Glaubens-ABC

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Bann

Im Alten Testament gab es den Bann unter anderem als Ausschluß eines Sünders aus der Gemeinschaft des Gottesvolkes. In der Geschichte der Kirche gab es immer wieder (und gibt es noch) Formen des Bannes, so etwa die sogenannte Exkommunikation (= automatischer oder formeller Ausschluß aus der kirchlichen Gemeinschaft aufgrund eines schweren Vergehens).

Barmherzigkeit

Barmherzigkeit ist jene die innere Haltung und die menschlichen Handlungen prägende Einstellung zum Nächsten, die mehr ist als "Gerechtigkeit". Barmherzigkeit nimmt mit dem Herzen fremde Not wahr und findet Wege des Herzens zur Linderung dieser Not; sie ist insofern eine Form der Liebe. Die christliche Barmherzigkeit ist immer wieder orientiert am und inspiriert durch das Beispiel Jesu, von dem nicht nur das Gleichnis vom barmherzigen Samariter stammt, der vielmehr selbst das fleischgewordene "Herz" Gottes für uns Menschen wurde. Die Tradition kennt sieben leibliche Werke der Barmherzigkeit (Hungrige speisen, Durstige tränken, Nackte bekleiden, Fremde beherbergen, Gefangene befreien, Kranke besuchen, Tote begraben) und sieben geistige Werke der Barmherzigkeit (Sünder zurechtweisen, Unwissende belehren, Zweifelnden recht raten, Betrübte trösten, Lästige geduldig ertragen, gern verzeihen, für Lebende und Tote beten).

Basilika

(griech.: Königshalle) Aus der "öffentlichen Halle" der Antike, in der sich das Gerichts- und Marktwesen vollzog, wurde mit wachsender Geltung des Christentums ein Gotteshaus. Wo vordem in der Apsis (griech., nach Osten ausgerichteter Chorraum) der Richterstuhl oder ein Götterbild thronte, fand nun der Altar Platz. Im liturgisch-kirchlichen Zusammenhang versteht man heute unter einer Basilika eine Kirche von besonderem Rang. Dome tragen den Ehrentitel Basilika, aber auch verschiedene Wallfahrts- und Klosterkirchen.

Basisgemeinde

Seit Ende der sechziger Jahre entstanden vor allem in Lateinamerika und auf den Philippinen sogenannte Basisgemeinden; man meint damit intensive Glaubensund Lebensgemeinschaften unterhalb und innerhalb der größeren Organisationsform der Pfarrei. In ihnen lebte die urchristliche Vorstellung von Austausch und Gütergemeinschaft neu auf. Mitte der meisten Basisgemeinschaften ist meist die gemeinsame, auf unmittelbare Praxis abzielende Lektüre der Heiligen Schrift. Möglicherweise beeindruckender noch als die lateinamerikanischen Basisgemeinden sind Ausformungen dieses Ideals in Afrika; dort fand man für die Basisgemeinden den Begriff "Kleine christliche Gemeinscharten".

Befreiung, Befreiungstheologie

Während in der traditionellen Theologie das heilende Tun Jesu an den Menschen unter dem Stichwort "Erlösung" zu beschreiben versucht wurde, so glaubt die sogenannte Befreiungstheologie, dieses Tun mit dem Wort "Befreiung" noch besser und zeitgerechter übersetzen zu können. Das Zeugnis der Bibel bekräftigt, daß der Erlösergott talsächlich ein befreiender Gott genannt werden muß - angefangen von den Erfahrungen des Volkes Israel in der Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens bis hin zur Solidarisierung Jesu mit allen Armen, Hungernden, Versklavten und Unterdrückten in der Bergpredigt. Mitte auch der Befreiungstheologie ist das Geschehen um Kreuz und Auferstehung Jesu: Am Kreuz geht Jesus in das Geschick aller Gekreuzigten dieser Erde ein - um zu zeigen, daß es mitten in dieser Welt eine reale Chance für das Leben gibt. Die Befreiungstheologie zeichnet sich aber dadurch aus, daß sie ganz bewußt kein "Text" sein will, sondern befreiende Praxis an der Basis. Kritik erfuhr und erfährt die Befreiungstheologie dort, wo sie nicht "Brücke" zum politischen Handeln ist, sondern in Gefahr steht, von Politik verschluckt zu werden und ihre überpolitische Identität zu verlieren.

Begierdetaufe

Die Taufe ist das erste und wichtigste Sakrament; sie ist die Eingangstür ins Heil. Gelegentlich kommt es zu dem Fall, daß es aus äußeren oder inneren Gründen nicht zum Vollzug des eigentlichen liturgischen Aktes der Taufe kommt; der Wille zur Taufe ist aber gegeben. In diesem Fall spricht man von der sogenannten Begierdetaufe. Eine Begierdetaufe liegt auch vor, wenn ein Unge-taufter nach seinem Gewissen und dem Willen Gottes lebt und die Taufe gewiß begehrt hätte, wenn er um sie gewußt hätte.

Bischofssynode

(griech: gemeinsamer Weg, Zusammenkunft) Weil die Communio, d.h. das Voneinander- und Miteinanderleben zum Wesenskern der christlichen Kirche gehört, kann auch das Leitungsverhalten der Kirche nur ein Miteinander sein.  So treffen sich die Bischöfe in ziemlich regelmäßigen Abständen auf regionaler bzw. überregionaler Ebene, um sich über Fragen des kirchlichen Lebens auszutauschen.  Der Papst wird auf einer solchen Bischofssynode nicht bloß beraten und für „einsame Entscheidungen" zugerüstet.  Seine kirchliche Leitungsgewalt ist - noch Ausweis nicht nur des Zweiten Vatikanischen Konzils - zurückgebunden in das Kollegium der Bischöfe und deren gemeinsame Hirtenaufgabe.

Bittage

Die drei Tage vor dem Fest Christi Himmelfahrt, an denen in der katholischen Kirche noch altem Brauch mit eigenen Gottesdiensten und Flurprozessionen der Segen Gottes „für mannigfache menschliche Anliegen, besonders für die Früchte der Erde und für das menschliche Schaffen" (Grundordnung des Kirchenjahres) herabgerufen wird.  Die Bittage vor Christi Himmelfahrt sind erstmals für das Jahr 496 in Gallien bezeugt.

Blasiussegen

Der alljährlich um Blasiustag (3.2.) gespendete Blassiussegen gehört zu den sogenannten Sakramentalien, also zu den oft sehr alten Weiheriten und Segensbräuchen in der Kirche, unter deren sinnlich erfahrbaren Zeichen die helfende Gnade Gottes sichtbar werden kann.  Der Blasiussegen geht zurück auf einen frühchristlichen Bischof dieses Namens, der ein Kind durch seinen Segen vor dem Ersticken gerettet haben soll.  Der Blasiussegen hat die Form eines Fürbittgebets auf die Fürsproche dieses Heiligen.  Der Priester spendet den Segen, wobei er in der linken Hand zwei gekreuzte Kerzen halt.

Blasphemie

(griech.: Schaden herbeireden) Gotteslästerung in Wort und Schrift; in einem weiteren Sinn: schmähende Herabsetzung einer Religion oder Religionsgemeinschaft.  Galt im Alten Testament als eines der schwersten Vergehen.  Jesus selbst wurde wegen Blasphemie (Anmaßung des Messiastitels) zum Tode verurteilt.  Im modernen Strafrecht gilt der Straftatbestand der Blasphemie als erfüllt, wenn eine Beschimpfung des Inhalts religiöser oder weltanschaulicher Bekenntnisse oder einer bestehenden Religionsgemeinschaft oder Weltanschauungsvereinigung in einer Weise, die den öffentlichen Frieden stören könnte, gegeben ist.

Bonifatius

Apostel der Deutschen, Bischof, Glaubensbote, Märtyrer.  Geboren um das Jahr 662, kam der angelsächsische Missionar 716 noch Germanien und erzielte vor allem unter den Friesen, Hessen und Thüringern große Missionserfolge und begründete zahlreiche Klöster und Bistümer.  Märtyrertod im Jahr 754 bei Dokkum in Friesland.  Das Bonifatiusgrab ist heute in Fulda.  Der 5. Juni ist Gedenktag des heiligen Bonifatius.

Bonifatiuswerk

1849 gegründetes Hilfswerk für katholische Christen und Gemeinden in der Diaspora Nord-, Mittel- und Ostdeutschlands, aber auch in den skandinavischen Ländern.  Die Mitglieder des Bonifatiuswerkes helfen durch Gebet und materielle Unterstützung.  Die alljährliche Kollekte am Diasporasonntag fließt den Zwecken des Bonifatiuswerkes zu.

Brautexamen

Der sakramentalen katholischen Eheschließung muß in jedem Fall das sogenannte „Brautexamen" vorausgehen, in dem geklärt wird, ob nicht etwaige Ehehindernisse (z.B. Blutsverwandtschaft, bereits bestehende Ehe) eine kirchliche Trauung von vorneherein zunichte machen und ob die Eheabsicht von Braut und Bräutigam mit dem Wesen des Sakraments übereinstimmt.  Dazu gehört, daß Braut und Bräutigam eine unauflösliche und ausschließliche Ehe eingehen möchten, die sich in sexueller Gemeinsamkeit ausdrückt und (soweit möglich) auch auf die Zeugung von Nachkommen ausgerichtet ist.

Brevier

Das Stundenbuch der Ordensleute und Priester, das den Tag einrahmt mit einer Reihe von Hymnen, Gebeten (vor allem Psalmengebeten), Lesungen und Betrachtungen aus dem Schatz der großen kirchlichen Tradition.

Brot

Das Teilen des Brotes gilt von alters her als Zeichen der Gastfreundschaft.  Schon lange bevor Jesus die Bitte um das tägliche Brot in das Vaterunser aufnahm, erlangte „Brot" in der Geschichte des Volkes Israel eine besondere Bedeutung.  Israel, das immer aus der Erinnerung an die Großtaten Gottes lebte, berief sich zentral auf den Auszug aus Ägypten, auf die Nacht also, in der die Eile gebot, das Brot ohne Sauerteig zuzubereiten.  Seither spielte das ungesäuerte Brot eine kultische Rolle.  Jesus selbst greift die traditionelle Ehrerbietung gegenüber dem Brot auf und überhöht sie in singulärer Weise. „Brot" wird zum Realsymbol Christi, zum Zeichen seiner Anwesenheit.  Christus versteht sich als das „Brot des Lebens" (Joh 6,48); „wer dieses Brot ißt, wird leben in Ewigkeit." (Joh 6,58).  Die heutige christliche Wertschätzung dem Brot gegenüber darf nicht zu einer kultischen Verengung führen.  Christus ist auch darum zum „Brot" für uns geworden, daß wir unser ganz alltägliches Brot mit denen teilen, denen es am Lebensnotwendigen fehlt.


Bruderliebe, Brüderlichkeit

Der neutestamentliche Begriff der Bruderliebe oder Brüderlichkeit wird neuerdings nicht selten in das Wort „Geschwisterlichkeit" übersetzt - mit einem gewissen Recht.  Denn der Begriff „Bruder" (etwa 160mal im NT) ist als zeitbedingte Selbstbezeichnung aller Christen zu verstehen; er umfaßt selbstverständlich auch die Frauen.  In der Sache ist die „Bruderliebe" identisch mit der „Nächstenliebe".  Ihre Gestalt und ihr Maß ist das „Neue Gebot" Jesu: „Liebt einander; wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben" (Joh 13,34).

Buddhismus

Die in vielen Formen und Varianten (vor allem) in Asien verbreitete Weltreligion, die sich auf den 480 v. Chr. gestorbenen indischen Religionsstifter Buddha beruft. Buddhas Hauptaugenmerk galt der Überwindung des Leidens, wobei er von der Grundformel „Leben ist Leiden" ausging.  Der Buddhismus ist in seinem Grundtenor eine asketische Religion mit selbsterlöserischem Akzent, eine Zurücknahme der Begierde zum Leben, ist Weltüberwindung durch Selbstzucht und Meditation.  Die christliche Lehre von der Gnade und der christliche Shöpfungsoptimismus („Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut ... „) sind dem Buddhismus fremd.

Bund

Die Geschichte des Volkes Israel mit seinem Gott ist eine Geschichte immer neuer Bundesschlüsse; eine Geschichte menschlicher Bundesbrüche und göttlicher Bundestreue.  Gott bietet den Menschen einen Bund an, weil der Schöpfer seine Geschöpfe liebt.  Weil der Bund aber ein freier Zusammenschluß ist, zwingt Gott den Menschen die Gemeinschaft mit ihm nicht auf.  Die menschliche Unfähigkeit zu dauerhafter Bundestreue veranlaßt Gott zu einem „Neuen Bund" in Jesus Christus.  Der Menschgewordene setzt in Tod und Auferstehung diesen Neuen Bund, der unwiderruflich die Trennung zwischen Gott und Mensch aufhebt.

Bußandacht

Obwohl es kirchenrechtlich und theologisch prizipiell möglich wäre, auch einer größeren Gruppe von umkehrwilligen Christen das Sakrament der Versöhnung mit Gott (Bußsakrament) zu spenden, sind die vielerorts üblich gewordenen Bußandachten nichtsakramentale Gottesdienstformen, die ganz bewußt nicht in Konkurrenz zur persönlichen Beichte treten wollen.  Trotzdem sind Bußandachten als Ausdruck des Willens zur Erneuerung und als Erinnerung an die sündenvergebende Macht der Taufe sinnvolle, wichtige und schöne Einrichtungen.  Solche Gottesdienstangebote sollten (besonders in der österlichen Bußzeit) zum Leben jeder Gemeinde gehören.

Buße

Die Buße, die häufig als ein „in-Sack-und-Asche-gehen" mißverstanden wird, gehört zu den Grundvollzügen jeden christlichen Lebens.  Durch Taufe und Firmung ist der Christ zwar eine neue Schöpfung in Gott; dennoch verfällt er ständig einer eigentlich überholten Lebensweise, einer Existenz in der Abkehr von Gott.  Die immer einmal wieder notwendige Richtungsänderung, die neue Zuwendung aus dem Grund des menschlichen Herzens heraus auf Gott hin, heißt „Buße".  Diese Buße kann die verschiedensten äußeren Formen annehmen, wie Gebet, Fasten, Verhaltensänderung und Werke der Liebe, aber diese äußeren Formen können nur Zeichen und Beweis dafür sein, daß im Inneren, im Herzen des Menschen, Gott wieder gilt.

Bußsakrament

auch: Sakrament der Versöhnung, Beichte.  Im Namen und der Vollmacht Christi gewährt die Kirche durch den Priester Vergebung der Sünden: „Empfanget den Heiligen Geist.  Allen, denen ihr die Sünden erlaßt, sind sie erlassen; allen, denen ihr sie nicht erlaßt, sind sie nicht erlassen" (Joh 20,22f).  Der Empfang des Bußsakramentes und die damit erfolgende Wiederversöhnung mit Gott ist in erster Linie dann nötig, wenn ein getaufter Christ in schwere Schuld gefallen ist.  Aber auch die sogenannte Andachtsbeichte (Beichte, obwohl eine grundsätzliche Abkehr von Gott nicht vorliegt) ist eine wichtige Hilfe zu einem intensiven christlichen Leben und gehört - regelmäßig praktiziert - zu einem entschiedenen Leben in der Nachfolge Christi einfach dazu. Das Bußsakrament besteht im Wesentlichen aus folgenden Elementen: Gewissenserforschung, Reue und Vorsatz, Bekenntnis, Lossprechung (Absolution) und Wiedergutmachung.  Die Absolution kann im Notfall auch ohne das Bekenntnis der Sünden gespendet werden.  Immer jedoch muß das Element der Reue vorliegen.

Bußtage

Buße, das heißt: Umkehr zu Gott, gehört zu jedem christlichen Leben, „damit sich aber alle durch eine bestimmte gemeinsame Beachtung der Buße miteinander verbinden, werden Bußtage vorgeschrieben" (CIC can. 1249).  Bußtage für die ganze Kirche sind der Aschermittwoch und alle Freitage des Jahres, wenn nicht ein Hochfest auf den Freitag fällt.

Bußzeit, österliche

Die 40 Tage der österlichen Bußzeit (oder Fastenzeit) dauern von Aschermittwoch bis zum Osterfest, wobei die Sonntage nicht hinzugerechnet werden. Von alters her ist diese Zeit geprägt durch zwei Themen: Taufe und Buße. Für die Taufbewerber war diese Zeitspanne die letzte und intensivste Phase der Vorbereitung auf die Taufe, die am Osterfest stattfand. Für die Gemeinde war es zugleich Erinnerung an die eigene Taufe und Tauferneuerung - ein Aspekt, der noch heute diese Zeit bestimmen sollte. Die Rückbesinnung auf den Grund des Glaubens soll sich in dieser Zeit auch in Formen einer besonderen Anstrengung oder eines besonderen Verzichtes ausdrucken. Da „Freiheit" eines der Geschenke ist, die der Mensch durch die Gnade Gottes erwirbt, kann es sinnvoll sein, im Verzicht auf Nikotin, Alkohol oder andere Alltagssüchte den Grad der Freiheit von Fremdbestimmung zu testen. Besondere allgemeine Fasttage in der österlichen Bußzeit sind nach wie vor der Aschermittwoch und der Karfreitag. An diesen Tagen sollen sich die Christen - im Sinne eines gemeinsamen Zeichens nur einmal sattessen und außerdem kein Fleisch zu sich nehmen. Wichtiger noch als das gemeinsame Zeichen ist der innere Mitvollzug dieser Tage: die Hinkehr zu Gott aus ganzem Herzen.

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