl. Messe verzichten.
Am 15. März starb die Hl. Louise, zu der er
gesagt hatte: "Ihr geht voran, ich werde Euch bald
nachfolgen." Am 27. September desselben Jahres
starb Vinzenz, nachdem er noch einmal bei vollem
Bewusstsein der hl. Messe beigewohnt hatte und
Kommunion und Krankensalbung empfangen hatte. Seine
letzten Worte waren ein Segensspruch über alle
Mitglieder der von ihm gegründeten
Ordensfamilien.
Im August
1729 wurde Vinzenz von Paul durch Papst Benedikt
XIII. seliggesprochen, im Juni 1737 wurde er in die
Schar der Heiligen eingereiht.
Sabine
Schweier
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