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Franz Liszt In der Kreuzwegandacht am 2. April um 16 Uhr wird wieder diese ergreifende Komposition für Solo-Sänger, Chor und Orgel von Liszt aufgeführt.
Zu der Kreuzweg-Komposition ist Liszt in Rom durch das Beten des Kreuzweges im Col-losseum angeregt worden. Er hat sogar überlegt, ob man für eine angemessene Musik ein riesiges Harmonium bauen könnte. Die Komposition wurde aber dann doch für normale Gegebenheiten ausgearbeitet. Erstaunlicherweise hat sie aber fast hundert Jahre gebraucht, bis sie in der kirchenmusikalischen Praxis ihren Platz gefunden hat. Auch in Berlin war die Via Crucis nahezu unbekannt. Als wir vor einigen Jahren das Werk zum ersten Mal aufgeführt haben, ist es fast zeitgleich an zwei anderen Stellen erklungen - und das natürlich ohne Absprache. Seither finden wir regelmäßig Aufführungen in etlichen Kirchen. Liszt rahmt die Betrachtung des Leidens und Sterbens ein durch den alten Hymnus "Vexilla regis". An zwei Stellen erklingen im vierstimmigen Satz die Kirchenlieder O Haupt voll Blut und Wunden" und O Traurigkeit, o Herzeleid". Die anderen Gesangspartien sind meist solistisch. Sehr beziehungsreich für unsere Gemeinde wird dreimal das "Stabat Mater Dolorosa" gesungen, immer als Antwort auf den vom Bariton expressiv vorgetragenen Hinweis, daß Jesus fällt. Die Worte Jesu und das furchtbare Kreuzige ihn!" sind ebenfalls dieser Solostimme anvertraut. Diese musikalisch anspruchsvolle Partie verlangt deshalb einen Sänger mit einer großen stimmlichen Ausdruckspalette; Michael Mrosek wird diese Aufgabe wieder übernehmen. Den größten Anteil an der abwechselnd meditativen, dann wieder expressiven Deutung der einzelnen Stationen hat der Orgelpart. Ohne Worte zwingt uns der Komponist allein durch die Gewalt der Musik in den Bann der religiösen Aussage. Wenn nach den letzten Worten des Chores, dem "Ave crux", der Schluß in der Orgel mit einer leisen aufwärts führenden Bewegung verklingt, wird damit der Hinweis auf Ostern schon gegeben, Deshalb wollen wir die Aufführung auch nicht als Konzert verstehen, sondern als Gottesdienst. der uns im Innern bewegen soll. Dr. Simonett, Kirchenmusiker Audiobeispiel Letzte Station / Auszug (MP3,
630 KB / Mono) Ort: Kirche
Mater Dolorosa, Kurfürstenstraße 59, 12249
Berlin-Lankwitz
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Seit
Jahrhunderten ist die Betrachtung der Kreuzwegstationen ein frommer
Brauch in unseren Kirchen. Etwa seit 1600 hat sich die Zahl der 14
Stationen durchgesetzt und sehr bald finden sich in allen
katholischen Kirchen entsprechende Bilder, vor denen in der
Fastenzeit die Kreuzwegandachten gehalten werden. Da dies keine
offiziellen liturgischen Gottesdienste sind und da in der
Fastenzeit die große Musik ohnehin mit
Zurückhaltung bedacht wird, hat sich dafür keine
besondere musikalische Tradition herausgebildet; meist werden nur
entsprechende Kirchenlieder gesungen, so wie das bei uns auch jetzt
meist üblich ist, Liszt steht mit seinem Werk
einigermaßen isoliert da, erst im 20, Jahrhundert haben
sich weitere Komponisten dieses Stoffes angenommen. Liszt war - so
bewegt und für manchen auch anstößig
sein Leben war - nicht nur ein religiöser, sondern ein
wirklich frommer Mensch. Sein reiches kirchenmusikalisches Schaffen
legt davon Zeugnis ab. Bei uns gehört seine wertvolle
Missa choralis für Chor und Orgel zum Repertoire des
Chores.