Glaubens-ABC

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Karfreitag

An diesem Tag, der dritte Tag vor Ostern, gedenkt die Kirche des Leidens und Sterbens Jesu. Die katholische Karfreitagsliturgie kennt keine Eucharistiefeier. Im Wortgottesdienst werden zwei alttestamentliche Lesungen und die Leidensgeschichte noch Johannes vorgelesen. Anschließend folgt das Fürbittgebet und eine Kreuzverehrung. Diese Verehrung wurde aus dem Orient übernommen, wo sie seit dem vierten Jahrhundert praktiziert wird. Anschließend werden Hostien ausgeteilt, die am Gründonnerstag bereits geweiht wurden. Der Karfreitagsgottesdienst ist die älteste überlieferte Liturgie.

Karma(n)

Der Begriff "Karma" (="Tat‘) oder "Karman" spielt eine zentrale Rolle in der indischen Ethik und der Lehre von der ‚Seelenwanderung‘. Nach dieser Lehre ist jede Tat im Laufe eines Lebens bedeutsam für das folgende Leben des Menschen. Gute Taten bedingen glückliche, schlechte Taten unglückliche Lebensverhältnisse nach der (sicheren) Wiedergeburt auf der Erde. Durch diese Lehre entfallen für die indischen Religionen weitgehend die Probleme, sich mit der Entstehung des Bösen, der Sünde und der Sündenvergebung auseinanderzusetzen. Dennoch bieten z. B. der Buddhismus (in der grundsätzlichen Enthaltung von jeder Tat) oder der Hinduismus (in der Handlung, die den Gotteswillen erfüllt) Möglichkeiten an, um vom Karma-Gesetz erlöst zu werden.

Karmel

Die Bergkette des Karmel ist ca. 23 km lang und liegt südöstlich von Haifa im Staat Israel. Schluchten und Höhlen entstanden im weichen Kalkboden des Gebirges, in die sich Flüchtlinge und Einsiedler zurückzogen. Das Buch der Könige erzählt, daß Elija auf dem Karmel die Baalspriester durch ein Gottesurteil besiegte und den zerstörten Altar Jahwes wieder aufbaute. Eine Grotte am Fuß des Gebirgszugs wird von den Christen als Prophetenschule des Elias verehrt. Das Stammkloster der Ordensgemeinschaft des Karmel, der Karmeliten, befindet sich an der Nordspitze des Gebirgszugs.

Karmeliten

vgl. Stichwort "Bettelorden". Schon früh ließen sich christliche Einsiedler am Berg Karmel nieder. Seit 1209 besitzen sie eine verpflichtende Regel. Herzstück dieser Regel ist der Satz: "Jeder bleibe in seiner Zelle, Tag und Nacht das Gesetz des Herrn betrachtend und im Gebet wachend." Von den Einsiedlern am Berg Karmel breitete sich die Bettelordenbewegung der Karmeliter (Ordo Fratorum B. M. V. de Monte Carmelo) schnell aus. Die kirchlichen Auseinandersetzungen des Mittelalters gingen auch am Bettelorden nicht spurlos vorbei: sie führten zur Aufteilung des Ordens in die "unbeschuhten Karmeliter" und die "Karmeliter der alten Observanz". Besonders stark vertreten ist dieser Bettelorden heute in Italien und Spanien.

Karmelitinnen

Die Karmelitinnen sind der weibliche Zweig des Karmelitenordens. Auch bei ihnen unterscheidet man die Richtung der "Beschuhten" von der strengeren Form der "Unbeschuhten Karmelitinnen". Letztere sind in aller Welt mit ihren Ordenshäusern vertreten. Sie gelten als der größte ‚beschauliche‘ Orden (vgl. Stichwort "Beschauliche Orden") der Kirche.

Karneval

vgl. Stichwort "Fastnacht"

Kartäuser

Offizieller Name: Ordo Cartusiensis. Der Ursprung des Einsiedlerordens liegt in einer Eremitengruppe von sechs Personen, mit denen sich der heilige Bruno von Köln 1084 in der Chortreuse (von lot. kartusia Kartause) niederließ, um ein strenges Einsiedlerleben zu führen. Erst nach dem Tod Brunos begann die eigentliche Klostergründung, die 1133 von Papst Innozenz II. anerkannt wurde. Die ausschließliche Pflege des kontemplativen Lebensideals, das in Gebet und Betrachtung, in strengem Schweigen und Fasten geführte Leben macht die Faszination des Ordens aus. Die Mönche versammeln sich nur zum Gottesdienst und an Sonn- und Feiertagen zum Essen.

Karwoche

Mit der Karwoche (ahd. ‚karo‘ = Sorge, Kummer) endet die insgesamt sechswöchige vorösterliche Fastenzeit. Sie beginnt mit der Feier des Einzugs Jesu in Jerusalem am Palmsonntag. Am Donnerstag der Karwoche, dem Gründonnerstag, feiert die Kirche das Letzte Abendmahl Jesu. Am dritten Tag vor Ostern erinnert sie sich am Karfreitag an seinen Tod. Die Karwoche endet mit dem Karsamstag, dem einzigen liturgiefreien Tag der katholischen Kirche.

Kasualien

(lat. casus = "Fall") Im Unterschied zu den regelmäßigen Gottesdiensten an Sonn-, Feier- und auch Wochentagen bezeichnen die Kasualien solche Amtshandlungen und liturgische Feiern im "Bedarfsfall", also bei besonderen "Vorfällen‘ im Leben. Zu den Kasualien gehören z. B. die Feiern der Taufe, der Trauung und der Beerdigung. Häufig werden bei diesen Gelegenheiten besondere Gebühren (die "Stolgebühren") erhoben.

Katakomben

Nicht nur die Christen beerdigten zur Zeit des Römischen Reiches ihre Toten in Nischengräbern unter der Erde. Die verfolgten Gläubigen hielten jedoch in den unterirdischen Grabkapellen heimlich ihre Versammlungen ab und feierten gemeinsam Gottesdienst. Trotz des weiter bestehenden Verbots des christlichen Kultes gingen im Laufe des dritten und vierten Jahrhunderts fast alle Katakomben als ‚heilige Orte‘ in das Eigentum der Kirche über. Zu dieser Zeit verband ein Netz von Gängen die einzelnen Gruften miteinander. Das System der verzweigten Gänge mit seinen Nischengräbern unter den Straßen Roms ist zum Teil noch gut erhalten und bis heute zu besichtigen.

Katechese

Unter Katechese (griech. ‚kotechein‘ — mündlich unterrichten‘) verstand man im Christentum zunächst die religiöse Unterweisung eines Taufbewerbers (‚Katechumenen‘) zur Vorbereitung auf seine Taufe. Heute verwendet man den Begriff allgemeiner: Die Katechese soll den Gläubigen zu einem Leben aus dem Glauben führen. Besonders bei der Vorbereitung auf die Sakramente spielt sie eine Rolle (vgl. Stichwort ‚Katechet‘). Sie orientiert sich dabei an der Verkündigung der Kirche wie an der Heiligen Schrift. Spätestens seit der Aufklärung wurde die Unterweisung in den Glauben zu einem guten Teil von Kirche und Elternhaus auf den Schulunterricht übertragen. So gewann die Unterscheidung nach ‚Elementar‘- (‚Haus‘- und ‚Schul‘-)Katechese und ‚Erwachsenenkatechese‘ mehr und mehr an Bedeutung.

Katechet/in

Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche setzen Katecheten ein. Katecheten üben ihren Beruf im Weihe wie im Laienstand aus. Sie helfen bei der Vorbereitung von Taufbewerbern auf ihre Taufe, von Kindern auf ihre Erste Heilige Kommunion und die Beichte, von Jugendlichen auf ihre Firmung und Konfirmation sowie von Erwachsenen auf ihre Ehe. Ihre Unterweisung hält sich an die Lehre der Kirche und an die Verkündigung der Heiligen Schrift.

Katechismus

Ursprünglich verstand man unter ‚Katechismus‘ die religiöse Unterweisung selbst. Seit der Reformation (1529 entstand Martin Luthers ‚Kleiner Katechismus‘) enthält ‚der Katechismus‘ die Lehre der Kirche in einem Buch, besonders auch in Hinblick auf den Gebrauch im Schulunterricht. Er umfaßt Gottes und Christuslehre, die Kirchenlehre und die Lehre von den Sakramenten sowie die Lehre vom christlichen Leben und seiner Vollendung. Seit dem 20. Jahrhundert ersetzt die zusammenhängende Darstellung erklärender Art die lange Zeit bestehende Form des ‚Memorierbuches‘ mit seinem Frage-und-Antwort-Mechanismus.

Katechist/in

Seit dem 16. Jahrhundert unterstützen Katechistinnen und Katechisten die Arbeit in den Missionsgebieten der Kirche. Sie helfen mit, den Kontakt zwischen Missionarinnen und Missionaren mit der einheimischen Bevölkerung herzustellen. Darüber hinaus erteilen sie Unterricht in Fragen des Glaubens (vgl. Stichwort Katechese), laden Gläubige zum Gottesdienst und holten diesen bei Mangel an Priesterkräften selbst ab. In eigenen Schulen werden sie auf ihre katechetischen Aufgaben vorbereitet.

Kathedrale

vgl. Stichwort ‚Dom". Die Kathedrale (vom griech. kathedra = Sitz, Lehrstuhl) ist die Bischofskirche, das heißt die Kirche, an der der Bischof der Diözese seinen Sitz hat.

Katholikentag

"Katholikentag" ist die verkürzte Bezeichnung für die "Generalversammlung der deutschen Katholiken". Der erste Katholikentag fand Anfang Oktober 1848 in Mainz statt. Er verfolgte das Ziel, dem katholischen Teil der Nation den Einfluß im erhofften nationalen Staat wieder zu verschaffen, den er in der Säkularisation verloren hatte. Heute steht neben gesellschaftspolitischer Orientierung und weltweiter Solidarität zunehmend der geistliche Aspekt im Zentrum der Katholikentage. Die Katholikentage finden seit 1952 alle zwei Jahre (vorher wenn möglich alljährlich) statt und werden vom Zentralkomitee der Deutschen Katholiken organisiert. Der nächste Katholikentag ist im Jahr 2000 in Hamburg vorgesehen.

Katholisch

(vom griech. kat‘ holon = zusammen, in eins, das Allgemeine). Bis zum dritten Jahrhundert bedeutete "katholisch" die Unversehrtheit und Vollkommenheit der Kirche in der Einheit mit Christus. Seit der Mitte des dritten Jahrhunderts bezeichnet "katholisch" vor allem die "wahre" Kirche im Gegensatz zu häretischen (Irrgläubigen, vgl. Stichwort) oder schismatischen (abgespaltenen), meist lokalen Sekten. Heute umgangssprachlich für die römisch-katholische Kirche zur Unterscheidung von den Kirchen der Reformation benutzt.

Katholische Briefe

Als "Katholische Briefe" werden die sieben Apostelbriefe im Neuen Testament bezeichnet, deren Verfasserschaft nicht auf den Apostel Paulus zurückgeführt wird. Zu den Briefen zählen: der erste Brief des Jakobus, der erste und zweite Brief des Petrus, der erste bis dritte des Johannes und der Brief des Judas. Die Bezeichnung "Katholische Briefe" leitet sich aus der allgemeinen ("katholisch" = umfassend) Bestimmung der Briefe ab. Sie waren nicht an eine bestimmte Gemeinde, sondern an die Gesamtkirche oder einen zumindest größeren Leserkreis gerichtet. Jedoch trifft dies im engeren Sinne nur beim Jakobus-, beim ersten Petrus- und beim ersten Johannesbrief zu.

Katholische Soziallehre

Gegenstand der katholischen Soziallehre ist die Ordnung der Gesellschaft und die Rolle des Menschen in ihr. Sie beruft sich dabei auf die Normen, die sich aus der natürlichen Vernunft und der Offenbarung ergeben. Der natürlichen Vernunfterkenntnis (naturrechtliche Erkenntnis) wird die bedeutendere Rolle für die Ordnung des sozialen Lebens eingeräumt. Der Inhalt der katholischen Soziallehre läßt sich in drei Sozialprinzipien zusammenfassen: Personprinzip (der Mensch als Träger und Ziel aller gesellschaftlichen Einrichtungen steht im Mittelpunkt), Solidaritäts- (der Mensch ist auf eine Gemeinschaft hin zugeordnet) und Subsidaritätsprinzip (Abgrenzung der Zuständigkeit des einzelnen und der Gemeinschaft).

Kelchkommunion

Bis ins 12/13. Jahrhundert war der Empfang der Eucharistie in Gestalt des Weines auch für die Laien gebräuchlich. Aus praktischen Gründen (Angst vor Verschütten, Ehrfurcht) wurde die Kelchkommunion jedoch seit dem Hochmittelalter auf den Zelebranten beschränkt. Das II. Vatikanische Konzil gestattete die Kelchkommunion wieder allen Gläubigen und empfahl sie bei besonderen Anlässen, um die volle Eucharistie sichtbar zu machen. Die Kirchen der Reformation haben die Kelchkommunion von Anfang an wieder eingeführt. Die orthodoxe Kirche hat sie die ganze Zeit über beibehalten.

Kephas

Der Apostel Simon erhielt von Jesus den Beinamen "der Fels" (lateinisch "Petrus", hebräisch "kephas"). Der Beiname soll die herausgehobene Position des Petrus unter den anderen Aposteln verdeutlichen. Petrus ist der Fels, auf den Jesus seine Kirche baut. Vgl. Stichwort Petrus.

Kerygma

Das Wort "kerygma" stammt vom griechischen "keryx" = Herold, Bote (Bekanntmachung, Befehl, Gebot, Predigt). Das Wort stammt aus der griechischen Übersetzung des Alten Testaments und bezeichnet heute die Verkündigung des Gotteswortes. Am stärksten, am intensivsten ist das Kerygma im Sakrament erfahrbar, in dem der Wille Gottes zur Rettung des Menschen spürbar wird: die Taufe, das Bußsakrament, die Eucharistie.

Kerzen

Der Gebrauch von Kerzen in Liturgie und Volksfrömmigkeit geht auf vorchristliche Zeiten zurück. Im christlichen Kontext werden Kerzen seit dem dritten Jahrhundert im Begräbnis- und Taufritus sowie in der Liturgie (Osternacht) benutzt. Seit dem 11. Jahrhundert ist es Sitte geworden, Kerzen auf den Altar zu stellen. Der heutige Gebrauch von Kerzen im Gottesdienst wird einheitlich durch liturgische Vorschriften geregelt.

Ketzerei

Spätmittelalterliche Bezeichnung für Häresie (vgl. Stichwort), der Irrlehre, die von der rechten christlichen Lehre abweicht. Sprachlich abgeleitet von den "Katharern" (Übersetzung "die Reinen"), einer von der Kirche verfolgten politisch-religiösen Bewegung in Südfrankreich und Norditalien im 12. und 13. Jahrhundert. Der Volksmund machte aus den "Katharern" die Ketzer, eine Sammelbezeichnung für alle Andersdenkenden und Andersgläubigen. Im heutigen Sprachgebrauch bezeichnet der Begriff "Ketzerei" auch Äußerungen, die die religiösen Gefühle gläubiger Menschen beleidigen und verletzen.

Ketzerverfolgung

vgl. Stichwort "Inquisition".

Keuschheit

Bezeichnet in der katholischen Theologie ein sittliches Verhalten im Bereich der Sexualität. Ein keusches Ausleben der menschlichen Geschlechtskraft muß dem Sinn menschlichen Lebens und der Menschenwürde Rechnung tragen. Daraus folgt, daß die Sexualität in der Beziehung zu einem Ehepartner gelebt werden soll und nicht ohne den Aspekt der Fortpflanzung zu denken ist.

Außerhalb der Ehe fordert die Keuschheit einen bewußten, freiwilligen Verzicht auf sexuelle Betätigung. Die Keuschheit stellt keine Abwertung von Körper und Geschlechtlichkeit dar. Vielmehr bewirkt die moralische Ordnung der Geschlechtskraft, daß sich die Sexualität - gelebt im Sakrament der Ehe - als Tugend erweist und nicht die einzelne Person beherrscht.

Kind

Die Kindheit ist eine Lebensphase des Menschen, die die Zeitspanne von der Geburt bis zur Pubertät umfaßt. Nach alttestamentlicher Vorstellung läßt Gott das Kind im Mutterleib heranwachsen. Darum gilt das Kind als Gottesgeschenk. Viele, besonders männliche Kinder gelten als Beweis göttlichen Segens. Dem entgegengesetzt gilt im Alten Testament Kinderlosigkeit als Schande und Gottesstrafe. Auch im Neuen Testament gilt das Kind als ein Geschöpf Gottes. Sein Verhalten wird den Erwachsenen als Vorbild genannt, Jesus empfängt die Kinder besonders herzlich. Auf der anderen Seite gelten Kinder aber auch als Symbol für Ohnmacht und Unvollkommenheit, so daß das Neue Testament — umfassend gesehen — Kinder nicht idealisiert.

Kindheitsgeschichte

Die jeweils ersten Kapitel in den Evangelien von Matthäus (Mt 12) und Lukas (Lk 12) werden Kindheitsgeschichte genannt. Sie berichten beide von Jesu Leben vor seinem öffentlichen Auftreten. Die ersten beiden Kapitel des Lukas-Evangeliums berichten in deutlicher Parallelität von der Geburt Johannes des Täufers und der Geburt Jesu, wobei die überragende Bedeutung Jesu deutlich wird. Die ersten zwei Kapitel bei Matthäus dienen dem Beweis, daß Jesus der von den Propheten geweissagte, lang ersehnte Messias ist. Die Kindheitsgeschichten sind keine Biographien, sondern vor allem sind sie theologisch zu interpretieren. Die Verfasser der Kindheitsgeschichten übertragen ihren Glauben an den Erlöser auf den Anfang des irdischen Lebens Jesu. Vgl. Stichwort "Herbergssuche".

Kirche

Das Wort stammt von dem griechischen "kyriake" (= dem Herrn zugehörig). Sprachgeschichtlich hat es in dem Wort "kohal" (= Die gerufene Versammlung des Herrn) eine hebräische Wurzel. Diese ist in das griechische und lateinische Wort "ekklesia" (= Die Herausgerufenen, die Berufenen) eingegangen. Das Wort "Kirche" bezeichnet sowohl das Gebäude, in dem der Gottesdienst der Gläubigen stattfindet, als auch die Gemeinschaft der Gläubigen selbst. Im Verständnis der Kirche als dem Leib Christi verweist das Wort auch auf den Gottesdienst. Die Kirche ist die von Christus gestiftete Gemeinschaft der Glaubenden, die sich zu Christus bekennt. Der einzelne wird durch die Taufe Mitglied der Kirche. Die Einheit der christlichen Kirche ist im Laufe der Geschichte verlorengegangen. Die größten christlichen Kirchen sind die katholische, die evangelische und die orthodoxe Kirche.

Kirchenaustritt

Der vom einzelnen freiwillig erklärte Austritt aus der Kirche. Der Austritt kann sich nur auf den äußeren, rechtlichen Rahmen beziehen, da die Gültigkeit der Taufe von einem Austritt nicht berührt wird. Mit dem Austritt aus der Kirche enden alle kirchlichen Rechte und Pflichten (zum Beispiel Zahlung der Kirchensteuer) des Ausgetretenen. Der Austritt ist ab dem vierzehnten Lebensjahr möglich. Die Kirche sieht in dem bewußten und freiwilligen Austritt eine schwere Sünde. Ein Wiedereintritt in die Kirche ist jederzeit möglich.

Kirchenbann

Aufhebung der kirchlichen Rechte des einzelnen in der Gemeinschaft der Gläubigen (besonders Ausschluß vom Empfang der Sakramente). Die bekanntere Definition des Kirchenbanns als Ausschluß aus der Gemeinschaft der Gläubigen ist irreführend. Der Kirchenbann hebt nicht die Gültigkeit der Taufe auf, so daß auch der Gebannte in der durch die Taufe verbundenen Gemeinschaft bleibt. Der Kirchenbann verfolgt sowohl Straf- wie auch Besserungsabsichten. Er wird in der Regel zeitlich begrenzt ausgesprochen. In alten Zeiten, besonders im Mittelalter, wurde der Kirchenbann zu politischen Zwecken mißbraucht.

Kirchengebote

Eine Anzahl von kirchlichen Weisungen und Geboten, die für alle Katholiken gelten und das Zusammenleben der Gemeinschaft gewährleisten sollen. Zu den Kirchengeboten zählen zum Beispiel das Sonntags- und die Fastengebote. Die Kirchengebote berufen sich in der Regel auf alte christliche Gewohnheitspflichten.

Kirchengeschichte

Gegenstand der Kirchengeschichte ist die Kirche von der ersten nachösterlichen Gemeinde bis in die Gegenwart. Wesentlich für die Kirchengeschichte sind drei Elemente: Sie befaßt sich mit den überlieferten gegenständlichen und literarischen Quellen und unterzieht sie einer kritischen Untersuchung = Kirchengeschichte als strenge historische Wissenschaft. Sie wertet die Ergebnisse vor dem Hintergrund der Glaubensverkündigung = Kirchengeschichte als theologische Disziplin. Sie ist ausgerichtet auf das Ende der Zeit, die Wiederkunft Christi = Kirchengeschichte als Heilsgeschichte.

Kirchenjahr

Das Kirchenjahr beginnt mit dem Ersten Advent und endet in der katholischen Kirche am Christkönigsfest, in der evangelischen Kirche am Ewigkeitssonntag. In diesem Zeitraum werden alle Heilsgeheimnisse der Kirche gefeiert. Das höchste Fest des Kirchenjahres ist Ostern. Es wird durch die am Aschermittwoch beginnende, vierzigtägige Fastenzeit vorbereitet. Das Osterfest selbst dauert acht Tage (= Osteroktav), die Osterfestzeit endet an Pfingsten. Das zweithöchste Fest des Kirchenjahres ist Weihnachten. Die vierwöchige Adventszeit dient der Vorbereitung auf die Geburt des Herrn. Das Weihnachtsfest dauert bis zum Fest Epiphanie (= Fest der Heiligen Drei Könige, 6. Januar). Die Sonntage zwischen Epiphanie und Aschermittwoch und zwischen Pfingsten und dem Christkönigsfest heißen in der katholischen Kirche "Sonntage im Jahreskreis". Die evangelische Kirche zählt die einfachen Sonntage im Kirchenjahr als "Sonntage nach Trinitatis", dem Dreifaltigkeitsfest. Im Laufe des Kirchenjahres werden auch alle anderen Christusfeste und die Gedenktage der Heiligen gefeiert.

Kirchenlehrer

Ehrentitel, der von der Kirche ausdrücklich verliehen werden muß. Er wird an Theologinnen und Theologen verliehen, deren Leben und Arbeiten in herausragender Weise durch das Zeugnis der rechtgläubigen Lehre, einen heiligmäßig geführten Lebenswandel und hervorragende theologische Bildung geprägt war. Aus den ersten Jahrhunderten wurden von der Kirche als Kirchenlehrer Athanasius, Basilius, Gregor von Nazianz, Johannes Chrysostomus, Ambrosius, Augustinus, Gregor der Große und Hieronymus anerkannt. Später wurde der Titel an noch etwa 30 Theologinnen und Theologen verliehen, zum Beispiel an Thomas von Aquin, Franz von Sales, Johannes vom Kreuz, Teresa von Avila und Katharina von Siena.

Kirchenmusik

für den liturgischen Gottesdienst bestimmte Musik. Sie ist im Unterschied zu der "Geistlichen Musik", die sich auch im weltlichen Raum entfalten darf, eng mit der Liturgie verbunden. Aus diesem Grund orientiert sie sich an kirchlichen Gesetzen, die regeln, welche liturgischen Forderungen an die Kirchenmusik gestellt werden: sie muß sich deutlich von weltlicher Musik unterscheiden und hat sich als wahre Kunst zu erweisen. Nationale Besonderheiten und musikalische Ausdruckselemente einzelner Völker finden nur dann in die Kirchenmusik Aufnahme, wenn sie deren Kriterien entsprechen und auch für andere Völker nachvollziehbar sind. Unter den verschiedenen Arten der Kirchenmusik gilt der "Gregorianische Gesang" als deren Krone. Vgl. "Gregorianischer Choral".

Kirchenpatron

Der Begriff "Patron" kommt von dem lateinischen Wort "patronus" (Bezeichnung der römischen Rechtssprache für den Schutzherrn von Klienten oder Freigelassenen). Allgemein ist der Patron oder der Schutzheilige ein Heiliger oder ein Engel, der als Beschützer von Kirchen, Städten, Ländern und anderen Orten, aber auch als Nothelfer in gefährlichen Lebenslagen angerufen und verehrt wird. Eine solche Schutzherrschaft heißt "Patrozinium". Das älteste bekannte Patrozinium ist das Kirchenpatrozinium. Schon in frühchristlicher Zeit wurden Kirchen, in denen ein Märtyrer oder eine Reliquie beigesetzt war, nach dem Namen des Heiligen benannt. Die Kirche wurde meistens neben Gott auch dem Heiligen geweiht. Mit zunehmender Verbreitung der Heiligenverehrung wurden fast alle Kirchen Heiligen geweiht, wenn sie nicht nach Glaubensgeheimnissen benannt waren (Dreifaltigkeit, Kreuz usw.).

Kirchenprovinz

Die Kirchenprovinz ist die dem Bistum nächst übergeordnete Instanz, das heißt, mehrere Bistümer bilden eine Kirchenprovinz. Die Kirchenprovinz wird von dem Metropoliten geleitet, der zugleich Erzbischof der Diözese ist, der er vorsteht. Diese Diözese wird als Erzbistum bezeichnet. Zur Unterscheidung heißen die anderen Bistümer einer Kirchenprovinz Suffraganbistümer. In Deutschland existieren die Kirchenprovinzen Hamburg, Berlin, Paderborn, Köln, Bamberg, Freiburg und München.

Kirchenrecht

Das Kirchenrecht soll den Menschen das Heil vermitteln und verpflichtet alle Getauften. Dabei gliedert sich das Kirchenrecht in das von Gott gegebene Offenbarungsrecht und das vom Menschen erkannte Naturrecht. Das Kirchenrecht ist keine unveränderliche Größe: Da die Menschen sowohl den Willen Gottes in der Natur als auch den Willen Gottes in seiner Offenbarung immer genauer untersuchen, gelangen sie zu stets neuen Erkenntnissen über das, was dem Menschen zum Heil dient. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil überarbeitete die katholische Kirche ihr gesamtes Gesetzeswerk und veröffentlichte 1983 das derzeit gültige Kirchenrecht im sogenannten Canon Iuris Canonici" (CIC). Herzstück dieses Gesetzeswerks ist das Kapitel über die Kirche als "Volk Gottes".

Kirchenspaltung

Eine Kirchenspaltung (oder: Schisma) liegt dann vor, wenn die Kirche aufgrund innerkirchlicher Konflikte auseinanderbricht. Schon zur apostolischen Zeit gab es immer wieder vereinzelte Trennungen, doch wurden sie nie zur Gefahr für die Gesamtkirche. Die Auseinandersetzungen zwischen den Kirchen des Ostens und Westens durchzogen das erste Jahrtausend der Kirchengeschichte und führten 1204 zum endgültigen Bruch. Im 14. Jahrhundert kam es wegen der Frage nach dem legitimen Papst zum großen "Abendländischen Schisma". Fast 70 Jahre lang stritten jeweils zwei Päpste darum, rechtmäßiger Nachfolger auf dem Petrusstuhl zu sein. Besonders schmerzliche Folgen für die Einheit der Kirche hatte die Abspaltung der reformierten Kirche im 16. Jahrhundert, nachdem Martin Luther von Rom exkommuniziert wurde. 1987 erregte Erzbischof Marcel Lefebvre Aufsehen, als er sich mit seinen Anhängern den Weisungen der katholischen Kirche widersetzte und sich damit von ihr abspaltete. Der konservative Kreis um den Erzbischof lehnte die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils ab und gründete die Priesterbruderschaft des heiligen Pius X.

Kirchenstaat

Zahlreiche Schenkungen an die römische Kirche führten zu einem umfangreichen Grundbesitz, der im siebten Jahrhundert weit über Italien hinausreichte. Nach einer Schenkung von Kaiser Pippin entstand im achten Jahrhundert schließlich der Kirchenstaat, der Teile des heutigen Italien umfaßte. Mit der französischen Revolution begann das Ende des Kirchenstaats. Teile des Territoriums wurden abgetreten, der Rest wurde besetzt und zur Römischen Republik ausgerufen, später an das Königreich Italien angegliedert. Endgültig erklärte die Volksabstimmung von 1870 die päpstliche Herrschaft im Kirchenstaat für beendet. Erst die Lateranverträge von 1929 sorgten für die Errichtung eines zumindest symbolischen Kirchenstaats, der "Citta del Vaticano", dem Vatikanstaat.

Kirchensteuer

Ein Beitrag, den die Gläubigen für das Leben ihrer Kirche und die Unterstützung der kirchlichen Aufgaben bezahlen. Die Steuer knüpft an den Kirchenzehnt an, der früher an die Kirche entrichtet wurde. In Deutschland wird dieser Beitrag vorn Staat eingezogen und an die Kirchen weitergegeben. In Ländern, die eine stärkere Trennung von Staat und Kirche praktizieren, richten die Gläubigen die Abgabe direkt an ihre Kirche.

Kirchenstrafen

Hergeleitet werden die Kirchenstrafen aus dem mittelalterlichen Bußrecht. Eine Kirchenstrafe kann verhängt werden, wenn bestimmte Gesetze des Kirchenrechts verletzt werden. Dadurch soll sich der Schuldige bessern und die Gemeinschaftsordnung in der Kirche bewahrt werden. In der Praxis werden heute die Exkommunikation (Ausschluß aus der Gemeinschaft) und der Ausschluß vom kirchlichen Dienst ausgesprochen.

Kirchentag

(vgl. Stichwort Katholikentag) Alle vier Jahre lädt die Evangelische Kirche zum Deutschen Evangelischen Kirchentag ein. Die Teilnehmer der Treffen widmen sich fünf Tage lang Fragen des Glaubens und der Gesellschaft. Hier haben die einzelnen Kirchen und Verbände die Möglichkeit, sich und ihre Arbeit vorzustellen.

Kirchenvater

(vgl. Stichwort Kirchenlehrer) Die Bezeichnung "Kirchenvater" knüpft an die antike Tradition an, in der ein Lehrer von seinen Schülern als geistiger Vater angesehen und verehrt wurde. Seit dem vierten Jahrhundert übernimmt die Kirche daher den Ausdruck "Kirchenvater" für ihre altchristlichen Bischöfe. Als Kriterium für einen Kirchenvater stellt die Kirche drei Forderungen: Das prinzipielle Festhalten an der kirchlichen Lehre, ein heiliger Lebenswandel und die Annahme durch die Kirche.

Kirchenvorstand

In der katholischen Kirche ein Gremium von vier bis sechzehn Mitgliedern, das die Finanzen und Liegenschaften einer Kirchengemeinde verwaltet. Vorsitzender ist der Pfarrer, dem auch die Gemeindeleitung übertragen ist. Ursprünglich war der Kirchenvorstand zur Zeit des Kulturkampfes vom Staat eingefordert worden, um die Macht der Kirchen zu schmälern. Doch schon bald hatte sich dieses Gremium so bewährt, daß es bis heute weiterhin existiert. In der evangelischen Kirche hingegen leitet der Kirchenvorstand (Presbyterium) zusammen mit dem Pfarrer die Gemeinde. Er kümmert sich um organisatorische und geistliche Fragen des Gemeindelebens.

Kirchenzeitung

Die Kirchenzeitungen informieren ihre Leser über das aktuelle Geschehen im Bistum und in der Welt. Sie greifen gesellschaftlich brisante Themen auf und widmen sich Glaubensfragen. Im Zeitalter der Medien muß die Kirche diesen Informationsweg nutzen, um möglichst viele Menschen mit ihren Inhalten und Zielen vertraut zu machen. Bemerkenswert ist, wie attraktiv die Bistumszeitungen kirchliche Nachrichten heute präsentieren.

Klagelied

Buch im Alten Testament. Als Klagelied bezeichnet man außerdem das Lied bei der Totenklage und die dichterische Notklage im Alten Testament. Diese beiden Gattungen sind prinzipiell unterschiedlich. Das Klagelied einer Totenfeier kreist ausschließlich um die Person des Verstorbenen und besitzt keinen religiösen Inhalt. Die Notklage im Alten Testament hingegen bezieht sich direkt auf Gott. Sie reicht von der einfachen Klage über die eigene Situation bis zur bitteren Anklage Gottes. Ziel der Notklage ist der göttliche Beistand in schwerer Lebenslage. Ein Großteil der Psalmen gehört zur Gattung der Notklage-Lieder.

Klarissenorden

Der Klarissenorden geht auf den heiligen Franziskus zurück, der in Assisi den Orden zusammen mit der heiligen Klara im Jahr 1212 gründete. Die erste Ordensregel stammt von Franziskus, ist heute aber nicht mehr erhalten. Der Orden ist ein beschaulicher, strenger Orden, der sich rasch verbreitete. Heute gehören weltweit 20000 Frauen dem Klarissenorden an.

Klause

(von lat. claudere, verschließen, abschließen) Zelle, in die sich Menschen zurückziehen, um sich ganz dem geistlichen Leben zu widmen. Klausen wurden früher am Stadtwall, an Brücken oder an der Wand einer Kirche eingerichtet. Ein kleines Fenster erlaubte die Entgegennahme von Nahrung und das Gespräch mit Fremden. Das völlig abgeschlossene Leben in einer Klause war im Mittelalter so beliebt, daß die Zellen nach dem Tod eines Einsiedlers direkt neu besetzt wurden.

Kleine Brüder Jesu

Die Kleinen Brüder Jesu gehen auf den Missionar und Mystiker Charles de Foucauld (1 8581 916) zurück und führen ein radikal christliches Leben: Geschwisterlichkeit, Armut, Gebet und Arbeit stehen im Mittelpunkt. In Kleingruppen zu drei oder vier Brüdern leben die Kleinen Brüder Jesu zusammen und arbeiten in weltlichen Berufen. Ihr Ziel ist es, in sozialen Brennpunkten oder Missionsgebieten Menschen auf Jesus von Nazareth hinzuweisen.

Klerus

Zum Klerus werden alle sakramental geweihte Christen gezählt: Diakone, Priester und Bischöfe. Vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde der Unterschied zwischen dem Kleriker- und Laienstand hervorgehoben, da die Kleriker die Kirchen- und Weihegewalt besitzen. Das Zweite Vaticanum nahm Abschied von der Klerikerkirche und betonte statt dessen, daß Kleriker und Laien zunächst durch das Sakrament der Taufe eine gemeinsame Würde besitzen. Diese Würde läßt sie beide am "allgemeinen Priestertum" der Gläubigen teilnehmen.

Kloster

(lat. claustrum, abgeschlossen). Ordensgemeinschaften in der Nachfolge Christi zogen sich von Anfang an in abgeschlossene Räume zurück. Später entstanden klostereigene Gebäude, zum Teil große Anlagen mit Kapelle, mit Zellen als Wohnräumen der Brüder und Schwestern, mit Küche und Speisesaal, mit Werkstätten, Gärten und Schulen. Der Grad der Weltabgeschiedenheit, den das Wort "Kloster" nahelegt, ist unterschiedlich. Schwestern und Brüder in Orden mit sogenannter strenger Klausur setzen nie einen Fuß aus ihrer abgeschlossenen Klosterwelt. Mitglieder anderer Orden gehen Berufen außerhalb des Klosters nach. Alle haben gemeinsam, daß das Kloster ihr Zuhause ist. Manche Klöster betreuen die Ortspfarrei: Ordensgeistliche verrichten ihren Dienst in der Seelsorge und Liturgie, die Klosterräume stehen der Pfarre offen.

Klugheit

vgl. Stichwort Kardinaltugenden. Die Klugheit als christliche Tugend läßt sich nicht am lntelligenzquotienten messen. Im Alten Testament beschreibt Weish 8,7 die Klugheit: Wer sich im Rahmen eigener Möglichkeiten und im Sinne Gottes um ein gutes Gleichgewicht zwischen Mensch und Welt bemüht, handelt klug im biblischen Sinne. Aufschluß gibt im Neuen Testament das Gleichnis von den Jungfrauen (Mt 25,11 3): Die klugen Jungfrauen sind auf die Ankunft des Bräutigams (= Christus) eingerichtet. Nach christlichem Glauben entwickelt sich die Weltgeschichte auf das Reich Gottes zu und auf die Wiederkunft Christi hin. Christlich klug handelt, wer in ständiger Erwartung und im festen Glauben daran das Gute verwirklicht. Gut ist alles, was das Reich Gottes aufbauen hilft und Christus den Weg für seine erneute Ankunft in der Welt bahnt.

Knecht Gottes

Zunächst Ehrentitel für alle Menschen, die sich in den Willen Gottes fügen. Ausdrücklich beschreibt der Prophet Jesaja (vgl. Stichwort) in vier Liedern vom Gottesknecht (behrebed Jahwe) die Leidensbereitschaft des Gerechten. Dabei nimmt er auch Schmähungen und Verletzungen durch die Mitmenschen in Kauf. Die neutestamentliche Theologie deutet die Lieder vom Gottesknecht (Jes 42,17 49,19 50,49 52,13 53,12) auf die Person und Leidensgeschichte Jesu Christi.

Knechtschaft

vgl. Exodus. Bevor das Volk Israel im gelobten Land leben durfte, war es in der Knechtschaft in Ägypten. Dort mußten die Israeliten Frondienste, harte Arbeiten, für den Pharao als Staatsoberhaupt verrichten. Gott befreite sie aus ihrem Schicksal und leitete das Volk in das Land Israel. Moses wählte er zum Anführer.

Kniebeuge

Eine körperliche Ausdrucksform in der — hauptsächlich katholischen — Liturgie, mit der ein Mensch Gott ehren kann: Der Mensch ist klein vor Gott. Indem er sich selbst in der Kniebeuge in die Position des Kleineren begibt, erkennt er die Größe Gottes an.

Könige

Geschichtsbücher des Alten Testaments. In der hebräischen Bibel bilden die Samuel und die Königsbücher eine Einheit; erst die griechische Übersetzung trennte sie. Darum sind die Buchzählungen in der hebräischen und der christlichen Bibel unterschiedlich. — Moses führte das Volk Israel aus Ägypten heraus, betrat jedoch das Land Israel nie. Nach der Landnahme war das Volk ohne Führer; die Zeit der Richter brach an. Erst in Saul (ca. 1012-1004 v. Chr.) hatte Israel seinen ersten König; David war sein Nachfolger. Die Königsbücher enthalten die Geschichte der Könige Israels und Judas (Südreich) vom Tod Davids an bis zum babylonischen Exil. Wie die gesamte Geschichtsschreibung des jüdischen Volkes sind die Königsbücher nicht einfach Fleißarbeit eines Chronisten, sondern gläubige Auslegung der Geschichte Gottes mit den Menschen des auserwählten Volkes Israel

Königtum Gottes

vgl. Gottesherrschaft. Die Evangelien schreiben im griechischen Originaltext, daß Christus die Ankunft der "basileia tau theou", der "basileia Gottes" verkündete. Je nachdem, welchen Schwerpunkt man in der Verkündigung setzen will, findet diese Bezeichnung mehrere Übersetzungen: Reich Gottes, Gottesherrschaft oder Königtum Gottes. In Christi Wirken ist die "basileia" auf der Erde schon angebrochen, aber noch nicht endgültig da. Die Übersetzung "Königtum Gottes" spricht von der Glaubenshoffnung, daß eines Tages Gott allein mit seinem Gesetz der Liebe regieren und die Menschen danach leben werden. Mit dem Fest Christkönig am letzten Tag des Kirchenjahres drückt die katholische Kirche ihren Glauben daran aus, daß Christus am Königtum Gottes Anteil hat.

Kohelet

von hebr. kahal, Gemeinde. Biblisches Buch aus der Reihe der Weisheitsbücher, auch "Ecclesiastes" oder "Prediger" genannt. Nichtigkeit und Eitelkeit der Welt sind Hauptthemen des Buches, die der Autor in einer losen Folge von Betrachtungen zu seiner Zeit und Kultur im dritten Jahrhundert vor Christus entfaltet. Jüdische und hellenistische Kultur treffen hier aufeinander. Das Buch ist stark auf den Menschen konzentriert. Es wird pseudonym Salomon zugeschrieben.

Koine

vgl. Griechisch. Einfachere Form als die Hochsprache des klassischen Griechisch und Sprache des Neuen Testaments.

Koinonia

griech. für: Gemeinschaft, Teilhabe. Christlich besagt das Wort die innige Verbundenheit der Gläubigen mit Christus, die Teilhabe an der Erlösung, die er den Menschen brachte, und jede Gemeinschaft der Christen untereinander. Besser, als Worte die Bedeutung erklären könnten, hat Paulus die Koinonia ins Bild des Leibes Christi und seiner Glieder gesetzt (1 Kor l2,12-30).

Kollekte

lat. Sammlung. Die Kollekte der ersten christlichen Gemeinden war eine Solidaritätssammlung, mit der sie die Arbeit der Urgemeinde im jüdischen Zentrum Jerusalem unterstützten. In Deutschland und weiteren europäischen Ländern kann man sich darauf beschränken, bei Kollekten für Vorhaben der Gemeinden selbst zu sammeln und für besondere Projekte und Aktionen, die die Solidarität und Unterstützung aller Glieder der Orts oder gar Weltkirche verdienen. In den meisten Ländern sind jedoch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darauf angewiesen, daß auch ihr Einkommen aus dem Kollektenergebnis finanziert wird.

Kollektengebet

Gebet zur Sammlung der Kraft des Geistes Gottes über den Gaben von Brot und Wein.

Kolosserbrief

Der Brief, den Paulus vermutlich während seiner Gefangenschaft in Caesarea oder Rom (ca. 57 oder 59 n. Chr.) schrieb, ist als Buch im Neuen Testament aufgenommen. Die heidenchristliche Gemeinde im kleinasiatischen Kolosso wurde vom Paulusschüler Epaphras gegründet. Paulus wendet sich in dem Brief gegen eine Irrlehre, die die Gemeindemitglieder in ihrem Glauben an das Erlösungswerk Christi verunsicherte. Anhänger dieser Irrlehre, die christliches, jüdisches, heidnisches und gnostisches Gedankengut vermengte, verbreiteten den Glauben an verehrungswürdige "Engel" oder "Geistermächte" neben Christus. Der Lobgesang (Hymnus) auf Christus im ersten der vier Kapitel hebt die Einzigartigkeit Christi als Haupt der Schöpfung und der Kirche hervor. Paulus verwendet im Kolosserbrief häufiger als in seinen anderen Schreiben eine liturgisch-hymnische Sprache. Die "Haustafel" (3,18-25) gibt Ratschläge für das Verhalten im häuslichen Leben der Christen.

Kolping, Adolph

Adolph Kolping, am 8. Dezember 1813 in Kerpen geboren, wurde mit dreizehn Jahren Schuhmacher. Von 1836 an studierte er Theologie in München und Bonn. Kolping, ein Zeitgenosse von Marx und Engels, wurde in Wuppertal/Elberfeld Kaplan. Dort gründete sich 1846 der erste Gesellenverein, Kolping war sein Geistlicher. 1849 ging er nach Köln. Zentrales Anliegen war ihm die Sorge um die Gesellen, deren Wanderschaft zur handwerkfeindlichen Zeit der Industrialisierung eher verachtet als sozial angenommen war. Er gründete Gästehäuser, die späteren "Kolpinghäuser", in denen die Gesellen nach dem Selbsthilfeprinzip Unterkunft und geistig-geistlichen Halt fanden, in denen sie Gemeinschaftserfahrungen wie in einer Familie machten. Für Adolph Kolping war die Familie Keimzelle der Gesellschaft und sozialer Erneuerung. So lag es nahe, daß aus seinen Gesellenvereinen bald Kolpingsfamilien entstanden, wie es sie heute in zahlreichen katholischen Gemeinden gibt. Kolping starb 1865. Am 27. Oktober 1991 sprach ihn Papst Johannes Paul II. selig.

Kommunion

vgl. Stichwort Eucharistie.

Kommunionhelfer/in

Seit den ersten Jahrhunderten kennt das Christentum diesen Dienst in den Gemeinden. Der Bischof ernennt Mitglieder der Gemeinde, die dem Priester bei der Kommunionausteilung im Gottesdienst helfen. Außerdem bringen die Kommunionhelfer/innen den kranken Gemeindemitgliedern die Eucharistie nach Hause. Am Aschermittwoch zeichnen die Kommunionhelfer/innen den Gläubigen zusammen mit dem Priester das Aschenkreuz auf die Stirn. Zur Vorbereitung nehmen Kommunionhelfer/innen an einen Kurs teil, der sie in ihren Dienst einführt.

Kommunität

(lat. communio — Gemeinschaft) Besonders in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts entstanden viele Wohn- und Lebensgemeinschaften, in denen Christen in ordensähnlicher Gemeinschaft miteinander leben. Häufig orientieren sich diese Kommunitäten an den evangelischen Räten Armut, Gehorsam und Ehelosigkeit. Die Gemeinschaften legen ein überzeugendes Glaubenszeugnis ab. Bekannte Kommunitäten sind die "Communaute de Taize" in Frankreich, die "bna community" in Schottland und "Die kleinen Brüder Jesu".

Komplet

(lat. complere — vollenden) Die letzte Tagzeit des Stundengebets, das von der Kirche auf der ganzen Welt gebetet wird. Verpflichtet zum Gebet der Komplet sind alle Kleriker und die Angehörigen religiöser Ordensgemeinschaften. Entstanden ist die Komplet aus dem gemeinsamen Abendgebet der Mönche. Sie enthält Schuldbekenntnis, Hymnus, Psalmen, Kurzlesung, den Gesang des Simeon, Gebet, Segen und ein abschließendes Marienlob.

Kon...

Zahlreiche Begriffe aus dem kirchlichen Leben beginnen mit der Vorsilbe "Kon". Die Silbe ist das eingedeutschte lateinische Verhältniswort "cum", zu deutsch "mit". Da die christliche Kirche eine Gemeinschaft ist, spielt das "Mit"einander eine so große Rolle.

Konfession

(lat. confessio — Bekenntnis) Durch die Spaltung der Christen entstanden vor allem zur Zeit der Reformation verschiedene Glaubensrichtungen, die (zunächst nur von evangelischer Seite) nach ihrer jeweiligen Bekenntnisschrift benannt wurden. Doch schon bald trennten nicht nur Glaubensfragen die unterschiedlichen Konfessionen. Durch die Verflechtung kirchlicher und weltlicher Herrschaft gerieten die Konfessionen in den Sog politischer Auseinandersetzungen. Vertieft wurde das konfessionelle Bewußtsein durch eine Politik, die die völlige Übereinstimmung von Territorium und Religion anstrebte. Dies förderte das zunehmende Auseinanderdriften der Glaubensgemeinschaften. Seit dem Humanismus versuchen ökumenische Bewegungen, die Kirchenspaltung in Konfessionen zu überwinden. Deutlich formulierte das Zweite Vatikanische Konzil: "Die Sorge um die Wiederherstellung der Einheit ist Sache der ganzen Kirche, sowohl der Gläubigen wie auch der Hirten, und geht einen jeden an" (Ökumenismusdekret 5).

Konfirmation

vgl. Stichwort "Firmung"

Kongregation

auch Kardinalskongregation. Die obersten Behörden der römischen Kurie. Im Dienst an der Gesamtkirche sind die verschiedenen Kongregationen für einzelne Bereiche des kirchlichen Lebens verantwortlich. In Deutschland bekannt ist vor allem die Glaubenskongregation, der der deutsche Kardinal Joseph Ratzinger vorsteht. Daneben gibt es acht weitere Kongregationen, beispielsweise die Sakramentenkongregation, die Kongregation für den Klerus und die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse.

Konklave

Die Kardinalsversammlung zur Papstwahl. Seit 1274 zieht sich das Wahlgremium unter völligem Ausschluß der Öffentlichkeit zurück. So soll die Papstwahl von jeder äußeren Beeinflussung frei bleiben. Wahlberechtigt sind alle amtierenden Kardinäle, die das 80. Lebensjahr nicht vollendet haben. Jeder Kardinal hat das Recht, sich beim Konklave von einer weiteren Person begleiten zu lassen. Versammlungsort für das Konklave ist die Sixtinische Kapelle.

Konkordanz

Nachschlagewerk, in der alle in einem literarischen Werk vorkommenden Wörter mit Stellenangabe verzeichnet sind. Die biblische Konkordanz ist ein unentbehrliches Hilfsmittel der Theologen. Schnell verweist sie auf alle Bibelstellen, in denen ein gesuchter Begriff auftaucht.

Konkordat

Völkerrechtlicher Vertrag zwischen dem Apostolischen Stuhl und einem Staat über kirchenpolitische Beziehungen. Als erstes ging das "Wormser Konkordat" in die Geschichte ein. Heute hat das Konkordat durch die Säkularisierung einerseits und die geistliche Erneuerung der Kirche andererseits einen wichtigen Stellenwert. Im Vordergrund steht der Wunsch von Kirche und Staat, eine rechtliche Grundlage für gute und einvernehmliche Beziehungen zu entwickeln.

Konsekration

Bezeichnung für verschiedene liturgische Weihehandlungen. Die bekannteste Konsekration bezieht sich auf die Weihe der zum Altar gebrachten Gaben von Wein und Brot in der Eucharistiefeier. Nach der Konsekration sind die eucharistischen Gaben Leib und Blut Jesu Christi. Andere Konsekrationen sind die Weihe eines Bischofs, eines Altars oder einer Kirche. Auch wenn in vielen Fällen augenscheinlich zunächst Gegenstände im Mittelpunkt einer Konsekration stehen, drücken diese Weihehandlungen immer das von Gott geschenkte Heil für die Menschen aus.

Konstantin

Römischer Kaiser (306-337). Unter seiner Herrschaft wurde das Christentum Staatsreligion im Römischen Reich. Ursprünglich verehrte Konstantin den Sonnengott. Die Legende erzählt, daß Konstantin während einer Schlacht im Jahr 312 ein Lichtkreuz am Himmel sah. Daraufhin bekehrte er sich zum Christentum und machte der Kirche zahlreiche Schenkungen. Überlieferte Erlasse und Briefe beweisen, daß Konstantin stark vom christlichen Glauben ergriffen war. Als architektonisches Zeugnis seiner Frömmigkeit hinterließ er zahlreiche Kirchenbauten, unter anderem in Trier, Rom (Laterankirche, Peterskirche) und Jerusalem (Grabeskirche). Taufen ließ sich der römische Kaiser allerdings erst auf dem Sterbebett, um im Vollbesitz der Gnade zu sterben.

Kontemplation

(lat. contemplatio — Betrachtung) Lebensform, die sich ganz auf Gott und die Vereinigung mit Gott im Gebet ausrichtet. In der Begegnung mit Maria und Martha betont Jesus, daß die Ausrichtung auf ihn nicht wegen dringender weltlicher Aktivität ins Hintertreffen geraten darf. Viele Mystiker haben ihr Leben deshalb ganz der Kontemplation gewidmet und wurden zu großen Glaubenszeugen, z.B. Johannes vom Kreuz, Theresia von Avila und Franz von Sales. Heute wird die Bedeutung der Kontemplation wieder neu entdeckt. Der Katechismus der Katholischen Kirche drückt das rechte Verhältnis von Handlung und Kontemplation in einem einzigen Satz aus: "Die Akte des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, die das erste Gebot befiehlt, vollenden sich im Gebet."

Konvent

(lat. convenire — zusammenkommen) Versammlung aller stimmberechtigten Klostermitglieder. Der Begriff wird auch zur Bezeichnung eines Klosters selbst verwandt.

Konzil

(lat. — Zusammenkunft) Unter der Leitung des Papstes versammeln sich Bischöfe, um über Fragen der Gesamtkirche zu beraten. Unterschieden wird zwischen Konzilien, an denen alle Bischöfe teilnehmen (Ökumenische Konzilien) und den Konzilien, zu denen Bischöfe einer bestimmten Region zusammenkommen (Partikularkonzilien). Zu insgesamt 21 Ökumenischen Konzilien kamen die Bischöfe im Lauf der zweitausendjährigen Kirchengeschichte zusammen. Die wichtigsten Konzilien waren die frühen Zusammenkünfte in Nizäa (325), Konstantinopel (381), Ephesus (431) und Chalkedon (451), das Konzil von Trient (1545-1563), das Erste Vatikanische Konzil (1869-1870) und natürlich das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965).

Kopten

Ursprünglich christliche Kirche in Ägypten. Bis zum Konzil von Chalkedon (451) gehörte die koptische Kirche zur katholischen Kirche. Da sie die Aussagen dieses Konzils über die zwei Naturen in der einen Person Christi (wahrer Gott und wahrer Mensch) nicht anerkannte, spaltete sie sich von der katholischen Kirche ab. Heute leben die Kopten außer in Ägypten vor allem in anderen islamischen Ländern.

Koran

(arab. kara‘a — Rezitation, Vortrag) Das Heilige Buch des Islam, das sich in 114 Abschnitte (Seren) gliedert. Es gilt als unfehlbare Offenbarungsmitteilung Mohammeds, die dem Propheten direkt vom Engel Gabriel in völliger Übereinstimmung mit der im Himmel befindlichen Urschrift diktiert wurde. Inhaltlich unterscheiden die islamischen Theologen die gesetzlichen Bestimmungen, die Geschichten und die Mahnreden. Bemerkenswert ist die einzigartige Stellung Marias in der heiligen Schrift des Islam. Der Koran schildert ihre Empfängnis (Seren 19,1622:66,12) und zählt Maria zur Trinität.

Korintherbriefe

Das Neue Testament enthält zwei Briefe des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth. Korinth war eine bedeutende Handels und Hafenstadt in Griechenland. Paulus besuchte die Stadt auf seiner zweiten Missionsreise 50/51 und gründete dort eine christliche Gemeinde. Den ersten Brief schrieb der Apostel zwischen den Jahren 53 und 55 aus Ephesus. Er beantwortete darin Fragen der Gemeindemitglieder nach dem Eucharistieverständnis, nach der Heilsbedeutung des Kreuzes Christi, nach der Bedeutung der Auferstehung und nach dem richtigen Umgang mit den Gnadengaben (Charismen). Sein Anliegen war es, die Einzigartigkeit Christi darzulegen. Sektiererische Strömungen lehnte Paulus ab. Der zweite Korintherbrief, verfaßt nach 57, stellt eine Verteidigungsrede des Apostels dar. Aus der Gemeinde von Korinth waren Vorwürfe laut geworden, Paulus sei unaufrichtig und überheblich. Am Schluß betont Paulus die Kollekte für die Armen der Jerusalemer Gemeinde. Neben den beiden überlieferten Korintherbriefen werden nach zwei weitere in den Schreiben des Paulus erwähnt, die jedoch verlorengegangen sind.

Krankensalbung

Eins der sieben katholischen Sakramente. Die Krankensalbung dient der Stärkung, dem Trost und der Sündenvergebung bei Krankheit und in Todesgefahr. Im Sakrament findet die Anwesenheit Christi beim leidenden Menschen ihren Ausdruck. Der seit dem zwölften Jahrhundert gebrauchte Begriff "Letzte Ölung" ist irreführend, da das Sakrament der Krankensalbung nicht nur Sterbenden gespendet wird. Das Sakrament kann man auch mehrmals empfangen. Bei der Krankensalbung salbt der Priester die Stirn und die Hände des Kranken mit Olivenöl, das für diesen Zweck vom Bischof geweiht wurde. Dabei bittet der Priester Christus, den Kranken zu stärken und ihm seine Schuld zu vergeben.

Kräuterweihe

Seit dem zehnten Jahrhundert bekannter Brauch. Durch die Weihe der Kräuter am Fest Maria Himmelfahrt (15. August) bitten die Gläubigen Gott, Unheil von ihnen fernzuhalten. Aus diesem Grund wurden die Kräuter häufig in Dachgiebel gehangen. Der Brauch der Kräuterweihe beinhaltet Elemente heidnischer Natur und Erntefeste. Durch die christliche Interpretation wurden abergläubische Praktiken bekämpft. Eine Legende erklärt die zeitliche Festsetzung der Kräuterweihe am Fest Maria Himmelfahrt: Die Apostel hätten das Grab Marias geöffnet, dort jedoch statt des Leichnams Blumen und Kräuter gefunden.

Krethi und Plethi

Nach den alttestamentlichen Samuel- und Königsbüchern die verläßliche Leibgarde König Davids. Sie bestand wahrscheinlich aus Angehörigen des Stammes der Philister, die traditionell zu den Feinden des Volkes Israel zählten.

Kreuz

In vorchristlichen Zeiten wird das Kreuz aufgrund seiner einfachen Form als Ornament und Handwerksmittel benutzt. Daneben sind religiös-magische Verwendungsweisen bekannt (Rad-Kreuz, Haken-Kreuz). Bei orientalischen Völkern und bei den Römern ist das Kreuz Hilfsmittel der entehrendsten Hinrichtungsart. Durch Christi Erlösungstod am Kreuz bekam das Kreuz einen völlig neuen Sinn: Es wird zum Heilszeichen der Christen und findet bei Segnungen und Weihungen Verwendung. In Kirchen, bei Prozessionen und in Privathäusern sowie als Schmuck erinnert es an den Tod Jesu am Kreuz wie auch an seine Auferstehung. Das Kreuz weist somit auf den Glauben an Gott hin. Damit ist es das Symbol der Liebe Gottes zu den Menschen.

Kreuzerhöhung

Seit dem vierten Jahrhundert feiert die Kirche am 14. September das Fest Kreuzerhöhung. Das Fest erinnert an die Auffindung des Kreuzes Jesu durch die Kaiserin Helena zu Beginn des vierten Jahrhunderts in Jerusalem. Ob es sich bei dem Kreuz, das Helena, die Mutter Konstantin des Großen, gefunden haben soll, um das Kreuz Jesu handelte, ist historisch nicht zu beweisen. Teile des Jerusalemer Kreuzes wurden nach Konstantinopel gebracht. Von dort gelangten Kreuzreliquien in viele Städte des Abendlandes. Das Kreuz wurde 614 von den Persern geraubt und 628 von Kaiser Heraklios wiedergewonnen. Endgültig ging es 1187 beim drillen Kreuzzug in einer Schlacht verloren.

Kreuzigung

Bei den Römern eine grausame und demütigende Todesstrafe für Sklaven und Nichtrömer. Der Verurteilte mußte das Kreuz selbst zur öffentlichen Hinrichtungsstätte tragen. Dort wurde er an den Quer- und Längsbalken gebunden oder genagelt. Die Kreuzigung Jesu entspricht der üblichen Form. Durch den Kreuzestod Christi wird seine Hinrichtung zum Heilstod, der die Menschen von ihren Sünden erlöst.

Kreuzweg

Der von den Römern zum Kreuzestod Verurteilte mußte sein Kreuz selbst zur Hinrichtungsstätte tragen. In Erinnerung an den Kreuzweg Christi nach Golgotha werden seit dem Mittelalter an Wegen und in Kirchen "Kreuzwege" errichtet. In vierzehn Stationen wird der Leidensweg Jesu von der Gefangennahme am Gründonnerstag bis zur Grablegung dargestellt. Die Kreuzwege laden zu jeder Zeit, besonders in der Karwoche, zum Meditieren oder Abschreiten des Leidenswegs Jesu ein. In neueren Kreuzwegen wird oft als fünfzehnte Station die Auferstehung angefügt.

Kreuzzeichen

Ein seit dem zweiten Jahrhundert nachweisbarer Segensgestus, bei dem der Christ über sich selbst, anderen Menschen oder Dingen das Kreuzzeichen macht. Dabei werden die Worte: "Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes" gesprochen. Das Kreuzzeichen ist Ausdruck der Nähe Gottes. Durch das Kreuzzeichen erhofft der Mensch für sich selbst, für andere Menschen oder Dinge Gottes Heil.

Kreuzzüge

Der Begriff bezeichnet im engeren Sinne sieben militärische Unternehmungen des 11. bis 13. Jahrhunderts, die das Heilige Land, besonders Jerusalem, von islamischen Völkern befreien sollten. Der erste Kreuzzug wurde 1095 von Papst Urban II. ausgerufen und führte 1099/1100 zur Errichtung des Königreiches Jerusalem, das bis 1187 Bestand hatte. Äußerst brutales Vorgehen, Judenprogrome und Mißbräuche (Kinderkreuzzug) werfen ein dunkles Licht auf die Zeit der Kreuzzüge. Im weiteren Sinn bezeichnet der Begriff "Kreuzzug" militärische Aktionen des Mittelalters gegen heidnische Völker an den Grenzen Europas (Wenden, Mauren, Pruzzen) und gegen christliche Ketzer (Waldenser, Hussiten, Albigenser).

Krippe

Bezeichnung für den Futtertrog, in den das neugeborene Jesuskind gelegt wurde. Die in jedem israelischen Bauernhaus zu findende Krippe war aus Stein oder Holz gefertigt. Im heutigen Sinne bezeichnet der Begriff "Krippe" die figürliche Darstellung der Weihnachtsgeschichte, wie sie erstmals von Franz von Assisi 1223 im Wald von Greccio (Italien) aufgebaut wurde. Im Zentrum der Weihnachtsdarstellung stehen Maria und das Kind, hinzu kommen Josef, Ochs und Esel, die Hirten mit ihren Schafen und die Heiligen Drei Könige. Die in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore verehrte Krippenreliquie ist unecht.

Krypta

Im klassischen Sprachgebrauch eine Höhle, ein Kellergewölbe. In der frühchristlichen Zeit auch Bezeichnung für Katakombengänge. Heute bezeichnet der Begriff "Krypta" einen kellerartigen, gewölbten Raum unter dem Chor der Kirche. Er wird allgemein zu religiös-sakralen Zwecken benutzt und dient häufig als Grabstätte.

Ku-Klux-Klan

Terroristischer Geheimbund in den Vereinigten Staaten, der sich nach dem amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) bildete. Er wandte sich mit Terrorakten, Überfällen und Morden gegen die Aufhebung der Sklaverei und dem Wahlrecht für die farbige Bevölkerung. Symbol des 1866 gegründeten Klans waren das Sternenbanner mit Bibel und Kreuz. Die zu absoluter Geheimhaltung verpflichteten Mitglieder kleideten sich in weiße Ketten mit spitzen Kapuzen. Trotz zahlreicher Verbote blieb der Ku-Klux-Klan aktiv; in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts hatte er ca. fünf Millionen Mitglieder, die nun auch Katholiken und Juden verfolgten. Der Ku-Klux-Klan existiert noch heute und sucht verstärkt Kontakte zu rechtsextremen Kreisen in Deutschland.

Kulturkampf

Der Begriff bezeichnet die Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Ländern (Preußen, Bayern, Osterreich) und der katholischen Kirche sowie der Zentrumspartei als ihrer politischen Vertretung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zentrum des Kulturkampfes war Preußen. Der Kulturkampf begann 1871 mit der Auflösung der katholischen Abteilung im preußischen Kultusministerium. Das Schulaufsichtsgesetz (1872) sollte den kirchlichen Einfluß auf die Schulen brechen. Ein Verbot von Niederlassungen der Jesuiten und ähnlicher Orden im Deutschen Reich sowie der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zum Heiligen Stuhl verschärften die Auseinandersetzung. Die Maigesetze Bismarcks 1873 stellten den Höhepunkt des Kulturkampfes dar. Die Gesetze hoben die Unabhängigkeit der Kirche vom Staat auf, erlaubten staatliche Eingriffe in die Ausbildung der Geistlichen, beinhalteten ein Verbot der päpstlichen Jurisdiktionsgewalt, regelten den Kirchenaustritt und führten die obligatorische Zivilehe (1875) ein. 1875 wurden alle Orden und Kongregationen im Reich aufgehoben. Lediglich die in der Krankenpflege tätigen Orden waren von dieser Regelung ausgenommen. Die Ziele des Kulturkampfes, die Schaffung einer deutschen Nationalkirche und die Auflösung der Zentrumspartei erreichte Bismarck nicht. 1880 lenkte Bismarck ein, 1886/87 beendeten Friedensgesetze den Kulturkampf.

Kurie

(lat. curia — Amtsgebäude) Bezeichnung für die obersten Verwaltungsbehörden und Gerichte des Papstes und der katholischen Kirche. Sitz der päpstlichen Kurie ist Rom. Besonderen Einfluß innerhalb der römischen Kurie besitzen die Kardinalskongregationen. Auf Bistumsebene werden die engsten Mitarbeiter des Bischofs in Anlehnung an die römische Kurie zur "bischöflichen Kurie" gezählt.

Küster

(lot. custos — Wächter) Die vielfältigen Aufgaben im Bereich der Kirchenpflege und Gottesdienstvorbereitung übernimmt ein Küster. Er kümmert sich um den Zustand des Kirchengebäudes und der Kirchengeräte. Außerdem werden ihm Aufgaben wie das Läuten der Glocken und Schließen der Kirche übertragen. Im weitesten Sinn ist der Küster Inhaber eines Kirchenamtes und darf während seines Dienstes klerikale Kleidung tragen. Die Person des Küsters ist aus dem liturgischen Bereich einer Gemeinde heute nicht mehr wegzudenken. In vielen Gegenden wird er auch Mesner, Sakristan oder Sigrist genannt.

Kustos

(lat. custos so.) Innerhalb der bischöflichen Kurie ist eine Person für den Gottesdienst zuständig. In seinen Händen liegt die Sorge für die gesamte Liturgie an einem Dom oder Stiftskapitel.

Kutte

Mönchskleidung, deren Ursprung auf die Prophetengewänder des Alten Testaments zurückgeht. Diese bestanden aus einfachem Schaf oder Ziegenfell. Schon Benedikt von Nursia schrieb seinen München eine einfache Arbeitskutte als KIeidungsstück verbindlich vor. Aus diesem Gewand entwickelten sich die heute bekannten Mönchskutten. Neben einer Kette gehören ein Gürtel aus Leder oder Hanfstrick und Schuhe zur Mönchskleidung.

Kyrie
vgl. Stichwort "Herr"

Kyrielitanei

(von griech. kyrios — Herr, Iitai — bitten) Die älteste Litaneiform in der Liturgie. In der Messe oder am Ende von Laudes oder Vesper formuliert ein Vorbeter die Gebetsanliegen. Darauf antwortet die Gemeinde mit einem gleichlautenden, an Christus gerichteten Ruf. Durch die Wiederholung des stereotypen Bittrufs erhalten Kyrielitaneien ihren meditativen Charakter. Ursprünglich entstand diese Litaneiform in der Ostkirche. Doch ist bekannt, daß eine Kyrielitanei schon am Anfang des sechsten Jahrhunderts von der Gemeinde in Rom regelmäßig gebetet wurde.

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